Der verstohlene Blick über die Schulter. Der prüfende Blick in das Gesicht des Entgegenkommenden. Die Suche nach dem übernächsten Sitzplatz in Bus und Bahn. Unvermeidlich: Ängstliche Blicke auf Rucksäcke und weite Mäntel, mit denen Unsägliches verdeckt werden könnte. Wirkungslos die hilflosen Aufrufe, der latenten Bedrohung mutig und stoisch die Stirn zu bieten. Wie hier in der Presseschau des Focus: „Furcht dürfe sich nicht wie eine eisige Glocke über unser Miteinander legen“
Ein „Miteinander“ gibt es schon lange nicht mehr. Deutschland zerlegt sich in lauter kleine und größere Zellen der Ruhe, in der jede Gruppe noch die Seele baumeln lassen kann. Die Deutschen bei der Pflege ihrer Gärten und der samstäglichen Wäsche des Autos; Zugewanderte in zur Blase ausgebauten, romantisch verklärten Erinnerung an eine bessere Heimat. Alle gleichen sich in dem diffusen Gefühl der Entrüstung, irgendwie aus einem Paradies vertrieben worden zu sein.
Lehrer, Schüler, Urlauber stimmen mit den Füßen ab. Wer es sich leisten kann, aber seinen Arbeitsplatz in der Stadt hat, zieht in die Speckgürtel, will aufs Land. Wie praktisch, dass Betongold gerade en vogue ist. Wer nicht umziehen kann, geht nur gesenkten Blickes durch Viertel, die mehrheitlich von den „Anderen“ bewohnt werden. Weihnachtsmärkte gleichen Wagenburgen. Nicht nur, weil sie zum Schutz vor einem Lkw-Anschlag mit Mietwägen und mit Briketts beladenen Anhängern (Berliner Gendarmenmarkt 2017) abgepollert werden oder neuerdings mit automatisierten Sperren versehen sind. die Festungstechnik zeigt ihre Fortschritte, die Grenzen werden nach Innen verlagert.
Der Autor des „Stern“ meint noch, es läge nur daran, dass er nicht „alle Restaurants der Welt und auch keine drölfzehn Dönerstände“ in seiner Straße bräuchte…
Aber vielleicht liegt es ja nur an den jungen Männern? Eine neue UN-Studie spricht, wie der Focus berichtet, davon, dass »Jungen aus Machokulturen die Problemfälle seien …. die UN-Untersuchung „Understanding Masculinities“ im mittleren Osten und Nordafrika habe beispielsweise gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Männer schon mal auf der Straße eine Frau belästigt haben, in Deutschland habe das „nur“ jeder Fünfte gemacht …« Das ist das, was man uns als Fortschritt verkauft.
Die Symptome sprechen eine klare Sprache
Fühlen Sie sich in vollen Abteilen, in der Gesellschaft vieler harmloser Pendler am wohlsten? Wenn die Südländer in der Unterzahl sind und nur gedämpft in ihren Sprachen tuscheln möchten? Schauen Sie lieber weg, als Gefahr zu laufen, jemanden mit einem deplazierten Lächeln oder einer falschen Handbewegung zu kränken? Grenzen werden auch verinnerlicht: dies ist nicht mehr mein Land an jedem Ort, sondern nur noch partienweise. Jenseits der nächsten Straßenecke kann es schon anders sein. Die Straßenbahn Richtung Vorstadt wirkt noch vertraut, die Linie quer durch die Innenstadt ist arabisiert, erfordert andere Verhaltensweisen.
Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, sich einen Bart stehen zu lassen, weil sie damit weniger „europäisch“ aussehen – oder war das doch nur dem neuen Stil (stylebook 2018) geschuldet? Hand aufs Herz : spenden Sie für Arme oder Hilfsbedürftige in der Dritten Welt nicht auch, damit die schön bei sich bleiben?
Alles soll scheinbar schön geregelt ablaufen – den Angsthasen eine Scheuklappe
Einige haben den UN-Migrationspakt zum Allheilmittel verklärt, das, wie Antonio Guterres es ausdrückte „Chaos und Leiden“ verhindern soll. Andere fordern finanzielle Anstrengungen, eine radikale Umverteilung des in Europa und Amerika angehäuften Reichtums, damit endlich ausgeglichen werde, was man wohl den Ursprung der gewaltigsten Menschheitsprobleme nennen darf. Die Ungleichheit, oft als Ungerechtigkeit empfunden. Gerd Müller ruft nach Milliarden, um „Fluchtursachen“ in Afrika zu bekämpfen. Auch Markus Söder (erste Regierungserklärung ) wird dem Impuls nachgeben, an Ort und Stelle Schwüre zu leisten, um das Schlimmste zu verhindern. Der Reiche gibt dem Ärmeren ab, um ihn zu besänftigen. Diese schöne Geste zieht sich durch alle Kulturkreise, auch wenn sie leicht als eigennützig zu durchschauen ist.
Das vor 1400 Jahren eingeführte Almosen (Zakat) sei eine sinnvolle Einrichtung, die, so die website „Islamreligion“ „…in der muslimischen Gesellschaft als eine Art Sozialversicherung funktioniere … unter den Kalifen sei diese Sammlung und die Auszahlung Aufgabe des Staates gewesen …“ Unweigerlich denkt man da an Hartz
Eine ganze Reihe anderer Religionen versprechen dem, der Almosen gibt, göttliches Wohlwollen, auch wenn die gleichzeitige Vergebung von Sünden nicht immer ausgemachte Sache war. Vielfach sind wohl soziale Überlegungen in die Übung eingeflossen.
Teile und bleibe Herrscher – zu oft missachtet?
Hätten die Römer ihre Siedlungen durch großzügige Goldspenden auf der anderen Seite des Limes vor den Überfällen unserer Vorfahren retten können, Gaddafi sich durch Geldgeschenke die Cyreneika gewogener machen und Assad verstärkt Wohnungen in sunnitisch dominierten Stadtteilen bauen sollen? Von der Trennung über die Spaltung zur Scheidung ist es nicht weit. Wohl dem, der böse Entwicklungen erkennt und zeitig vorbaut. „Das Glück meines Nachbarn ist Voraussetzung für mein eigenes Glück.“, schreibt der „Express“.
Geben ist seliger denn Nehmen – alternativlos
Was für eine beispiellose Blüte hätten die Milliarden, die UN, EU und Hilfsorganisationen heute zur Stützung der einfachsten Strukturen in Afghanistan, auf dem Balkan, in Syrien und Nordafrika aufwenden müssen, dort zu Friedenszeiten entfachen können?
Daher sind die Überlegungen des Migrationspaktes (Teilen durch Einladung), der Euro-Befürworter (Teilen durch Geldentwertung), der Linken (Teilen durch Besteuerung) und auch des Herrn Entwicklungshilfeministers nicht ganz von der Hand zu weisen. Der, der hat, sollte sich beizeiten zum Abgeben entschließen, um den Aufstand der Armen zu verhindern, ihre Wut zu besänftigen. Besonders dann, wenn man bei den Stadtmauern gespart (Minoer und Mykener), den Ruf der Landesverteidigung ruiniert (Bundeswehr) und bei den Ordnungskräften nach dem letzten Aufgebot (Bericht der Berliner Morgenpost) gerufen hat, wäre das mit Blick auf jahrhundertalte Weisheiten angebracht.
Johann Geiler von Kaysersberg
*16. März 1445 in Schaffhausen; † 10. März 1510 in Straßburg
„Friede macht Reichtum, Reichtum macht Übermut, Übermut bringt Krieg, Krieg bringt Armut, Armut macht Demut, Demut macht wieder Frieden.“