Tichys Einblick
Endlich grün:

Bald wächst auch öffentlich zusammen, was seit Merkel schon zusammen ist

Mit Friedrich Merz gibt es keine Kehrtwende. Stattdessen gibt es Sondierungen mit den Grünen – vor der Wahl. Er wagt nicht mehr Milei, sondern noch mehr Merkel. Die Ampel war eine milde Variante gegenüber dem vollständigen Desaster, was mit einer schwarz-grünen Koalition blüht.

Trinken einträchtig zusammen: CDU-Chef Friedrich Merz und der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir.

picture alliance / SULUPRESS.DE | Marc Vorwerk/SULUPRESS.DE

Was Angela Merkel trotz allem Bitten, Beten und Flehen immer verwehrt geblieben ist, sowohl 2013 als auch 2017, war, mit den Grünen zu regieren. Das soll nun ihrem Nachlassverwalter, dem von ihr nicht allzu sehr geschätzten Friedrich Merz, gelingen. Man gewinnt inzwischen den untrüglichen Eindruck, dass Merzens sehnsuchtsvollste Träume darin bestehen, Angela Merkel noch zu übertreffen, nicht nur vier Sargnägel für Deutschland, sondern gleich einen ganzen Sarg zu produzieren, in einem Wort: noch grüner als Angela Merkel zu sein.

Kaum wird der Kanzlerkandidat der Union vor lauter Vorfreude den 2. Advent nicht so richtig genießen können, weil er nächste Woche sich mit den neuen Vorsitzenden der Grünen, Franziska Brantner und Felix Banaszak, treffen darf. Friedrich im Glück.

Um nicht dem naiven CDU-Wähler auch noch die letzten Illusionen über die CDU zu nehmen und dadurch vielleicht empfindlich Stimmen zu verlieren, spielt man augenzwinkernd die Bedeutung des Treffens herunter. Das Treffen diene natürlich nur dem gegenseitigen Kennenlernen, heißt es aus der CDU, und natürlich sei dies nichts Außergewöhnliches und entspreche den normalen Gepflogenheiten. Bei dem Ziel, eine Koalition zu bilden, darf man getrost hinzufügen. Denn das ist Plan und Ziel zugleich. Schließlich hat Friedrich Merz, nachdem er dem Wirtschaftsliberalismus und im Grunde der Marktwirtschaft eine Absage erteilt hat, bei Maischberger ebenfalls augenzwinkernd durchblicken lassen, dass er sich Robert Habeck als Wirtschaftsminister vorstellen kann. Die Botschaft von Friedrich Merz lautet: Robert Habeck statt Javier Milei, Klimaplanwirtschaft statt Marktwirtschaft.

Endgame:
Der Tanz der Eliten
Damit für die grünaffinen Medien die Botschaft auch klar ist, in welche Richtung sie zu schreiben und zu senden haben, legte der Ministerpräsident von NRW, Hendrik Wüst, im Welt-Interview nach: „Zugleich zeigen wir in den Ländern, dass auch erfolgreiche Koalitionen zwischen einer starken CDU und den Grünen möglich sind.“ Man fragt sich allerdings, wo Schwarz-Grün in NRW außer bei der Einrichtung von Melde-, also von Denunziationsstellen für Äußerungen unterhalb der Strafbarkeitsgrenze auf Kosten der Steuerzahler erfolgreich ist. In der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit sicher nicht, wie es sicherlich auch nicht zu den Kernkompetenzen eines schwarz-grünen Regierungsbündnisses zählt, islamistische Terroranschläge von Migranten, die längst abgeschoben gewesen sein müssten, und brutale Morde wie an einem jungen Mann, der nichts anderes tat, als vom Abi-Ball seiner Schwester nach Hause zu gehen, zu verhindern.

Die öffentlich finanzierten, grünen Medien gehen bereits von einer schwarz-grünen Koalition aus, die in der Realität inhaltlich eine grün-grüne Koalition wäre. Kaum hat Maybrit Illner im Turtelton Robert Habeck interviewt, umgeben von grünen Paladinen, vom Liebesgeflüster und Liebesschmachten bei Carmen Miosga schweigt lieber des Sängers Höflichkeit, schäkert am nächsten Tag Friedrich Merz mit Sandra Maischberger. Ein Wunder, dass der wohnzimmerwohligen Maischberger kein keckes „Herr Bundeskanzler“ entfuhr. Der Robert und der Friedrich als neue Buddys des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, als Coverboys öffentlich finanzierter, grüner Propaganda. In dem Wort Schamlosigkeit steckt noch zu viel Scham angesichts dieser hemmungslosen Propaganda.

Es mag ja sein, dass der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Thorsten Frei, um etwas Nebel für die CDU-Wähler zu produzieren, die keinesfalls eine schwarz-grüne Koalition wünschen, in der Welt behauptet, dass man ganz sicher nicht Robert Habeck als Wirtschaftsminister bekommt, wenn man die CDU wählt. Das will, so Frei, die CDU sicherstellen. Doch wie sicher ist sicher? Frei behauptet sogar: „Wer eine andere Politik will, der muss die Union so stark wie möglich machen.“ Er verheißt tapfer eine „wirkliche Kehrtwende“.

Doch wie glaubhaft ist das, denn eine wirkliche Kehrtwende würde in Richtung der Politik des argentinischen Präsidenten Javier Milei gehen. Doch genau vor der graut es dem Ex-Blackrock-Mann Merz, der sich bei Maischberger mit einer abfälligen Arroganz von Milei distanziert, die mehr über Friedrich Merz verrät, als wir jemals wissen wollten. Und in der er überdies seine Unkenntnis darüber bloßstellte, was tatsächlich in Argentinien geschieht. Aber die Schwester der Arroganz ist bekanntlich die Unwissenheit.

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Sprechen eigentlich Merz und Frei gelegentlich miteinander? Als Frei im Interview gefragt wurde, ob er eine Koalition mit den Grünen ausschließen kann, antwortet Frei eben nicht mit dem einfachen und klaren Wort „Ja“, schließt eben eine Koalition nicht aus, sondern findet es stattdessen eine vollkommen falsche Herangehensweise, wenn der Journalist und weit unter ihm vielleicht noch der Wähler wissen will, ob er Habeck bekommt, wenn er Merz wählt. Schließlich kämpfe die CDU für ihre Ziele und werde am Ende entscheiden, mit wem sie diese verwirklichen kann, das heißt mit wem sie eine Koalition eingeht. Laut der neuesten Wahlumfrage von INSA hat dank der Stärke der Union eine schwarz-grüne Koalition eine Mehrheit oder fast eine hauchdünne Mehrheit. Möglicherweise wird am Ende der Wirtschaftsminister wirklich nicht Robert Habeck heißen, und Frei Recht behalten, sondern Annalena Baerbock, und Robert Habeck wird Außenminister, was auch egal ist, denn Habeck versteht nicht mehr von Wirtschaftspolitik und Wirtschaft als Annalena Baerbock, so wie Annalena Baerbock nicht mehr von Außenpolitik versteht als Robert Habeck.

Nur eines steht fest, sollte bis dahin Donald Trump nicht für Frieden in der Ukraine gesorgt haben, wird eine schwarz-grüne Koalition unter den außenpolitischen Geisterfahrern Merz, Kiesewetter, Habeck, Baerbock und Hofreiter Deutschland zur Kriegspartei machen.

Christian Lindner hat übrigens nicht Recht, wenn er kommentierte, eine schwarz-grüne Koalition stünde für ein Weiter-so. Ein Weiter-so würde noch eine milde Variante gegenüber dem vollständigen Desaster darstellen, das eine schwarz-grüne Koalition anstellte. Der kleinste gemeinsame Nenner von Habeck und Merz lautet Blackrock. Denn beide, sowohl Robert Habeck als auch Friedrich Merz, machen Politik und würden Politik machen nicht im Interesse des deutschen Volkes, sondern im Interesse des Klimakomplexes und der neuen Aristokraten von Neu-Versailles.

Die Merkel-Biographie hatte ich mit den sarkastischen Worten beendet: „Vielleicht hat Angela Merkel wieder einmal Glück – und der Niedergang, das kommende Chaos, wird ihren Nachfolgern angekreidet werden, sodass ihre Regierungszeit im Vergleich mit dem Kommenden noch als gute Jahre angesehen wird, als eine glückliche Zeit, als die glückliche Zeit mit Angela Merkel.“

Zumindest hatte Angela Merkel bereits vorgemacht, dass Wahlergebnisse nicht bindend sind, dass sie unentschuldbar sein können und deshalb rückgängig gemacht werden. Eines wird immer deutlicher, dass diese „Eliten“, dass die Bewohner von Neu-Versailles eher die Demokratie als ihre Macht aufgeben werden. Sie verwechseln Possen mit Politik.


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