Die „vierte Impfung“ in deutschen Pflegeheimen hat begonnen. Was dabei vielerorts vor sich geht, lässt sich nur noch als Fahrlässigkeit und Willkür im Umgang mit Leben und Wohl der Heimbewohner beschreiben. Zunächst einmal muss man sich in Erinnerung rufen, wie absurd dieser Begriff „vierte Impfung“ eigentlich ist. Während man sonst bei klassischen Impfungen vielleicht drei Injektionen in mehreren Jahrzehnten absolviert, wird nun ein mindestens halbjährlicher Rhythmus von „Covid-Impfungen“ vorgeschlagen. Nichts anderes bedeutet das neue Lauterbach-Dogma „frisch geimpft“, das gerade unter heftigem Beschuss von Medien und Experten vom Urheber selbst aufgeweicht wird. Der „frisch geimpfte“ Mensch gleicht dem säuberlich vakzinierten Nutzvieh, der länger haltbar gemachten Milch, er ist zum normierten „Gut“ geworden.
Man hört von schweren grippeähnlichen Verläufen und anderem gefährlichem Weh direkt nach den neuen Impfungen, bei denen zum Teil ein für den individuellen Körper neues Präparat zum Einsatz kommt, als wenn man sagte: Was dreimal Biontech nicht vermochte, vermögen vielleicht AstraZeneca, Moderna oder Novavax. Ein zu Rate gezogener Arzt erklärt einem betroffenen Angehörigen seelenruhig, dass solche Impfreaktionen nach einer vorausgegangenen Corona-Infektion häufig seien.
Geimpft werden noch vordringlich alte, teils eingeschränkte Menschen
Corona-Infektionen waren in diesem Jahr etwas durchaus Übliches auch bei den betagten Bewohnern deutscher Heime. Immer wieder werden Heime angeblich wegen kleinerer „Ausbrüche“ geschlossen, obwohl der Sinn auch dieser Maßnahme längst nicht mehr einleuchtet und man den Eindruck gewinnen kann, dass hier ein System die Heimlichkeit liebt, etwas den Augen der Öffentlichkeit verborgen werden soll – vielleicht ja auch diese angeblich so segensreichen Impfungen, ihre Umstände und Folgen.
Zumal die Impfung dementiell beeinträchtigter Menschen, wie sie die deutschen Pflegeheime bevölkern, ein heikles Thema ist. Diese sind weniger in der Lage, sich für jeden verständlich über ihr Befinden und ihre Wünsche mitzuteilen, und folglich leicht gefundene Opfer für eine Impfkampagne, der es vor allem auf Quantität ankommt – auf die Zahl der Impfungen und Impflinge, die beide möglichst hoch sein sollen, um angeblich einen „optimalen Schutz“ von gefährdeten Gruppen zu erhalten. Was aber, wenn diese Gefährdeten unter dieser Impfung mehr leiden als unter der schon durchgemachten Corona-Infektion?
Was, wenn auch diese gefährdeten Gruppen stark und vielleicht irreversibel von Impfreaktionen beeinträchtigt werden? Für einen dementiell erkrankten Menschen ist jede schwerere Krankheit eine Gefahr, den Kontakt zu seiner Umwelt an einer weiteren Stelle zu verlieren, eingespielte Abläufe zu verlernen und sich ins eigene Innere, in eine vielleicht heilere Welt zurückzuziehen. Doch dabei geht er seinen Angehörigen zwangsläufig auch verloren. Und er verliert womöglich weitere Fähigkeiten, die ihm einen letzten Rest von Würde und Selbstbestimmung in diesem Leben erlaubten.
Die catonische Frage unserer Tage: Können experimentelle Impfstoffe ethisch sein?
Zuletzt die catonische Frage unserer Tage: Kann es ethisch erlaubt oder gar geboten sein, einen – noch immer, vermutlich für immer – experimentellen Wirkstoff vor allem und zuerst an den Ältesten einer Gesellschaft zu erproben, die zu oft faktisch entmündigt sind, auch wenn dieses Rechtsinstitut längst abgeschafft ist? Sind sie dementiell erkrankt, legt sich zudem ein weiterer Schleier über die Wirkungen und Nebenwirkungen der experimentellen Präparate.
Hinzu kommt ein Phänomen, das noch zu wenig im allgemeinen Bewusstsein angekommen ist: Zur Pflege in deutschen Pflegeheimen kommen heute auch starke Psychopharmaka zum Einsatz, die eigentlich nur für die Palliativpflege im allerletzten, oft von Schmerzen geprägten Lebensabschnitt zugelassen sind. Im Schlepptau einer halbwegs schweren Erkrankung werden dann häufig hohe Dosen von ruhigstellenden und antriebshemmenden Mitteln gegeben, die den Angehörigen vorgaukeln, dass eine krankheitsbedingte Verschlechterung des Allgemeinzustandes eingetreten sei. Von diesem Punkt aus kann das Heim dann weiterarbeiten.
Man nehme das starke Schmerzmittel Fentanyl, das in deutschen Pflegeheimen zum Einsatz kommt. Wie schwer wäre es wohl für einen Heimbetreiber, sich einen Vorrat solcher Stoffe zuzulegen, der dann „zur freien Nutzung“ zur Verfügung stünde? Das Opioid Fentanyl geht laut NetDoktor mit Nebenwirkungen wie Benommenheit, Schläfrigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Verwirrtheit, Sehstörungen und Atemreflexdämpfung einher. Diese Effekte treten vor allem zu Beginn der Anwendung auf. Wer sich also in letzter Zeit um verwirrte, schlecht sehende oder schwer atmende (in Zeiten von Covid) Angehörige im Pflegeheim Sorgen gemacht hat, der könnte tatsächlich zum Bauernopfer von einem Stoff wie diesem geworden sein.
Was sich hinter der Massenimpfung an den Alten und Schwachen mitten im Sommer verbirgt, ist das am Horizont aufziehende „Impf-Abo“ für alle, Alte wie Junge, Starke und Schwache. In regelmäßigen Abständen will der Gesundheitsminister – zusammen mit seinen Kabinettskollegen – die Bürger so zur Impfbank treiben. Andernfalls sollen wir uns testen oder maskieren, bis der Arzt kommt.
Und das könnte im Wortsinne gelten, denn es ist keineswegs gesagt, dass die für den Herbst erneut geplanten, einschränkenden Regierungsmaßnahmen der Volksgesundheit förderlich sein werden. Das Gegenteil ist eher zu erwarten wie bei früheren Lockdowns auch. Eine sehr hohe Anzahl unspezifischer Atemwegsinfektionen in diesem Frühjahr und Sommer lassen zudem an etwaige Nebenwirkungen der Maskenpflichten denken. Die erneute Unterbrechung, wo nicht Zerstörung des gesellschaftlichen Lebens vor allem für jene, die nicht kollaborieren werden, aber auch für alle anderen, wird ein Übriges tun. Deutschland könnte ab Oktober erneut düsteren Zeiten des Zwangs, der sozialen Isolation und Spaltung entgegengehen.
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