In den 60er Jahren gab es mal eine Serie japanischer Spielfilme, die sich um das Monster Godzilla drehten, einem turmhohen Abräumer moderner Stadtplanung oder was man damals dafür hielt. Irgendwann war klar, dass der einfache Neuaufguss des immer neu erwachenden und aus seiner Vulkanhöhle kriechenden Ungeheuers so fade schmeckte, wie der Grüne Tee nach dem 11. Aufguss und so mussten die Produzenten die Story erweitern. Das war der Startschuss für die Godzilla versus Soundso oder diesunddas Monstrum-Filme, die trotz oder gerade wegen ihrer doch sehr einfachen technischen Machart heute von einer hartnäckigen Fangemeinde für Kult gehalten werden.
So ähnlich wie den Helden dieser Movies ergeht es uns gerade auch. Der Sozialismus kriecht zum x-ten Male aus seiner Höhle oder seinem Amazonassumpf und dräut am Horizont als Wohlstandbedrohung herum. Spanische/kubanische/russische BürgerkriegsnostalgikerInnen mit erigiertem I und Che-Guevara Baretten auf den 140-Euro Mädels-Frisuren finden es irgendwie schick, politisch senile Proponenten wie Jeremy Corbyn oder „el presidente“ Maduro zuzujubeln oder sie zu wählen, weil es ihnen irgendwie entgangen ist, dass die Party der Gleichmacher üblicherweise in der Katastrophe endet.
Als ich zu Weihnachten in einer brüderlichen kirchlichen Behördenkritik an dieser Stelle ausgeführt habe, dass die Abwendung von der Ordnung der Freiheit (also der Marktwirtschaft) über kurz oder lang unweigerlich zu einer Hinwendung zur Gewalt führt und dass Bürokratie und Schlange stehen die logischen und notwendigen Zwischenstufen auf dem Weg in diese Barbarei darzustellen, wurde mir von einigen Lesern – nicht ganz zu Unrecht – entgegengehalten, dass die Welt ein wenig komplizierter ist, als von mir am Beispiel des Brotkaufes beschrieben. Es gäbe da noch „Erben“, „Spekulanten“ und was da sonst noch an bösartigen Akteuren unterwegs ist.
Zweitens bewältigt der Markt ein Ausmaß an Komplexität, das jede Bürokratie überfordern würde. Das gilt auch im Zeitalter der scheinbar billigen und unbegrenzten Rechenkapazität, weil die Verheimlichung der wahren Präferenzen vor dem bürokratischen System nichts weiter hervorbringt als „Garbage-in Garbage-out“.
Ersetzen möchten Sie es durch den Plan, die bürokratische Willensbildung, die das Wissen vieler, das der Markt verarbeitet, durch das Wissen weniger (meistens selbsternannter Wächter der Gerechtigkeit), das die Bürokratie verarbeitet, ersetzt. Deshalb weigere ich mich, die Komplexität der Realität als ein Argument gegen den Markt zu akzeptieren. Im Gegenteil: Je komplizierter die Dinge liegen, desto überlegener ist der Markt dem Plan. Die, die ihm nicht vertrauen, leiden daher entweder unter Kontrollwahn oder haben eigennützige Motive; meistens beides.
Kommen wir zu den vermeintlichen Bösewichten, die dieses Marktparadies stören. Die Erben lasse ich hier jetzt mal weg, da ich auch bei längerem Nachdenken nicht drauf gekommen bin, warum das Erben so eine böse Sache ist, zumal es viele Menschen dazu motiviert, hart zu arbeiten, um ihren Kindern etwas zu hinterlassen.
Aber die Spekulanten, diese Lieblingsopfer der links-grün-staatsbürokratischen Inquisition, die sind jetzt fällig. Nur nicht so, wie sich die Kritiker der Marktwirtschaft das jetzt denken. Und sehen Sie es mir bitte nach, dass ich dabei wieder auf das Beispiel von Brot und Weizen zurückgreife, aber es eignet sich eben so wunderbar zur Erklärung des Prinzips.
Meine Ansage: Spekulation ist in Wahrheit etwas Gutes. Gerade am Beispiel des Weizens kann man das ganz wunderbar demonstrieren.
Stellen Sie sich vor, sie analysieren Angebot und Nachfrage von Weizen und kommen daher darauf, dass Weizen nächstes Jahr wahrscheinlich knapper wird. Wenn Sie dann klug sind, werden Sie Weizen kaufen und darauf spekulieren, dass sein Preis steigt, so dass Sie einen Gewinn machen können, falls und wenn sie recht behalten. Das wiederum erhöht die Nachfrage nach Weizen schon jetzt und erhöht dadurch seinen Preis. Wenn Sie jetzt ein Linker sind, dann sagen Sie: „Seht ihr es! Habe ich doch gesagt! Der Spekulant ist ein Verbrecher, er hortet den Weizen und macht ihn dadurch teurer. Der kleine Mann zahlt drauf!“ So argumentiert natürlich der, der ungefähr so weit denkt, wie ein Lama spuckt.
Und was, wenn der Spekulant Unrecht hatte? Hat er dann nicht den Markt verzerrt und so den Wohlstand verkleinert? Hat er theoretisch, aber er bezahlt das mit dem Verlust seines Spekulationseinsatzes und scheidet aus dem Markt aus. Diejenigen, die besser analysiert haben, gewinnen und bleiben im Markt. Das ist ein evolutionärer Prozess, der den Markt im Laufe der Zeit immer effizienter macht. Es ist also ein getretener Quark, dass die Spekulation die Funktionsfähigkeit von Märkten beeinträchtigen würde. Umgekehrt wird ein Schuh draus.
Da fragt man sich natürlich, warum die Spekulation an den Finanzmärkten durch das Schaffen von Blasen schuld an der Katastrophe der Finanzmarktkrise sein sollte, wo diese doch eindeutig Marktineffizienzen zu Tage gefördert hat. Das soll hier nicht in Abrede gestellt werden. Schuld war aber nicht die Spekulation, sondern die Geldpolitik. Wie bitte? Ja, Sie haben richtig gehört. Die Geldpolitik war schuld.
Gleichzeitig hat sie diejenigen, die auf ihre vorhersehbaren Rettungsaktionen wetteten, unvorstellbar reich gemacht und so die größte Umverteilung von unten nach ganz oben in Gang gesetzt, seit ein römischer Kaiser den Spruch Pecunia non olet prägte (Geld stinkt nicht).
Das tut sie gerade wieder. Nur mit mehr Feuerkraft als je zuvor in der Geschichte der Menschheit seit dem Untergang von Atlantis. Ich bin sicher, wenn es knallt, wird man bei den Linken, in der EZB und bei den Vorreitern der Herrschaft der Bürokratie mit dem Finger auf die Märkte zeigen und irgendeinen unpräzisen, aber süffigen Unsinn von verbrecherischen Spekulanten nuscheln. Das ist ja auch billiger und bequemer, als nach der tatsächlichen Ursache zu suchen.