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Kein Grund zur Euphorie

Kriminalstatistik für 2017 – Teil 2: Woher die Täter kommen

Die Analyse der Polizeilichen Kriminalstatistik zeigt sinkende Straftaten, dramatisch insbesondere bei Bevölkerungsgruppen, die noch im Vorjahr besonders kriminell waren. Bei Diebstahl ist Resignation zu vermuten: Die Polizei greift vermutlich nicht mehr ein.

Symbolbild

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Nachdem schon seit über zwei Wochen in verschiedenen Medien über die PKS 2017 berichtet wurde, ohne dass man diese Berichte verifizieren konnte, wurde sie am 8. Mai 2018 nun endlich veröffentlicht. Die große Schlagzeile dabei ist der Rückgang der Straftaten um fast 6% gegenüber dem Vorjahr und damit die niedrigste absolute Anzahl an Straftaten seit 1992. Wie im ersten Teil des Artikels beschrieben, hängt die Anzahl der Straftaten entscheidend vom Anzeigeverhalten ab und ist daher vermutlich nicht so erfreulich, wie es auf den ersten Blick erscheint. Wir kommen später noch auf die Gesamtzahl der Straftaten zurück, wenden uns aber zuerst den Tatverdächtigen zu.

In absoluten Zahlen sieht man schnell, dass die Anzahl Tatverdächtiger ohne ausländerrechtliche Verstöße tatsächlich zurückging. Von 2.022.414 im Jahr 2016 auf 1.974.805 im Jahr 2017, also ein Rückgang um ca. 47.000 Tatverdächtige (etwa 2,3%). Bei den Deutschen ging es von 1.406.184 auf 1.375.448 zurück (ca. –31.000, –2,2%) und bei Nichtdeutschen ging es von 616.230 auf 599.357 zurück (ca. –
17.000, –2,7%). Wenn man bedenkt, wie euphorisch der Rückgang in der Welt [6] und anderen Medien vor zwei Wochen beschrieben wurde, so sind diese absoluten Zahlen doch eher enttäuschend.

Kein Grund zur Euphorie

Die Anzahl Tatverdächtiger bei Straftaten insgesamt, also inklusive ausländerrechtlicher Verstöße, sind tatsächlich stark zurückgegangen (bei Nichtdeutschen von 953.744 im Jahr 2016 auf nur noch 736.265 im Jahr 2017), aber es wurde schließlich immer großer Wert darauf gelegt, dass man nur Straftaten ohne ausländerrechtliche Verstöße berücksichtigen solle. Man fragt sich, was denn nun gilt? Offensichtlich immer das, was am besten ins Narrativ passt. Der starke Rückgang ausländerrechtlicher Verstöße kann natürlich auch ganz andere Gründe haben, vielleicht werden diese Straftaten einfach nicht mehr angezeigt und nicht mehr verfolgt, da es sowieso sinnlos ist und ohne jegliche Konsequenzen für den Täter bleibt.

Was wird noch angezeigt?
Kriminalstatistik für 2017 Teil 1: Vertrauensverlust in den Staat?
Nun aber zum interessanteren Teil unserer Analyse. Wie im vorigen Jahr [5] untersuchen wir nun auch dieses Jahr wieder die PKS in Verbindung mit der Bevölkerungsstatistik. Dadurch ist es möglich zu berechnen, wie hoch der Prozentsatz Tatverdächtiger aller sich in Deutschland aufhaltenden Nationalitäten ist. Wir nehmen dazu die kürzlich veröffentlichte Statistik „Ausländische Bevölkerung am 31.12.2017 nach Staatsangehörigkeit“ [4]. Demnach waren am 31.12.2017 insgesamt 10.623.940 Nichtdeutsche in Deutschland registriert. Das sind 584.860 mehr als am 31.12.2016. Im Vergleich zum Vorjahr war der stärkste Anstieg aus Rumänien (+89.120), Polen (+83.770), Syrien (+61.105), Bulgarien (+47.095) und Kroatien (+35.295). Aus den Flüchtlingsländern sind es neben Syrien auch Irak (+10.170), Eritrea (+6.865), Nigeria (+5.980), Iran (+5.050) und Somalia (+4.775). Die Anzahl Afghanen ging sogar um 1.845 zurück. Obwohl diese Zahlen etwas im Widerspruch zu der in der Asylgesuch-Statistik registrierten Anzahl an Zugängen für 2017 sind (z.B. Irak 31.043, Afghanistan 12.346) werden wir hier mit diesen Zahlen arbeiten. Die niedrigere Zahl kann verschiedene Gründe haben, z.B. Ausreise, Abschiebung, Fehlregistrierung oder Einbürgerung.

Wir nehmen nun den Mittelwert der Bevölkerungsstatistik vom 31.12.2017 und vom 31.12.2016 um die Anzahl der im Jahr 2017 in Deutschland Wohnenden abzuschätzen. Diesen Mittelwert setzen wir in Verbindung mit der Anzahl an Tatverdächtigen des Jahres 2017 aus der PKS 2017.

Deutlicher Rückgang bei Ausländerkriminalität

Unter Berücksichtigung des starken Anstiegs der nichtdeutschen Wohnbevölkerung im letzten Jahr ist der oben beschriebene Rückgang der nichtdeutschen Tatverdächtigen dann doch beindruckender, als es die absoluten Zahlen andeuten. Dazu schauen wir uns die Kriminalrate der jeweiligen Bevölkerungsgruppen an. Dies ist der Anteil der Personen einer Bevölkerungsgruppe, die im Jahr 2017 nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen einer Tat verdächtigt wurde. Wohnen beispielsweise 10.000 Personen mit der Staatsbürgerschaft des Landes X in Deutschland und davon waren 2017 insgesamt 1.130 Tatverdächtige, so ist die Kriminalrate für Land X insgesamt 11,3%. So ging die Kriminalrate aller Nichtdeutschen von 6,44% im Jahr 2016 auf 5,80% im Jahr 2017 zurück. Verglichen mit Deutschen (und dies beinhaltet auch alle Deutschen mit Doppelpass und Migrationshintergrund), bei denen die Kriminalrate von 1,91% auf 1,88% zurückging, ist die Kriminalrate Nichtdeutscher immer noch dreimal so hoch wie die von Deutschen.

Tabelle 1: Entwicklung der Kriminalrate von 2012 bis 2017

Tabelle 2: Veränderung der Tatverdächtigen nach Straftatskategorien

 

Wir betrachten nun die Kriminalraten von einzelnen Ländern, von denen mehr als 1.000 Staatsbürger in Deutschland wohnhaft sind. Wie schon aus dem Vorjahr bekannt, unterscheidet sich die Kriminalrate verschiedener Länder sehr stark. So gibt es einige Länder, deren Staatsbürger völlig unauffällig in Deutschland leben und praktisch keine Straftaten begehen, während von anderen Ländern mehr als jeder Zweite tatverdächtig war. In Tabelle 1 sieht man, wie sich die Kriminalrate ausgewählter Länder von 2012 bis 2017 entwickelt und auch wie sich die Anzahl der in Deutschland wohnhaften, d.h. beim Ausländerzentralregister gemeldeten Personen im gleichen Zeitraum verändert hat. Folgende Länder werden in Tabelle 1 angezeigt: Alle Länder mit einer Kriminalrate höher als 7,5%, alle Länder mit mehr als 200.000 in Deutschland wohnhaften Staatsbürgern, sowie alle Länder mit einer Kriminalrate geringer als die der Deutschen.

Man sieht, dass die Kriminalrate vieler Länder leicht rückläufig ist. Am auffälligsten ist der sehr starke Rückgang auf sehr hohem Niveau von Algerien von über 53% auf unter 40%. Gleichzeitig nahm aber die Anzahl in Deutschland wohnhafter Algerier innerhalb nur eines Jahres um fast 1.500 ab, also um fast 7%. Der Abgang ist dabei geringer als der Rückgang der Tatverdächtigen (ca. minus 3000), es scheint daher, als ob hauptsächlich kriminelle Algerier das Land verlassen haben. Liegt dies etwa an konsequenter Abschiebung, Abschreckung, oder womöglich an Einbürgerung?

Dieser Rückgang ist sehr ungewöhnlich und müsste näher untersucht werden. Rückläufig erscheinen auch die Kriminalraten der großen Flüchtlingsländer wie Syrien, Afghanistan, Irak. Einen Anstieg gibt es hauptsächlich bei afrikanischen Ländern, die 17 der 20 Länder mit der höchsten Kriminalrate stellen. Schaut man sich das untere Ende der Tabelle an, so sind mit Ausnahme von Finnland alle Länder mit geringerer Kriminalrate als Deutschland aus Südost- und Ostasien. Neu dabei ist dieses Jahr Nepal, nicht mehr dabei ist Katar. Japan ist wie immer das Land mit der niedrigsten Kriminalrate, weniger als halb so hoch wie Korea und Taiwan.

Als nächstes wollen wir untersuchen, woran der Rückgang an Tatverdächtigen liegt, welche Straftaten also besonders stark zurückgegangen sind. Handelt es sich dabei hauptsächlich um Bagatelldelikte oder auch um schwerwiegendere Straftaten? Dazu untersuchen wir wie schon in früheren Artikeln verschiedene Straftatskategorien (Schlüssel in Klammern): Straftaten gegen das Leben (000000), gegen die sexuelle Selbstbestimmung (100000), Rohheitsdelikte (200000), einfacher (3***00) und schwerer Diebstahl (4***00), Vermögen und Fälschungsdelikte (500000), sonstige Straftaten (600000). Außerdem Rauschgiftdelikte (730000), sowie neu dieses Jahr Gewaltkriminalität (892000). Zunächst aggregieren wir alle nichtdeutschen Tatverdächtigen und vergleichen deren Häufigkeit mit deutschen Tatverdächtigen. Dies findet sich in Tabelle 2, in der auch die Veränderung gegenüber 2016 dargestellt ist.

Man sieht, dass alle Straftatskategorien, mit Ausnahme von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung und Rauschgiftdelikte von 2016 auf 2017 abnehmen, sowohl bei Deutschen als auch bei Nichtdeutschen. Straftaten gegen das Leben steigen bei Nichtdeutschen zwar leicht an, der absolute Anstieg wird aber ausgeglichen durch die fast 4% höhere Anzahl Nichtdeutscher in Deutschland. Am stärksten ist der Rückgang bei Diebstahl ohne erschwerende Umstände bei nichtdeutschen Tatverdächtigen. Dieser Rückgang allein ist schon höher als der gesamte Rückgang aller nichtdeutscher Tatverdächtiger von 2016 auf 2017 (–17.395 vs –16.873). Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Rückgang hauptsächlich an der gesunkenen Anzeigebereitschaft bei einfachem Diebstahl liegt. Einfacher Diebstahl ist meist ohne Konsequenz und Diebe sind sofort wieder auf freiem Fuß. Daher lohnt sich eine Anzeige bei einfachem Diebstahl meist nicht. Der absolute Rückgang an Tatverdächtigen im Jahre 2017 liegt also mit ziemlicher Sicherheit nicht am tatsächlichen Rückgang von Straftaten. Besonders bedenklich ist dagegen der sehr starke Anstieg bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung.

Als nächstes betrachten wir noch die einzelnen Nationalitäten bezüglich verschiedener Straftatskategorien. Wie in vorigen Analysen vergleichen wir die Kriminalrate einzelner Länder mit der von Deutschen bei den jeweiligen Kategorien. Das heißt wir untersuchen, wie viel häufiger als Deutsche einzelne Nationalitäten Tatverdächtige der verschiedenen Kategorien sind. Durch Vergleich mit derselben Tabelle für 2016 [5, Tabelle 4] lässt sich so erkennen, woran der in Tabelle 1 beobachtete Rückgang oder Anstieg liegt und welche Nationalitäten besonders stark in den einzelnen Straftatskategorien auftauchen.

Ohne die Tabelle näher zu kommentieren (die Zahlen sprechen für sich selbst), fällt auf, dass viele Staatsangehörige aus Flüchtlingsländern sehr stark zu Gewaltkriminalität neigen. Die im ersten Teil unserer Analyse beschriebenen Gründe für die Angst vieler Deutscher vor gewalttätigen Zuwanderern und der dadurch bedingte Rückgang von angezeigten Straftaten scheinen sich in dieser Tabelle voll zu bestätigen. Es handelt sich also offensichtlich nicht um von Medienberichten und „rechten Hetzern“ geschürte Angst und Verunsicherung der Bevölkerung, die mit der Realität nichts zu tun hat, sondern ist die schockierende Wahrheit.

Wie sich angesichts dieser Zahlen der weitere Zuzug aus diesen Ländern in der Größenordnung von mehreren hunderttausend pro Jahr rechtfertigen lässt und wie deren Integration gelingen soll, bleibt ein Rätsel. Anhaltender Vertrauensverlust in den Staat und der weitere Rückgang der eigenen Sicherheit ist daher vorprogrammiert. Der starke Rückgang der registrierten Straftaten ist dabei völlig bedeutungslos.

Entwicklung der Straftaten von 1992 auf 2017

Zum Abschluss wenden wir uns der Gesamtzahl der registrierten Straftaten zu, um zu sehen, woran der Rückgang liegt. Wir vergleichen dazu die registrierten Straftaten von 2017, aufgeschlüsselt nach verschiedenen Straftatskategorien, mit denselben Daten von 2016 sowie von 1992. 1992 wurde gewählt, da die Anzahl an Straftaten 2017 angeblich die niedrigste seit 1992 ist. Ein Vergleich scheint daher angebracht.

In Tabelle 4 geben wir die Anzahl der erfassten Straftaten, die Anzahl und den Anteil der aufgeklärten Straftaten (=Aufklärungsquote, AQ) an, die Anzahl der Tatverdächtigen insgesamt, sowie Deutsche und Nichtdeutsche getrennt, und zuletzt den Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger. Wir schlüsseln dies in die verschiedenen Straftatskategorien auf und vergleichen den Anstieg bzw. die Abnahme seit 1992. Man sieht, dass die Anzahl an Straftaten 2017 tatsächlich geringer ist als 1992. Bei allen Straftaten sind es 8,4% weniger, bei Straftaten ohne ausländerrechtliche Delikte sogar um 9%. Da die Aufklärungsquote um 35% höher ist, steigt konsequenterweise die Anzahl der Tatverdächtigen.

Schaut man sich allerdings die einzelnen Delikte genauer an, so kommt man auf ein ganz anderes Ergebnis. Die Anzahl an Straftaten geht bis auf die Diebstahlkategorien und die Kategorie Leben in allen Straftatskategorien signifikant nach oben. Schwerer Diebstahl bricht geradezu ein (kleines Wortspiel!). Die Straftaten dieser Kategorie gehen um über 60% zurück. Einfacher Diebstahl geht um über 25% zurück. Dagegen explodierten Rohheitsdelikte und verdoppeln sich nahezu, ebenso Vermögens- und Fälschungsdelikte. Rauschgiftdelikte verdreifachen sich nahezu. Wir haben daher eine neue Kategorie eingeführt: alle Straftaten ohne ausländerrechtliche Delikte und ohne Diebstahl (siehe unten in Tabelle 4). In dieser Kategorie sind die Straftaten seit 1992 um fast 60% angestiegen, im Vergleich zu 2016 ist die Anzahl nahezu identisch. Der scheinbare Rückgang auf Werte von 1992 beruht also praktisch ausschließlich auf einem Rückgang von Diebstahldelikten.

Ist Diebstahl tatsächlich rückläufig, oder handelt es sich dabei nur um einen Rückgang der Anzeigebereitschaft, wie im ersten Teil beschrieben? Man sieht zunächst, dass die Aufklärungsquote bei schwerem Diebstahl mickrige 12-15% sind und sich in den 26 Jahren seit 1992 nicht viel daran geändert hat. Stellt dies in irgendeiner Weise für einen Kriminellen einen Anreiz dar, keinen schweren Diebstahl mehr zu begehen? Wird ein Krimineller eher eine Straftat begehen, bei der die Wahrscheinlichkeit hoch ist, gefasst zu werden, oder eine Straftat bei der die Wahrscheinlichkeit gering ist. Es kann natürlich sein, dass es der Kick ist, gefasst zu werden, der Kriminelle antreibt, wer weiß. Es ist aber doch viel eher wahrscheinlich, dass man nicht gefasst werden will. Außerdem können Straftäter, die nicht gefasst werden, unbehelligt weitere Straftaten begehen. Auch dies spricht dafür, dass Schwerer Diebstahl eher ansteigen sollte als abnehmen. Gleiches gilt für einfachen Diebstahl, bei dem es die zweitniedrigste Aufklärungsquote gibt.

Wir vergleichen nun die Entwicklung von deutschen und nichtdeutschen Tatverdächtigen über diesen Zeitraum. 1992 war der Ausländeranteil in Deutschland 8,24% und der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen 24,5% (Kategorie 890000). Es gab 74,3M Deutsche und 6,7M Nichtdeutsche. 2017 ist der Ausländeranteil mit 10,6M Nichtdeutschen und ca. 73,1M Deutschen bei ca. 12,7%. Der Ausländeranteil ist also um ca. 54% gestiegen.

Tabelle 3: Wieviel häufiger tatverdächtig als Deutsche (nach verschiedenen Straftatskategorien)

Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger ist dagegen nur um ca. 44% auf 30,4% gestiegen. In allen Kategorien außer Diebstahl und Leben ist die Anzahl nichtdeutscher Tatverdächtiger dagegen um wesentlich mehr als 44% gestiegen: Ohne Diebstahl um +149,7%, Rauschgift +178,4%, Rohheit + 152,1%, sexuelle Selbstbestimmung +130,9%. In all diesen Kategorien ist allerdings auch die Zahl deutscher Tatverdächtiger um über 50% angestiegen. All dies bestätigt, dass die Kriminalität keineswegs zurück geht, erst recht nicht die von Nichtdeutschen, sondern dass der scheinbare Rückgang lediglich an den wesentlich geringeren Straftaten der Kategorie Diebstahl liegt. Wie oben diskutiert ist dies sehr wahrscheinlich eine Konsequenz der geringeren Anzeigebereitschaft verursacht durch die sehr geringe Aufklärungsquote.

Was in diesem Zusammenhang etwas erstaunt, ist der starke Rückgang Tatverdächtiger im Bereich Diebstahl. Man könnte vermuten, dass durch die wesentlich geringere Anzahl an erfassten Diebstahlsdelikten die jeweiligen Abteilungen der Polizei mehr Zeit haben, Tatverdächtige zu ermitteln. Daher müsste die Aufklärungsquote in dieser Kategorie eigentlich stark ansteigen. Dass sie es nicht tut, sondern sogar stark abnimmt, spricht eher dafür, dass die Polizei überlastet ist, die Anzahl Beamter stark reduziert wurde, oder die Aufklärung von Diebstahlsdelikten als hoffnungslos angesehen wird. All dies sind weitere Gründe, wieso die Anzahl an tatsächlichen Diebstahldelikten (im Vergleich zu den erfassten) stark ansteigen müsste. Dass die wahre Kriminalitätsbelastung im Vergleich zu 1992 also noch höher ist, als in der „ohne Diebstahl“ Kategorie am Ende von Tabelle 4 angedeutet, ist sehr wahrscheinlich.

Wie unsere Analyse deutlich zeigt, geht die empfundene Kriminalität also keinesfalls an der Realität vorbei. Die erfasste Kriminalität ist in fast allen Straftatskategorien wesentlich höher als früher, die nicht erfasste vermutlich noch wesentlich mehr. Daher sind die Sorgen der Bürger mehr als berechtigt und sollten von der Politik Ernst genommen werden. Ungerechtfertigte Aussagen über scheinbar rückläufige Kriminalität und das Ignorieren des wahren Ausmaßes der Kriminalität sind nicht hilfreich.

Tabelle 4: Veränderung von Straftaten, Aufklärung und Tatverdächtigen seit 1992

Quellen und Referenzen

1. Axel Lier, Überlastete Polizei: 55.000 Verbrechen im Berliner LKA nicht bearbeitet. BZ Berlin, 20. Februar 2018.

2. Jürgen Mansel, Günter Albrecht, Die Ethnie des Täters als ein Prädiktor für das Anzeigev- erhalten von Opfern und Zeugen: Die private Strafanzeige als Form der Konfliktregulierung. Soziale Welt: Zeitschrift für Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis. Januar 2003.

3. Bundeskriminalamt. Polizeiliche Kriminalstatistik 2017. Tabelle 62, Straftaten und Staatsangehörigkeit nichtdeutscher Tatverdächtiger.

4. Statistisches Bundesamt. Tabelle 12 in Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Ausländische Bevölkerung, Ergebnisse des Ausländerzentralregisters, Fachserie 1 Reihe 2. Erschienen am 12. April 2018.

5 Jochen Renz. Wenig bekannte Fakten zur Ausländerkriminalität in Deutschland, Tichys Einblick, 4. Juli 2017.

6. Martin Lutz, Kriminalität geht in Deutschland so stark zurück wie seit 1993 nicht, Die Welt, 21. April 2018


© Tichys Einblick, Nachdruck nur mit Genehmigung

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