Tichys Einblick
Frauenanteil zu niedrig?

Lieber schlecht regiert als von Männern regiert? Woker Lärm um Nichts

Wer nicht im Parlament repräsentiert wird, dessen Interessen werden nicht vertreten? Diese tribalistisch-kollektivistische These bringen linke Kreise gegen die CDU/CSU in Stellung, denn da gibt es angeblich zu wenige Frauen.

picture alliance/dpa | Michael Kappeler

In der Mottenkiste antiquierter Vorurteile hat das linke Lager nun also die angebliche Frauenfeindlichkeit bei CDU und CSU wiederentdeckt:

Jahrelang hatte es ausgereicht, aufmüpfige Konservative mit der Nazikeule in Schach zu halten, während man die eigene Vormachtstellung genoss. Im Berliner Elfenbeinturm sah es so aus, als sitze man fest im Sattel. Zwar rieb man sich jedes Mal verwundert die Augen, wenn aus einer Landtagswahl die Blauen mit großen Zuwächsen hervorgingen, aber nun ja, das war ja nur im Osten, dachte man sich, da, wo die Zurückgebliebenen wohnen. Und so sank man nach einem hysterischen Aufschrei und einer Demo gegen Rechts wieder wohlig auf das Kissen der Meinungshegemonie zurück.

Mit der Bundestagswahl sind die sächsische und die thüringische Realität auch in Berlin angekommen, und die aufgescheuchten Antifaschisten müssen feststellen, dass ihr „Nazi“-Geschrei außer Friedrich Merz wirklich niemanden mehr beeindruckt.

Aber da war doch noch was … ach ja!: die bösen Konservativen und ihre Frauenfeindlichkeit. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass man in der Echokammer links-woker Kreise keinen Kontakt zur Wirklichkeit mehr unterhält, dann wäre er mit einem Blick in die sozialen Medien erbracht: Unter anderem entzündet sich die Debatte an einem Instagram-Beitrag Markus Söders. Da er seinen Account wahrscheinlich selbst betreut, und sich nicht von einem woken Team beraten lässt, unterstand er sich, ein Foto von einer internen Beratung der Parteispitzen von CDU und CSU im Konrad-Adenauer-Haus zu posten. Darauf zu sehen: alte weiße Männer. Nicht eine einzige Quotenfrau wurde in das Bild hineininszeniert. So viel Echtheit ist freilich unklug.

Auf X dient dieses Foto nun als Beweis für den Rückschritt, der mit der Machtübernahme der CDU/CSU einhergehen soll. Die Parallele zum niedrigen Frauenanteil bei der AfD wird thematisiert; der gesunkene Frauenanteil im Parlament wird besorgt rezipiert, und die auf X geäußerte Besorgnis wird in entsprechende Zeitungsartikel gekleidet, die dann auch außerhalb der Plattform für Aufregung sorgen sollen.

Die Neue Osnabrücker Zeitung, die Süddeutsche, der Focus, der Stern: Alle haben sich offensichtlich in der Journalistenkantine namens X getroffen und beschlossen, dass dieses Nichtthema auf die Agenda gehört. Demnächst also keine Demos gegen Rechts mehr, sondern Sufragetten-Proteste gegen die von Merz geplante Abschaffung des Frauenwahlrechts?

„Die Hälfte der Macht den Frauen“, twittert auch Katrin Göring-Eckardt. Ziemlich unangemessen, hatten doch gerade die Grünen erst vor kurzem einen Mann, Stefan Gelbhaar, mit einer veritablen Intrige um angebliche sexuelle Übergriffigkeit zum Schweigen gebracht: „Alle Macht den Frauen“ wäre da wohl zutreffender, vor ihnen muss laut Jette Nietzard auch die Unschuldsvermutung bei beschuldigten Männern weichen; und aufgrund der geforderten Parität werden auch unqualifizierte Frauen nach oben gespült. Womit wir beim Punkt wären:

Wir werden seit geraumer Zeit von inkompetenten Frauen regiert. Ein Blick in das Kabinett der Ampelregierung gleicht einem Blick in einen intellektuellen Abgrund. Ein Ranking der Unfähigkeit aufzustellen, ist schlicht unmöglich, da man kaum sagen kann, ob Baerbock, Faeser, Paus oder Lemke der erste Platz gebührt. Sie sind Lauterbach, Habeck, Buschmann und Wissing völlig unbestritten mindestens ebenbürtig.

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Im Falle von Paus kommt hinzu, dass hier eine Familienministerin für die Belange von Frauen zuständig war, der nichts so gleichgültig war, wie das Wohlergehen von Frauen: Sie hisste die Progress Pride-Flagge vor ihrem Ministerium, trat entschieden dafür ein, Frausein zur Gefühlssache des Mannes zu erklären; sie verbesserte die Situation von Alleinerziehenden nicht, setzte sich nicht dafür ein, dass Frauen, die Kinder großziehen, entsprechend unterstützt und im Alter abgesichert werden, und verbesserte auch nicht die Lage von Frauen im Schwangerschaftskonflikt, indem sie etwa Programme zur psychologischen, materiellen und personellen Unterstützung aufgebaut hätte.

Währenddessen werden in Ungarn künftig Mütter von zwei oder mehr Kindern von der Einkommensteuer befreit. Lebenslang. Initiiert von dem alten weißen Mann Vikor Orbán. Derweil rettete in den USA ausgerechnet Donald Trump den Frauensport, indem er kurz nach Amtsantritt den Zugang biologischer Männer zu den Mädchen- und Frauenkategorien im Breiten- und Universitätssport unterband.

Ebenso desinteressiert an Politik für Frauen wie Paus zeigte sich Nancy Faeser, die gestiegener Gewalt gegen Frauen durch Einwanderer mit gesteigertem Einsatz gegen Rechts begegnete, oder Baerbock, die Faesers Ressort mit Arbeit versorgte, indem sie massenhaft jene einfliegen ließ, die ein durchaus fragwürdiges Frauenbild pflegen.

Dieser Trend ist aber nicht auf das linke Lager beschränkt. Die Spitzenzerstörer Angela Merkel und auf EU-Ebene Ursula von der Leyen sind ein Beleg dafür, dass auch die CDU keinesfalls frauenfeindlich genug ist, um nicht Frauen in Spitzenpositionen zu bringen, die rücksichtslos, korrupt und machtbesessen Länder oder auch ganze Staatengemeinschaften ruinieren.

Das stellt uns vor die Frage, warum es Wählerinnen auch nur die Bohne interessieren sollte, ob sie von Geschlechtsgenossinnen oder von Männern schlecht regiert werden.

Abgesehen von dem halbwegs komisch anmutenden Nichtthema, dem hier künstlich irgendeine Bedeutung hergeschrieben wird, liegt dem Ruf nach „Repräsentation“ ein sehr ernstes Phänomen zugrunde: Hier geht es im Prinzip um woken Identitarismus. Der Gedanke, man könne nur von jemandem gut vertreten werden, der dem eigenen Kollektiv angehört, ist für die meisten europäischen Gesellschaften absurd. Er ist nur in tribalistischen Gesellschaften stichhaltig, und dort, wo Einfühlungsvermögen und Selbstreflexion nicht eingeübt werden. Dann muss man tatsächlich davon ausgehen, dass Verantwortungsträger die Bedürfnisse anderer Gruppen gar nicht erkennen können, und nur am Wohl derer interessiert sind, mit denen sie durch identitätsstiftende Parameter oder gemeinsame Interessen verbunden sind. In arabischen Gesellschaften ist das der Clan, unter linken Kollektivisten die sexuelle Identität, die Rasse, das Geschlecht.

Es wäre ein äußerst schlechtes Zeichen, wenn sich Konservative mit dieser gesellschaftlichen Rückentwicklung abfänden. Integre, kompetente, intelligente und empathische Politiker orientieren sich am Wohl aller, und sind trotz eines Y-Chromosoms dazu in der Lage, die Interessen von Frauen zu vertreten. Von dieser Sorte Politiker haben wir zwar deutlich zu wenige, dieser Mangel wird durch die Beförderung inkompetenter, engstirniger Frauen aber wohl kaum behoben werden.

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