Tichys Einblick
„Zeig’ mir deine Freunde …“

Merkels letzte Freunde

Es wird einsam um Angela Merkel. Jakob Augstein, fanatischer Kapitalismushasser und bekennender Rot-Rot-Grün-Fan, erklärt voller Pathos unter der Überschrift „Ein tränenreicher Abschied“, Merkel habe die Würde Deutschlands, Europas, des Westens verteidigt.

© Tobias Schwarz/AFP/Getty Images

Augstein schreibt im aktuellen SPIEGEL, er habe sich früher zwar oft das Ende der Ära Merkel gewünscht (zur Erklärung: Augstein hat immer wieder für eine Rot-Rot-Grüne Regierung geworben), aber nun könne er sich doch nicht freuen. Die Aufnahme der „Flüchtlinge” durch Merkel sei eine „historische Tat“ gewesen und „für einen kurzen historischen Moment hat die Kanzlerin die Würde Deutschlands gerettet, Europas, des Westens. Das ist schon sehr viel. Und ausgerechnet darüber könnte sie nun stürzen? Die Götter haben einen sonderbaren Humor.“

Geht es noch eine Nummer größer? Hat Merkel am Ende vielleicht – gleichsam wie James Bond 007 – die ganze Welt oder die Würde des Menschengeschlechts gerettet? Augsteins Artikel, der mit der „persönlichen Bemerkung“ beginnt, er habe neulich von Angela Merkel geträumt, endet pathetisch mit einem „Danke“ für Merkel.

Augstein ist der Linksaußen in einer linksdrehenden Publizistik in Deutschland. Er steht so weit links, dass er in seinem wöchentlichen TV-Duell mit Nikolaus Blome schon mal klarstellen musste, er sei nicht Pressesprecher der LINKEN. Er spricht aus, was viele Grüne, linksstehende Gutmenschen und ergraute 68er-Opas denken und fühlen. Sie alle gehören zum harten Kern der letzten Freunde von Merkel. Die Grünen schmerzt vor allem, dass die Kanzlerin inzwischen auch in der CDU so viele Gegner hat. Denn andernfalls könnten sie hoffen, dass Merkel die CSU in der Koalition gegen die Grünen austauscht und sie endlich doch noch regieren können, um gemeinsam die Kohlekraftwerke abzuschalten und die deutsche Automobilwirtschaft planwirtschaftlich zu regulieren.

Ansonsten ist es einsam um die Kanzlerin geworden. Klar, Andrea Nahles, die Retterin der SPD, steht ihr zur Seite gegen Horst Seehofer. Und Annegret Kramp-Karrenbauer, Merkels Wunsch-Nachfolgerin, schreibt einen dusseligen Brief an alle CDU-Mitglieder, in dem sie Merkels Kritikern vorwirft, Europa zu spalten. Ein besonders absurder Vorwurf: Denn niemand hat Europa so sehr gespalten wie Merkel: Mit Herzblut, ungezählten Konferenzen und Milliarden-Garantien hat sie Griechenland immer wieder gerettet. Nichts davon hat sie getan, um die Briten in der EU zu halten. Ergebnis: Ein Euro mit den Griechen und eine EU ohne die Briten. Eine wahrhafte Meisterleistung.

Und wer steht noch zu Merkel? Ursula von der Leyen, die Frau mit dem fragwürdigen Doktortitel, die sich so sehr um Umstandsmode, Kindererziehung, und „Diversity“ bei der Bundeswehr gekümmert hat, dass sie die maroden Waffensysteme dabei so lange vergaß, bis die Medien darauf aufmerksam machten, dass kaum noch etwas funktioniert. Und dann ist da noch Peter Altmeier, der unerbittliche Schönredner, Chefschmeichler und Apologet von Merkel, der mit von der Leyen und Armin Laschet in den Talkshows wetteiferte, wer von ihnen beflissener der Chefin nach dem Munde redet.

Es gibt ein schönes Sprichwort: Zeig’ mir deine Freunde – und ich sag’ dir, wer du bist.

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