Tichys Einblick
Bericht der Süddeutschen Zeitung

Löst Boris Pistorius Olaf Scholz als Bundeskanzler ab?

Verteidigungsminister Boris Pistorius löst Olaf Scholz als Bundeskanzler ab. Hört sich nach einer Hammergeschichte an, ist aber nur eine Spekulation der Süddeutschen Zeitung. Die beweist damit wieder mal ihre spezielle Form der Analysefähigkeit.

IMAGO / Political-Moments

Blöde Situation. Der Kandidat schafft es bei „Wer wird Millionär?“ bis zur Schlussfrage. Die lautet: „Wie hieß der Kanzlerkandidat der SPD 2017?“. Er erinnert sich noch daran, dass es irgendwas mit Sch… war. Dann kommen die Alternativen: Schröder, Schmidt, Schulz oder Schweitzer? Verdammt! Der Fifty-Fifty-Joker ist auch schon weg. Wie soll man da wissen, wer 2017 der Kanzlerkandidat der SPD war – es gab ja so viele gescheiterte Kandidaten unter Angela Merkel (CDU). Und nicht allen konnte man eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im Schloss Bellevue vermitteln.

Zurück zu „Wer wird Millionär?“. Die richtige Antwort lautet C. Schulz – Martin Schulz. Er hat viele geschüttelt, aber nur wenige gerührt. Dabei haben alle Meinungsumfragen Anfang 2017 Martin Schulz als beliebtesten Politiker Deutschlands ausgemacht. Und alle Medien haben berichtet, dass Martin Schulz der beliebteste Politiker Deutschlands sei. Der „Schulzzug“ fuhr in einem Videospiel der SPD schon über AfD-Politiker hinweg. Menschenverachtend. Gewalt verherrlichend. Aber geschenkt. Es kam ja von „den Guten“.

Es war vermutlich noch nicht mal gelogen, dass Martin Schulz die besten Beliebtheitswerte seinerzeit hatte. Nur wirft der Vorgang einen Blick auf die Analysefähigkeit vieler deutscher Medien. Denn kein Journalist hat seinerzeit auf die Bekanntheitswerte von Martin Schulz geschaut. Warum auch? Schulz ist der beliebteste deutsche Politiker? Schöne Geschichte, passt ins eigene Weltbild, klickt gut im Internet, raus damit.

Nur war der Haken am Schulzschen Wahlkampf: Je bekannter der Kandidat wurde, desto unbeliebter wurde er. Nach dem Duell gegen Merkel wusste der Bürger nicht so recht, ob er Schulz auslachen oder trösten soll. Nachdem der Kandidat die Kanzlerin damit übertrumpfen wollte, dass er öfters mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron telefoniert hat als sie. Und früher. Und länger. Und härter.

Die Süddeutsche Zeitung hat nun eine Spekulations-Geschichte veröffentlicht. Sie hat erkannt, dass Olaf Scholz unbeliebt ist. Und zwar nicht wie sonst, weil das die böse rechte Presse als Hass und Hetze so verbreitet, sondern tatsächlich. Also in der Bevölkerung. Bei den Menschen, die ihn 2025 wiederwählen sollen. Doch die Süddeutsche geht noch weiter. Sie hat erkannt, dass Boris Pistorius gute Beliebtheitswerte hat. Gleich zwei Prämissen, die zusammenpassen. Zack, fertig ist die Spekulationsgeschichte: Der Verteidigungsminister löst den Kanzler bald als Kanzler ab.

Boris Pistorius hat die besten Beliebtheitswerte. Ja. Genau wie einst Martin Schulz. Pistorius hatte diese Werte unmittelbar nach seinem Amsantritt im vergangenen Januar. Als ihn noch kaum einer kannte. Genau wie einst Martin Schulz. Mögliche Erklärung: Die Wähler sind derart unzufrieden mit dem vorhandenen politischen Personal, dass sie jedem einen Vorsprung geben, der die Szene neu betritt. Etwa einem niedersächsischen Innenminister, den bis dahin südlich von Göttingen eine Mehrheit nicht gekannt hat – nördlich von Göttingen übrigens auch nicht. Doch das wäre eine Realität, die so sehr rechter Hass und rechte Hetze wäre, dass die Redakteure der Süddeutschen diesen Gedanken aus ihrem Gehirn entfernen, damit sie weiter ihre woken Wachträume träumen können.

Pistorius wird also der neue Kanzler. Danke, Süddeutsche. 2025 würde dann der Verteidigungsminister für die SPD den Wahlkampf führen. Er könnte es wie Gerd Schröder machen und den Parteinamen auf den Plakaten weglassen. Da gute Bekanntheitswerte aber auch nur eine Gefahr für sozialdemokratische Kandidaten sind, könnte er den eigenen Namen und das eigene Gesicht ebenfalls weglassen. Stattdessen könnte die SPD mit etwas werben, das die Leute mögen. Hundewelpen. Zum Beispiel. Oder Schokopudding. Ein Bild von einem optisch ansprechenden Staubsauger würde wahrscheinlich immer noch mehr Wähler für sich vereinnehmen als das sozialdemokratische Personaltableau. Es stimmt zwar, dass die Kandidatur eines Staubsaugers ein unrealistisches Szenario ist – aber wenn die Süddeutsche so etwas verbreiten darf, dann will TE das auch.

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