Petra Gerster moderiert die „heute“-Nachrichten des ZDF und gendert dabei seit Kurzem auch phonetisch. Sie spricht nicht nur von „Länderchefs und -chefinnen“, sondern mit „Glottisschlag“ (Zungenschnalzer) auch von „Apotheker*innen“. Nun berichtet sie öffentlich darüber, warum das Thema besonders bei „älteren Männern“ umstritten sei. Wo sie das zum Besten gibt? Dreimal darf man raten! In der „taz“.
Das Gendern mit Sternchen sei neu für sie, die feministisch Bewegte, gewesen, meint Frau Gerster. Sie habe sich lange dagegen gewehrt, weil das gesprochen nicht funktionieren könne. Dann habe Kollege Claus Kleber die Minipause eingeführt. Und siehe da, Petra Gerster ist auf den Zug aufgesprungen. Im Oktober 2020 habe sie dafür rund sechzig Briefe bekommen, manche angeblich „gehässig“, aber nun seien die Briefe weniger geworden. Das Publikum habe sich daran gewöhnt. Welches Publikum genau?
Wir haben Frau Gerster einen offenen Brief geschrieben, einen persönlichen, denn persönlich ist sie – die bald 66-Jährige, die im Februar in den Ruhestand geht – ja mit ihrer Attacke gegen „ältere Männer“ auch geworden.
Hochverehrte Frau Gerster, (gender-vulgo: Gerster*in)!
Geschätzte Moderierende und Texte Ablesende!
„Sprache ist ja etwas Lebendiges. Sie verändert sich mit der Gesellschaft.“ Das sagen Sie? Aber die Sprache gehört dem Volk und nicht ver-ideologisierten Moderierenden semi-staatlicher Einrichtungen. Sie wollen sich von Jahrhunderten Sprachgeschichte emanzipieren und vergewaltigen von oben herab die Sprache eines Luther, eines Goethe, eines Schiller, eines Kant! Aber das sind ja „ältere Männer.“
Und mit Linguistik haben Sie sich sicher auch nicht befasst. Dennoch machen wir noch einmal einen Versuch und empfehlen Ihnen wenigstens die Lektüre des Essays des renommierten Sprachwissenschaftlers Peter Eisenberg aus der FAZ vom 8. Januar 2021 auf Seite 12. (Muss ja wohl im ZDF-Archiv verfügbar sein). Eisenberg schreibt dort unter anderem: „Die Anhänger des sprachlichen Genderns wollen uns Vorschriften machen, kennen aber die Sprachgeschichte nicht.“
Aber lassen wir das! Ich nenne Ihnen zwei Gründe, warum die Briefe an Sie weniger werden. Erstens denken sich viele Leute frei nach Schiller „Mit Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens“ (in: “Die Jungfrau von Orleans“). Oder sie denken an Kant und seinen Aufsatz „Über Schwärmerei und die Mittel dagegen“. Dort schreibt er: „Gegen redselige Unwissenheit hilft kein weitläufiges Widerlegen, sondern nur verachtendes Schweigen.“ Und dann eben zweitens: Immer mehr Leute meiden Ihre Sendungen. Man braucht sie nicht:
Schade, Frau Gerster, dass Sie meinen, sich wenige Wochen vor Ihrer Versetzung in den Ruhestand der „Avantgarde“ der Sprachverhunzer anschließen zu müssen. Wir hätten Ihnen etwas mehr Sensibilität für unsere wunderbare Sprache zugetraut.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Josef Kraus