Tichys Einblick
Wo reich gut und wo böse ist

Nach SPD-Definition ist Scholz „superreich“

Legt man die Definition der Bundesregierung zugrunde, ist Olaf Scholz reich, aber nach SPD-Definition ist er sogar superreich.

imago Images/photothek

Nach massiver Kritik hat Olaf Scholz zwar auf Twitter inzwischen immerhin eingeräumt, dass er sehr gut verdient. Aber nach der Definition der eigenen Regierung (der er als Finanzminister angehört) ist er in der Tat „reich“, was er bestritten hatte. Denn laut offizieller Definition des Armuts- und Reichtumsberichtes der Bundesregierung gilt als „einkommensreich … wer über mehr als das Doppelte bzw. Dreifache des Median der Nettoäquivalenzeinkommen der Gesamtbevölkerung verfügt“. Natürlich kann man über diese Definition streiten, aber Tatsache ist, dass nach dieser Definition der Bundesregierung Bundesfinanzminister Scholz reich ist.

Legt man jedoch zugrunde, wer in jüngster Zeit von führenden SPD-Politikern als „superreich“ bezeichnet wurde, dann dürfte Scholz nicht nur reich, sondern sogar „superreich“ sein (man sieht daran, wie inflationär der Begriff von Sozialdemokraten verwendet wird). Zur Erinnerung: In der Diskussion um die Abschaffung des Solis wurden regelmäßig diejenigen Einkommensbezieher von der SPD als „superreich“ bezeichnet, die auch nach der Reform den Soli weiterhin bezahlen müssen. Thorsten Schäfer-Gümbel, seinerzeit kommissarischer SPD-Vorsitzender, erklärte beispielsweise: „Ein Gesetz, das lediglich das Nettoeinkommen der Superreichen erhöht und damit die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland weiter vergrößert, wird es mit der SPD nicht geben.“

Ähnlich äußerten sich die ehemalige SPD-Vorsitzende Andrea Nahles und andere, die argumentierten, künftig müssten nur noch „Superreiche“ den Soli bezahlen. Auch die SPD-Parteizeitung „Vorwärts“ bezeichnet solche Personen als „superreich“.

Aber offenbar sind nach der SPD immer nur die anderen „superreich“, also die bösen Unternehmer. Scholz selbst sagte in der Diskussion um den Soli, nur noch diejenigen mit „sehr, sehr hohem Einkommen“ müssten künftig den Soli weiterhin zahlen. Da er selbst zu dieser Gruppe gehört, ist es eigenartig, dass er jetzt andererseits nicht einmal zur „gehobenen Mittelschicht“ gehören will, wie er im Interview betonte. Erinnern wir uns: Friedrich Merz, der mehrfacher Millionär ist, beharrte darauf, er sei nicht reich, sondern gehöre zur „oberen Mittelschicht“. Scholz selbst, der nach SPD-Definition „superreich“ ist, will jedoch nicht einmal zur „oberen Mittelschicht“ gehören.

Deutschland – Neidland im internationalen Vergleich

Dies zeigt einmal mehr, dass Deutschland ein Neidland ist. Jeder Politiker ist offenbar bestrebt, sich in der Öffentlichkeit als ärmer darzustellen, als er tatsächlich ist, weil der Sozialneid in Deutschland so ausgeprägt ist. Für die Studie „Die Gesellschaft und ihre Reichen“ wurde der „Sozialneidkoeffizient“ berechnet, der zeigt, wie stark der Sozialneid gegen Reiche in einer Gesellschaft ist. In Deutschland lag der Wert mit 0,97 sehr hoch, nur in Frankreich lag er mit 1,26 noch höher. In Italien (0,62), Großbritannien (0,37) und den USA (0,42) liegt dieser Wert deutlich niedriger als in Deutschland.

Die Unterschiede erklären auch, warum sich in Deutschland Politiker ärmer machen, als sie sind, und sich Trump in den USA sogar reicher darstellt, als er ist. Trump streitet seit vielen Jahren mit „Forbes“ über die Höhe seines wirklichen Einkommens.
„Als Faustregel teilten wir das, was [Trump] angegeben hat, durch drei“, so Harold Senker von „Forbes“. 1999 sagte Trump, die „Forbes“-Schätzung von 1,6 Mrd. Dollar sei fast drei Mrd. Dollar zu niedrig. „Wir lieben Donald“, erklärten die „Forbes“-Herausgeber. „Er ruft zurück. Er bezahlt normalerweise das Mittagessen. Er schätzt sein Privatvermögen sogar selbst ein (4,5 Mrd. Dollar). Aber sosehr wir uns auch bemühen, wir können das einfach nicht beweisen.“

Trump kam stets zu wesentlich höheren Bewertungen als Außenstehende, weil er den finanziellen Wert seines Namens extrem hoch einschätzte. Einmal erklärte er die Differenz zwischen zwei Angaben zu seinem Vermögen, wovon die eine bei sechs und die andere bei 3,5 Milliarden Dollar lag, mit dem Wert des Markennamens Trump. Demnach war dieser Name seiner Meinung nach zu diesem Zeitpunkt 2,5 Milliarden Dollar wert. Obwohl der Name Trump in den Interbrand-Ranglisten mit wertvollen Namen nicht auftauchte, gab er 2010 in einem Schriftsatz an, eine unabhängige Einschätzung habe dessen Wert auf drei Milliarden Dollar angesetzt. Damit wäre sein Name der wertvollste Einzelposten in seinem Portfolio gewesen, denn keine seiner Immobilien oder anderen Investments war so viel wert. Auch die jüngst bekannt gewordenen Zahlen über seine Steuerzahlungen deuten (falls diese stimmen), darauf hin, dass es Trump wirtschaftlich lange nicht so gut geht, wie er den Anschein zu erwecken sucht.

Ergebnis: In den USA hofft Trump, Wahlen zu gewinnen, indem er sich reicher macht, als er ist, und in Deutschland versuchen Merz und Scholz Wahlen zu gewinnen, indem sie sich ärmer darstellen, als sie sind. Das sagt mehr über die unterschiedlichen Mentalitäten in beiden Länder als über die Politiker selbst.

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