Klima-Aktivisten: Scheinheiligkeit als Glaubenssatz
Christopher Walther
Heuchler aller Länder, vereinigt euch: Morgens blockieren die fremdfinanzierten Endzeit-Gläubigen die Straßen für hart arbeitende Menschen oder wenn die den Alltag mal vergessen und in den Urlaub fliegen wollen – abends fliegen sie selbst in den Urlaub. Mit Doppelmoral hat man eben nur halb so viele Gewissensbisse.
Beim Aufstellen unserer Grundsätze sind wir strenger als bei deren Befolgung, wusste Theodor Fontane, und dabei kannte er die Klima-Kleber noch gar nicht. Die führen uns inzwischen ja täglich vor, wie man die moralische Messlatte für andere Menschen so hoch legt, dass man selbst bequem darunter durchlaufen kann.
Nun ist Bigotterie natürlich keine neuzeitliche Erscheinung. Neu ist aber, dass die Endzeit-Gläubigen jetzt gar nicht mehr vertuschen, wie sie für sich selbst Sonderrechte beanspruchen.
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„Du wirst nicht erleben, dass ich das tue, was ich predige. Du wirst nicht erleben, dass ich Opfer bringe. (…) Tue einfach, was ich sage – tue nicht, was ich tue.“
(Phil Collins: „Jesus He Knows Me“, 1992)
Besonders genießen kann man die Geschichte, wenn sie chronologisch erzählt wird. Also der Reihe nach:
In Stuttgart sollte sich ein Klima-Kleber wegen einer illegalen Straßenblockade verantworten. Der Aktivist verpasste seinen Gerichtstermin – weil er nach Thailand in den Urlaub geflogen war, mit einem Abstecher nach Bali.
Natürlich nur ein bedauerlicher Einzelfall – „ein Haar in der Suppe“, erklärte Carla Hinrichs von der militanten Gruppe „Letzte Generation“. Diese Verteidigungslinie ließ sich aber nicht lange halten:
Denn mittlerweile, um das Bild aufzugreifen, liegt da eine riesige Perücke auf dem Teller.
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Zum Beispiel auch in Österreich: Als „tolles Statement einer solidarischen Passantin“ präsentierten österreichische Klima-Aktivisten dieses Video mit einer angeblich zufällig befragten Fußgängerin, die eine Protestaktion in Wien bejubelt:
Allerdings: Die Schwester im Geiste ist nicht nur Schauspielerin, sondern vor allem liebt sie Fernreisen. Bei Instagram postet sie stolz Urlaubsfotos aus Kalifornien und von den Malediven.
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Zum Beispiel auch in der Schweiz: Dort wettert der berüchtigte Klima-Kleber Max Voegtli erst abends in einer TV-Sendung gegen klimaschädliche Urlaubsflüge – um am nächsten Morgen dann selbst von Zürich über Paris nach Mexiko in den Urlaub zu fliegen.
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Und natürlich immer wieder vor allem in Deutschland: Da hat ja zuletzt die Moderatorin Negah Amiri – ganz im Geiste des neutralen und unabhängigen Journalismus – eine militante Umwelt-Aktivistin nach dem Interview umarmt und mit tränenerstickter Stimme bekundet: „Danke, dass es dich gibt.“
Zeitgleich kann man auf Frau Amiris Instagram-Seite frische Urlaubsfotos von ihr bewundern: zum Beispiel auf Gran Canaria, in Los Angeles, in Istanbul, in London, in Lissabon und auf Fuerteventura.
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Einen Ehrenplatz in dieser Auflistung hat Lorenz Beckhardt vom WDR verdient. Das ist der Herr, der in einem Tagesthemen-Kommentar die Grünen aller Parteien förmlich anflehte: „Macht Fleisch, Auto fahren und Fliegen so verdammt teuer, dass wir davon runterkommen. Bitte! Schnell! Dann wählen wir auch Euch alle!“
Beckhardt teilt außerdem gerne Informationen über sein Lieblingshobby: Als wichtigste Freizeitbeschäftigung nennt er selbst in seinem Profil „Weltreisen“.
Die Liste könnte buchstäblich beliebig fortgeführt werden. Und das alles sind natürlich keine Ausnahmen. Es sind Beispiele für ein System.
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„Es stände besser um die Welt, wenn die Mühe, die man sich gibt, die subtilsten Moralgesetze auszuklügeln, für die Ausübung der einfachsten gewendet würde.“
(Marie von Ebner-Eschenbach: Aphorismen, 1880)
Den Schlaueren unter den Klima-Apokalyptikern schwant seit einiger Zeit, dass die Erzählung von den „Einzelfällen“ nicht mehr verfängt. Nun ändern sie ihre Taktik – und gehen in die Offensive.
Im konkreten Fall heißt das: Sie lassen die Maske fallen.
„Sich politisch gegen den Klimakollaps zu engagieren, geht oft damit einher, das eigene Leben umzustellen. Es ist jedoch keine Voraussetzung, dies zu tun. Insbesondere beeinflusst es auch nicht, wie richtig oder falsch Forderungen an die Bundesregierung sind.“
Das schreibt nun, etwas verschwurbelt, Carla Hinrichs von der „Letzen Generation“. In verständliche Sprache übersetzt, haben die drei Sätze aussagenlogisch zwei Botschaften:
Man selbst muss nicht das eigene Verhalten ändern und darf trotzdem von allen anderen verlangen, dass die ihr Verhalten ändern.
Man selbst muss nichts richtig machen und darf trotzdem alle anderen dafür kritisieren, dass die angeblich alles falsch machen.
Frau Hinrichs sagt also offen und unverblümt: Wir, die Endzeit-Gläubigen, dürfen machen, was wir wollen – auch wenn es das Gegenteil dessen ist, was wir von allen anderen verlangen (oder im Zweifel auch erzwingen, zum Beispiel über Blockaden).
Bei den Klima-Aktivisten ist Scheinheiligkeit mittlerweile zu einem zentralen Glaubenssatz aufgestiegen.
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Für doppelt oft moralisch hält, wer doppelter Moral verfällt.
(Erhard Bellermann)
Die Unterstützer in Deutschlands Redaktionsstuben geben den bigotten Klima-Klebern erwartbar und verlässlich medialen Geleitschutz.
Die Süddeutsche Zeitung und die taz zum Beispiel erfinden wortgleich eine „Gewissenszwickmühle“ für fernreisende Aktivisten – als ob es irgendjemanden in Gewissensnöte bringen könnte, wenn er nicht nach Mexiko in den Urlaub fliegt. Oder nach Thailand. Oder sonst wohin. Da fliegt man halt hin, wenn man will – und man lässt es bleiben, wenn man nicht will.
Besonders kunstvoll zeigt der Deutschlandfunk Verständnis für die kognitive Dissonanz der „Generation Greta“. Der Radiosender hat mit einer Abiturientin gesprochen, die für ihre ganze Oberstufe eine Abiturreise nach Bulgarien organisiert – mit dem Flugzeug.
Auswirkungen der Flüge auf das Klima seien bei der Reiseplanung kein Thema gewesen, sagt die Abiturientin: „Ich glaube, wenn man Menschen aus unserer Stufe direkt darauf ansprechen würde, dann würden sie sich auch Gedanken machen. Aber an der Stelle hat sich niemand von selbst Gedanken darüber gemacht.“
Oder anders: Klar denken wir über Klimaschutz nach, wenn man uns dazu auffordert. Von alleine tun wir das nicht.
Mitfühlend vermutet der Deutschlandfunk, „dass es vielleicht noch etwas Zeit braucht, bis die vielen Diskussionen übers Klima, die Fridays-for-Future-Demos und unser schlechtes Gewissen uns dazu bringen, wirklich etwas zu verändern.“
Von Deutschlands Medien bekommen die Scheinheiligen auch noch einen Heiligenschein.
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Die Selbstgerechten sind schon eine Plage. Aber die Bigotten sind noch schlimmer.
Der Selbstgerechte akzeptiert bekanntlich nur die eigenen Regeln. Aber zumindest versucht er noch ab und zu, sich auch selbst daran zu halten. Der Bigotte dagegen stellt an sich selbst grundsätzlich weniger hohe Ansprüche als an die anderen.
Wie kürzlich die Klima-Kleber in Wien, die mit mehreren Mietwagen auf die dortige Stadtautobahn gefahren sind, um sich da festzukleben und einen riesigen Stau im Berufsverkehr zu erzeugen.
So weit, so normal. Dann kam heraus, dass die Aktivisten nur Autos mit Verbrenner-Motoren angemietet hatten, obwohl die Mietwagenfirma ausreichend viele Fahrzeuge mit Elektro-Antrieb im Angebot hatte.
Die E-Autos waren den Klima-Klebern für ihre Protestaktion aber zu teuer.
Wenn ich wüsste, dass die Welt morgen unterginge, würde ich heute noch schnell nach Bali fliegen.