Für Angela Merkel dürfte dieser Tag einer der schlimmsten in ihrem Leben sein. Ein Albtraum wurde für die Ex-Kanzlerin zur Wirklichkeit. Es fällt schwer, sich noch zwei andere Menschen vorzustellen, die sich gegenseitig so verachten – ja vielleicht sogar hassen. Unter den vielen, die Merkel auf ihrem langen Weg an die Macht zu Fall gebracht hat, dürfte, gleich nach Helmut Kohl, der Sauerländer das zweite Schwergewicht gewesen sein.
Friedrich Merz war für sie das Sinnbild der alten Bundesrepublik und der CDU Kohls. Zu beiden hat sie bis zum Schluss keine Nähe gefunden. Die CDU wurde dadurch regelrecht entkernt. Keiner der alten Riege ist, unabhängig von ihrem Alter, heute noch im Amt. Koch, Oettinger, Wulff – nur drei von denen, die unter Merkels tödlicher Umarmung in die Knie gegangen sind. Das ist aber nur ein Kapitel des Merkel’schen Erbes.
Ein wesentlicher Schlüssel für die lange Dauer der Ära-Merkel war ihre scheinbar über den Parteien stehende, fast neutrale Position mit der Aura einer fast monarchischen Institution. In dem Moment, als sie das sinkende Schiff verließ und vom sicherem Ufer aus das Gemetzel an Board beobachtete, zeigte sich mit einem Mal der ganze verheerende Zustand der einst so mächtigen Christdemokratie in Deutschland.
Zugleich aber ist der Sieger von heute selbst sein größter Feind. Da ist eine nicht zu übersehende Arroganz, eine für andere oft verletzende, fast hochmütige Selbstgewissheit und der Eindruck einer emotionalen Kälte, für die selbst „Härte“ nicht das treffende Wort ist.
Alle Hoffnungen der CDU-Deutschlands ruhen jetzt auf Friedrich Merz. Sie könnten sich aber auch schnell ins Gegenteil verkehren. Sein Gelingen ist auch die letzte Chance für die Deutschen Christdemokraten. Wenn es in seinem Sinne gut geht, könnte sich die AfD in der Wählergunst um die Hälfte der Stimmen zu reduzieren. Dieses Ziel hat er allerdings lange nicht mehr erwähnt. Wegen zu erwartender Erfolglosigkeit?