Die Bundeswehr verfügt auf dem Papier über 51 Stück des deutsch-französischen Kampfhubschraubers „Tiger“ – ausgeliefert zwischen 2013 und 2018 zum Einzelpreis von je rund 35 bis 40 Millionen Euro. Von diesem „Tiger“ heißt es, dass er ab 2025 nur noch über „temporäre Fähigkeitseinschränkungen“ verfüge, und die „Tiger“-Flotte ab 2027 reduziert werden solle. Ab 2029 seien diese Kampfhubschrauber der Bundeswehr nicht mehr für die Landes- und Bündnisverteidigung einsetzbar, so heißt es. Der „Tiger“ ist also jetzt schon museumsreif.
Wie wir auf TE berichtet haben, soll die Bundeswehr als „Brückenlösung“ nun 84 Stück des Airbus-Hubschraubers H145M anschaffen. Das ist ein Hubschrauber, wie er etwa vom ADAC als Rettungshubschrauber genutzt wird. Kostenpunkt: rund 3,05 Milliarden Euro, also Stückpreis rund 36 Millionen. Zunächst soll lediglich ein Rahmenvertrag für 62 Hubschrauber aufgesetzt werden; 57 davon sollen an das Heer, fünf an die Luftwaffe gehen, heißt es in einem Papier, über das „businessinsider“ berichtete. Zwei Drittel der Anschaffung sollen aus dem 100-Milliarden-„Sondervermögen“ (vulgo: Sonderschulden) finanziert werden, der Rest aus dem herkömmlichen Verteidigungshaushalt.
Apropos Umrüstung/Nachrüstung: Die Bundeswehr müsste sich eigentlich daran erinnern können, wie das mit dem „Starfighter“ F-104 war. Dieser einstrahlige Jet, der damals mehrere Geschwindigkeits- und Steig-Weltrekorde innehatte, war von der US-Firma Lockheed als Schönwetterjäger konzipiert gewesen. Die Bundesrepublik kaufte ab Ende der 1950er Jahre bis 1984 insgesamt 916 Stück davon. 259 sind abgestürzt, dabei kamen 116 Piloten ums Leben, was der F-104 den makabren Spitznamen „Witwenmacher“ einbrachte. Maßgeblicher Grund für die vielen Abstürze waren die Umrüstung der F-104 auf mitteleuropäische Verhältnisse und seine Überfrachtung zugleich nicht nur als Abfangjäger, sondern auch als Aufklärer und Jagdbomber.
Pistorius’ Dilemma
Die clevere US-Rüstungsindustrie hat das aktuelle Hubschrauber-Dilemma der Bundeswehr nun für sich entdeckt. Die US-Firma „Bell Aircraft“, die den fast schon legendären Hubschrauber Bell UH 1D (Soldatenjargon ob seines Motor- und Rotorengeräusches: „Teppichklopfer“) ab 1956 in 14.000 Exemplaren gebaut hatte, wendet sich nun an Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und bittet um einen „fairen Wettbewerb“. Angeblich hat das US-Unternehmen erst aus den Medien vom geplanten Deal zwischen der Bundesrepublik und Airbus erfahren.
„Bell Aircraft“ verlangt nun nach einem Treffen mit Pistorius. Dort wolle man den „Bell 429“ für Ausbildungszwecke und den Kampfhubschrauber „Viper“ für militärische Zwecke präsentieren. Laut „Bell“-Aussage würden beide Modelle die „wirtschaftlichste Lösung für Deutschland“ darstellen. Bell erklärte sich außerdem bereit, „für beide Programme Partnerschaftsstrategien mit deutschen Unternehmen zu entwickeln, die einen erheblichen lokalen Mehrwert“ hätten.
Alles in allem: Es bleibt für Pistorius ein Dilemma, wie auch immer er sich entscheidet. Entscheidet er sich für den US-Hubschrauber von Bell, dann hat die Bundeswehr ein solides Fluggerät; aber die Milliarden gehen vor allem in die USA. Entscheidet er sich für den Airbus-Helikopter, bleibt das Geld in Deutschland bzw. in der EU, aber es könnte daraus ein „Starfighter“-Drama 2.0 werden.