Tichys Einblick
Rückabwicklung der abendländischen Aufklärung

Macht und Herrschaft durch Covid-19

Die große Mehrheit hat mit der Impfung kein Problem, sondern erfährt über sie ein Gruppen- und Gemeinschaftserlebnis, das ihr hilft, die Ängste vor dem Tod durch das Virus zu bekämpfen.

imago images / Future Image

Gegen Viren helfen keine Medikamente. Das liegt an der Art und Weise, wie sie den menschlichen Organismus angreifen beziehungsweise mit ihm interagieren. Ich bin zwar kein Mediziner, so viel aber gibt ein schnelles Studium von populären Quellen im Internet her. Darum kann nur das eigene Immunsystem das Virus bekämpfen – oder auch nicht. Ist Letzteres der Fall, kann das Virus tödlich sein. Meistens ist es aber genau das, was es austrocknen oder verschwinden lässt. Denn Viren sind zwingend auf den Wirt angewiesen; sie sind keine Lebewesen, die sich selbst vermehren können. Ist ein Virus zu tödlich, verschwindet es rasch wieder, hat keine Chance, sich zu einer weltweiten oder nur überregionalen Pandemie auszuwachsen.

Ein Beispiel dafür sind die Ebola-Viren, die eine Letalität von über 90 Prozent haben. Sie töten Infizierte derart schnell und umfassend, dass die Viren zu schnell ihre Wirte verlieren, um sich nennenswert ausbreiten zu können. Das ist der Hauptgrund, warum Ebola bisher nicht über West- und Zentralafrika hinausgesprungen ist und warum wiederum SARS-COV-2 heute auf der ganzen Welt grassiert.

Was immer man also zukünftig in Sachen COVID-19 unternimmt, „heilen“ kann man die Erkrankung nicht. So wenig, wie alle anderen viralen Erkrankungen, von Schnupfen über Grippe bis hin zur Tollwut.

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COVID-19 ist zu infektiös, zugleich selbst in seiner Urversion zu wenig letal, um über Austrocknung zu verschwinden. Auf eine nahezu geniale Art, die zur Vermutung führt, es sei ein menschlich generiertes Designer-Virus, kann es die Schranke von Mensch zu Mensch leicht überspringen und sich ausreichend vermehren, sodass der Wirt ausreichend weitere infiziert. Insoweit wäre der Ansatz, die Bevölkerung über das Impfen soweit zu immunisieren, dass ihm die potenziellen Wirte entzogen werden, nicht falsch, wenn die Impfstoffe genau dies leisteten. Das aber tun sie nicht, noch nicht, und es ist unklar, ob man dahin kommen wird. Gemessen am Aufwand, der weltweit betrieben wird, ist die Wahrscheinlichkeit sicher nicht gleich null, aber keine valide Option für die vorhersehbare Zukunft.

Daher bleibt nur die Erkenntnis, dass Personen, die aufgrund ihrer Disposition nach einer Infektion daran sterben können, das auch trotz Impfkampagnen in Zukunft tun werden. Das gilt es, gesellschaftlich zu akzeptieren (was die Gesellschaft aber bisher verweigert). Umgekehrt gälte es seitens der Impfskeptiker zu akzeptieren, dass das Virus unter ihnen ist und keiner sicher ist. Und dass, wenn sie selbst nicht daran sterben, es aber einer könnte, den sie auch völlig unbeabsichtigt anstecken.

Impfen ist von den Mächtigen rasch zu einer Unterwerfungs-, zumindest aber Zustimmungsgeste zum linksliberalen System aufgebaut worden – und wird auch mehrheitlich so verstanden. Da die große Mehrheit der Deutschen das linksliberale System von SPD, Union, Grünen und FDP goutiert, haben sie mit der Impfung nicht nur kein Problem, weil sie nicht erwarten, dadurch keinen Schaden zu nehmen, sondern erfahren über sie ein Gruppen- und Gemeinschaftserlebnis, das ihnen auf ähnliche Weise hilft, die Ängste vor dem Tod durch das Virus zu bekämpfen, wie es gemeinsam singende und betende Passagiere an Bord sinkender Schiffe konnten, obwohl es nicht gegen das Sinken des Schiffes an sich half. Der Vergleich mit einem religiösen Bekenntnis ist also nicht abwegig, was selbstverständlich auch für Impfskeptiker gilt, die man mit bekennenden Atheisten vergleichen kann.

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Die Mächtigen haben erkannt, dass die bisher betriebene Politik in Sachen Corona nicht nur ihre Macht stabilisiert, sondern lästige, durch die Demokratie vorhandene Kontrollmechanismen gegen Machtmissbrauch übergehen lässt. Das Mittel der Wahl ist, historisch bewiesen, Moral und Glaube (gut–böse, folgsam–aufsässig, konform–individualistisch) an die Stelle rationaler Diskurse zu setzen. Mit anderen Worten, die abendländische Aufklärung wurde rückabgewickelt. Das kann man jedoch nicht nur auf Corona schieben, denn dieser Prozess begann in der westlichen Welt schon lange vorher, in Deutschland spätestens 1968. Corona war nur ein ideales Vehikel, ihn zu beschleunigen, ohne in die Brutalität des Autoritarismus des 20. Jahrhunderts zu verfallen. Das unterscheidet einen „Große Transformation“-Ökosozialisten von einem Kommunisten oder Nazi vergangener Jahrzehnte.

Daher wird eine eventuelle Einhegung oder gar Eliminierung der COVID-Pandemie diesen Prozess nicht rückabwickeln und ein Heilmittel gegen das Virus die Gesellschaft von früher nicht restituieren. Ich warne davor, genau darauf zu setzen. Der liberale Staat kann die Voraussetzungen, von denen er abhängt, nicht selbst schaffen oder erhalten. Es gibt ihn nicht mehr, und es ist nutzlos, das zu beklagen. Anhänger eines liberalen bürgerlichen Staates sollten sich vergewissern, was das Leben für sie ausmacht, und das dann robust verteidigen. Bloß – das wird weder mit Toleranz noch Anstand noch einem Diskurs mit der Gegenseite gehen. Es ist eine reine Machtfrage. Am Ende wird die Masse nämlich immer demjenigen nachlaufen, der ihnen die höchste Lebensrendite zum geringsten Preis anbietet. Seit längerer Zeit sind das die Linksliberalen, und so viel gangbare Wege wird es nicht geben, sie dort zu verdrängen. Aber freiwillig werden sie ihre Position nicht aufgeben.

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