Seit dem Morgen läuft die Räumung von Lützerath. Mehrere Hundertschaften der Polizei und eine Wasserwerfer-Staffel sind im Einsatz. Die Polizei hat offenbar bis jetzt die Lage im Griff. Wurden am Vormittag noch Steine und Molotowcocktails gegen die Polizei geworfen, hat sich nach Einschätzung der Polizei die Lage „deutlich beruhigt“. Eine „Vielzahl von Aktivisten“ habe sich entschlossen, „den Bereich hier friedlich und ohne Gegenwehr zu verlassen.“
Der Protest von Klimaextremisten wendet sich nun auch gegen die Grünen. So wurden an der Bundeszentrale der Grünen in Berlin an Fenster und Türen große Kreuze geklebt. Robert Habeck hat in einer Pressekonferenz zu einem anderen Thema kurz zu den Ereignissen in Lützerath Stellung bezogen. Er ließ durchblicken, dass ihm die sogenannte Klimabewegung als Wahlkampfhelfer höchst willkommen ist, aber dass Lützerath nun wirklich das falsche Symbol für den Klimakampf sei: „Die leergezogene Siedlung Lützerath, wo keiner mehr wohnt, ist aus meiner Sicht das falsche Symbol.“ Er verteidigte den Kompromiss mit RWE: „Es ist eine Vereinbarung, die dem Klimaschutz dient.“ Das Wort, das Habeck in seinem kurzen Statement am häufigsten benutzte, lautete „Wasserstoff“.
Das ist es, worum es Habeck geht, um den Umbau der deutschen Energiewirtschaft in eine Wasserstoff-Wirtschaft als Teil der Großen Transformation. Deshalb zeigte er sich auch relativ unbeeindruckt von den Protesten in Lützerath. Habeck und die All-eletric-Fraktion, der Klima-Komplex hat sich innerlich längst von Lützerath und seinen Klimabewegten verabschiedet. Ob Lützerath den Grünen wirklich Probleme bereiten wird, wird man sehen. Sie sind wohl weiter und auf anderen Wegen unterwegs, als man das in Lützerath auch nur im entferntesten ahnt. Man könnte aus grüner Sicht zu der internen Schlussfolgerung kommen: Die Klimabewegung hat ihre Schuldigkeit fast getan, die Klimabewegung kann fast gehen.
Noch eine Posse wie eine deutsche TV-Komödie am Rande: Auch wenn sich immer weniger Menschen daran erinnern dürften, wer Katja Riemann oder Peter Lohmeier ist, ist es doch schön, dass sich die Schauspieler, nach dem sie ausgeschlafen haben, mit anderen „Prominenten“ zusammen zu Wort gemeldet und den sofortigen „Stopp der Räumung in Lützerath“ gefordert haben. Auch Igor Levit gehört zu den Unterzeichnern, über den Wikipedia informiert, dass er nicht nur ein „politischer Aktivist“, sondern auch ein Pianist sei. Jedenfalls hat Katja Riemann nicht ihren Sinn für Humor verloren, wenn sie kämpferisch wie in einer deutschen Komödie zu Protokoll gibt: „Wir Unterzeichnenden stehen an der Seite der vor Ort Protestierenden, auch wenn wir nicht vor Ort sind.“ Sie stehen, auch wenn sie nicht stehen, besser kann man es nicht sagen.