Tichys Einblick
Nach dem Fall Liefers:

Wider den Kampagnenjournalismus

Ganz so blöd ist das Volk vielleicht doch nicht, wie die Herrschenden es von Alters her so gerne hätten. Während viele Journalisten sich immer mehr auf Kampagnen spezialisieren, wird andererseits klar, dass immer mehr Menschen sich nicht mundtot machen lassen.

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Nur eine halbe Stunde Autoradio, und man hat die Monats-Ration Herzschlag-Gefährdung bereits intus. Ein Berliner Jüngling berichtet, wie schrecklich es sei, einen bestimmten Namen zu tragen. Auf den Schulhöfen hätten sich bedrohliche und ausgrenzende Kreise um ihn gebildet. Dabei sei seine Familie doch so harmlos und es sei völlig irrig, was man an Vorurteilen überall liest.

Im Beitrag danach dann eine Sprecherin der Adenauer-Stiftung — ich fragte ja schon mal in TE, warum Konrads Erben nicht endlich den Namen zurückfordern: Die „Afghaninnen und Afghanen genießen inzwischen eine deutlich verbesserte Meinungs- und Pressefreiheit.“ Na toll!

Also anders als in Deutschland, dachte ich als erstes. Die neue Standardmethode von Journalismus scheint die Kampagne zu sein, wie es derzeit der bloße Mitwisser von allesdichtmachen.de, Paul Brandenburg, durch den einst liberalen Tagesspiegel erleben muss. Mit dem bekannten Arzt diskutierte ich letzten Sonntag bei INDUBIO. Und bei der verfemten Autoradio-Familie handelt es sich keineswegs um die von Jan Josef Liefers, Volker Bruch, dem Weimarer Richter Christian Dettmar oder Hamed Abdel-Samad, dem islamkritischen deutsch-ägyptischen Politikwissenschaftler, der einen ständigen Polizeischutz benötigt. Nein, die ach so armen Verfolgten sind die ach so harmlosen arabischen Clans. Deutscher Journalismus vom Feinsten.

Doch ganz so blöd ist das Volk nun auch wieder nicht, wie die Herrschenden es von Alters her so gerne hätten. Der Liefers-Tatort hatte am Sonntag die höchste Einschaltquote seit vier Jahren. Alle wollten diesen ach so undemokratischen Klassenfeind und Staatsverräter unbedingt (noch mal?) sehen. Wen sie nicht sahen, war sein Freund, den realen Pathologie-Professor Michael Tsokos. Er wurde von der ach so demokratischen Sendeanstalt einfach mit dem redaktionellen Skalpell seziert. Seine paar Sätze wurden nachsynchronisiert und durch eine bloße Hinteransicht ersetzt. Klar, an Liefers traut man sich derzeit (noch) nicht heran.
Hatte der doch so etwas Unverzeihliches gesagt, das eigentlich sofort zurückgenommen werden muß: „Zwei und zwei sind vier. Auch wenn die AfD das sagt!“

Zeit zum Lesen
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Seit gestern ist die Kampagne gegen seinen Kollegen Volker Bruch wegen „Paktierens mit dem Klassenfeind“ angelaufen, wie Liefers es ironisch nennen könnte als „gelernter DDR-Bürger“. Der Träger des Deutschen Fernsehpreises zeigt doch tatsächlich Sympathien, wenn nicht für Querdenker, dann für Kritik an den Corona-Maßnahmen der Politik. Und Bruch hatte eine Hauptrolle bei „Babylon Berlin.“ Pfui, sowas ist ja tausendmal schlimmer als der Leibhaftige.

Man muss sich also überlegen, was man sagt. Man wird ja schließlich nicht redaktionell so „beschützt“ wie die Araber-Clans und genießt nicht solche „Meinungsfreiheit wie die Afghaninnen und Afghanen“. Selbst der einstige Fels in der Polizei, Gewerkschaftschef Rainer Wendt, fordert jetzt ein generelles Verbot der Querdenker-Demos.

Das mit der Mega-Giga-Tatort-Quote macht einen dann doch nachdenklich. War es etwa ein Werbegag der ARD, Liefers und Co. durch den Dreck zu ziehen? Die einstige freiheitliche Arbeiterpartei SPD wollte ihn via Garrelt Duin im Rundfunkrat sogar kaltstellen. Berufsverbot à la Wolf Biermann, wie es der linke Stefan Aust zu recht in der WamS analysierte. Bei einer WDR-Interviewfrage fühlte sich Liefers „wie vorm Zentralkomitee in der DDR.“ Also: entweder war das (billige) Werbung zu Lasten der (nicht arabischen) Familie Liefers, oder der Versuch der Vernichtung. Letzteres ist nicht gelungen. Im Gegenteil.

Und es wird auch nicht gelingen, wenn kreuz- und querdenkende Menschen (das war doch mal eine Ritterschlags-Bezeichnung) sich nicht mundtot machen lassen.

Klar, Kollegen wie Roland Tichy mussten Schaden bis in die berufliche Existenz erfahren. Man war plötzlich nicht mehr der unumstrittene König des Wirtschaftsjournalismus, als hätte man über Nacht den Verstand verloren. Und ein Friedrich Merz (vermeintlicher Retter der Laschet-CDU wie nun auch angeblich Hans-Georg Maaßen) war doch der erste, der Tichy bis aufs Äußerste bekämpfte – obwohl das doch alles gar nicht so gewesen und „nicht gegen Tichy persönlich gerichtet“ gewesen sei, wie Merz selbst dann zu einem späteren Zeitpunkt lavierte.

All das schon vergessen?!

Wir haben jedoch alle die gleiche Erfahrung gemacht: Man hat manche Freunde verloren, dafür viele, viele neue gewonnen. Die alten waren demnach nie richtige, und die neuen halten fest zusammen, weil es zum Beispiel die DDR-Erfahrung lehrt: Bedrohung schafft Solidarität. Und immer mehr kommen aus ihren ängstlichen Mauselöchern, weil sie den Ungeist der Stigmatisierung von Kritikern, der Ideologisierung der Medien oder der Instrumentalisierung der Wissenschaft durch die Herrschenden nicht mehr ertragen. Ich sehe das schlicht an meinen Buchauflagen. Und es ist für mich ein Ritterschlag, wenn es bei TE von Lesern oftmals heißt: „Ich habe den Hahne immer unterschätzt.“

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Jan Josef Liefers bei Illner: "Wenn ich sage 2+2=4, ist das richtig, auch wenn jemand von der AfD zustimmt"
Meine Erfahrung, sorry, Ihr Wessis: Der meiste und nachhaltigste Widerstand kommt aus Mitteldeutschland, von den Ossis. Ein Liefers hält aus und durch, eine Folkerts springt schnell ab (sogar im Propagandasekretärinnen-Slang: „Die Aktion war unverzeihlich“). Zu solchen „unverzeihlichen“ Aktionen stehen jedoch die, die nicht im westlichen Wohlstand gepampert wurden. Roman Herzog meinte mal zu mir, unvergessen: „Uns hier geht es immer noch zu gut.“ Standfest dagegen Leute wie jener tapfere uckermärkische Pfarrer Thomas Dietz, der hier bei TE von der ersten großen Berliner Querdenken-Demo berichtete und jetzt an der Seite der vielen „Liefers“ läuft.

Heute mailt mir der Dietz-Kollege Johannes Holmer aus Mecklenburg, Sohn des DDR-Pfarrres Uwe Holmer, der weltbekannt wurde, als er nach dem 9. November 1989 das Diktatoren-Pärchen Honecker in sein Haus aufnahm. Er hält seine Gottesdienste nach wie vor öffentlich, mit Singen und allem, was Kirche ausmacht.

Von überall her strömen die Besucher, auch Atheisten bewegt die ungebrochene Tapferkeit dieses Gottesmannes. Vor ein paar Tagen mailte er mir: „Etliche Verwandte waren vor 3 Wochen gerade beim letzten Filmdreh mit Liefers für „Honecker und der Pastor“ in Babelsberg. Wir kennen Liefers als sehr freundlichen Menschen. Ich habe ihm schon vor dem medialen „Sturm“ direkt geschrieben. Es ist schon traurig zu sehen, wie manche sofort „den Schwanz einziehen“, wenn es Gegenwind gibt. Aber die Leute fürchten halt alle um ihre Zukunft. Liefers kennt das ja alles von früher…“

*WokesTränchenQuetsch*
Nach Boykott-Aufrufen Top-Quoten für Tatort mit Liefers
Beim Widerstand gewinnt wenigstens das Gewissen, Rückzug ist Verlust von Persönlichkeit. „Widerspruch ist Bürgerpflicht“ las ich auf einem Kirchen(!)-Plakat in der ARD-Serie „Weißensee“. Sowas gab es tatsächlich mal bei Kirchens. Soll das alles vergessen sein? Es sind die kleinen Dinge, und seien es Leserbriefe, eine Halbstunden-Investition. Ich habe es zum Beispiel mit nur einem einzigen Leserbrief und einem anschließenden Interview mit erreicht, dass das Monopolblatt des deutschsprachigen Wallis, der „Walliser Bote“, mit der Narretei der Gender-Sprache aufhörte. Oder Nachbarn liefen Sturm gegen die Änderung eines Straßennamens. Liefers-Fans schalteten massenhaft den „Tatort“ ein. Die Internet-Foren explodieren vor Solidarität mit verfemten Wissenschaftlern. Ausgestoßene Journalisten haben Erfolg mit ihren Blogs. Demonstrierende Eltern wie im Erzgebirge retten ihren Kindern den Schulbesuch und die Maskenfreiheit…..

Und die Herrschenden haben jetzt schon Panik vor der nächsten Landtagswahl am 6. Juni in Sachsen-Anhalt. In Berlin weiß man um den Untergang. Die „Operation Abendsonne“ mit unzähligen hochdotierten Ministeriums-Posten sagt alles! Ja, wie sagte Israel-Gründer David Ben Gurion einst so richtig gegen alle Resignation: „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“


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