Tichys Einblick
Atomkraftgegner feiern »Abschaltparty«

Atomkraft aus: Deutschland schaltet ab

Das Jahr 2021 hat vor Augen geführt, dass Wind- und Sonnenenergie nicht in der Lage sind, ein Industrieland wie Deutschland zu versorgen. Zum Jahreswechsel werden dennoch drei weitere Kernkraftwerke abgeschaltet.

Das Kernkraftwerk Grohnde zwei Tage vor der finalen Netzabschaltung zum 31. Dezember 2021.

IMAGO / Future Image

Drei weitere Kernkraftwerke wurden gestern abgeschaltet, um zum Jahreswechsel endlich Werte zu vernichten und die Stromerzeugung zu reduzieren: Gundremmingen, Brokdorf und Grohnde. Allein das 1985 in Betrieb genommene Kernkraftwerk Grohnde in Niedersachsen pumpte in der vergangenen Woche noch maximale Strommengen ins Netz und zählt zu den Kraftwerken, die weltweit am erfolgreichsten Strom lieferten. Am 7. Februar 2021 hat es die Marke von 400 Milliarden Kilowattstunden geknackt. Weltrekord!

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Das Kraftwerk mit einem Wert von rund fünf Milliarden Euro – ab 1. Januar Schrott. Der niedersächsische Ministerpräsident Weil schickte eine Videobotschaft mit »herzlichen Grüßen an die Betriebsversammlung« der Mitarbeiter, die mit »ausgeprägtem Sicherheitsempfinden« das Kraftwerk betrieben hätten. Er spricht von einem »versöhnlichen Abschluss« und wünscht einen Blick nach vorn. Weil betonte die »klare politische Entscheidung« des Atomausstiegs; er sagt nichts darüber, woher der Strom künftig kommen soll, weiß es auch nicht und verschweigt die gigantische Wertvernichtung. Grohnde lieferte immerhin zwölf Prozent des Stroms in Niedersachsen, ist in technisch einwandfreiem Zustand und könnte noch 20 Jahre Strom liefern. Weil will dafür sorgen, dass leichter Windräder gebaut werden können.

Das Ereignis soll mit einer großen »Abschaltparty« von Atomkraftgegnern gefeiert werden. Neben einem »Pastor gegen Atomkraft« ist auch dabei Rainer Sagawe vom BUND Hameln. Der hat in Hameln das erste sogenannte »Bürgerwindrad« mitgebaut. Dafür wurde »Omis und Opis« das Geld aus der Tasche gezogen angeblich für die Enkel, berichtet ein Kenner. Doch das Windrad liege jedes Jahr weiter unter seiner Prognose und verschlingt nur Geld – niedersächsische Energiezukunft.

Sendung 28.10.2021
Tichys Ausblick Talk: „Energiekrise spitzt sich zu – letzte Rettung Kernkraft?“
In genau einem Jahr sollen die letzten drei Kernkraftwerke Deutschlands abgeschaltet werden; diese Anlagen zählen zu den besten in der Welt. Neben den drei Kernkraftwerken geht die große Abschalterei auch mit zehn Kohlekraftwerken weiter. Insgesamt verschwinden damit knapp 9 GW an Leistung. Auch in dem gewaltigen Kraftwerk Niederaußem geht mit »Block C« ein weiterer Block aus dem Netz, dazu schaltet RWE »Neurath B« und »Weisweiler E« ab. Diese vier Kraftwerksblöcke haben über 400 Milliarden kWh Strom erzeugt, betont RWE. Dies entspreche dem Strombedarf von Berlin über 90 Jahre hinweg.

Die Abschalterei hat Folgen: In Kreisen der Energieversorger und Übertragungsnetzbetreiber berichtet man, dass in den Netzen ein starker Leistungsmangel herrscht und Netzreserven regelmäßig in Anspruch genommen werden müssen. Das Vorbeischrammen an sogenannten Lastabwürfen ist mittlerweile Normalzustand geworden. Die Übertragungsnetzbetreiber müssen immer häufiger jede letzte Megawattstunde von irgendwoher zusammenkratzen.

Verantwortlich dafür ist aktuell Robert Habeck, der neue Superminister für Wirtschaft und Energie. Der kannte keine Hemmungen, »sein« Schleswig-Holstein mit Windrädern vollzupflastern, das Bundesland unbewohnbar zu machen und die Windkraft als Energieerzeugung der Zukunft zu preisen.

Sendung 30.09.2021
Tichys Ausblick Talk: „Energiewende ausgeträumt – droht jetzt der Blackout?“
Doch genau das vergangene Jahr 2021 hat deutlich vor Augen geführt, dass Wind- und Sonnenenergie nicht in der Lage sind, ein Industrieland mit Energie zu versorgen. Dieses Jahr war zum einen sehr windschwach, zum anderen ist elektrische Energie nicht in den benötigten Mengen speicherbar. Auch der anfängliche Glaube, irgendwo wehe immer Wind, der Strom müsse nur entsprechend weitergeleitet werden, erwies sich als grünes Märchen aus dem Wolkenkuckucksheim. Flauten herrschen meist großflächig in Europa.

So groß klaffte die Lücke allein in den vergangenen vier Wochen zwischen dem Stromverbrauch, wie sie die rote Kurve anzeigt, und der Leistung von Sonne, Wind- und Wasserkraft. Ohne konventionelle Kraftwerke wäre es ziemlich dunkel in Deutschland geworden.

Doch eine Claudia Kemfert betont wie tibetanische Gebetsmühlen, es geht dennoch, es müssten nur noch mehr Windmühlen gebaut werden. Kemfert (»Unser gesamtes Wirtschaftssystem basiert auf einem extrem hohen Energieverbrauch: Energie ist das Blut der Volkswirtschaft.« ) sitzt im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW und kämpft für Windmühlenflügel. 100 Prozent Strom aus Wind und Solarenergie seien möglich. Was allerdings aus 100.000 Windrädern bei null Wind herauskommen soll, hat sie noch nie erklärt.

Eine weitere Folge: Strompreise, die so hoch sind wie nirgendwo sonst auf der Welt. Um die Schande zu übertünchen, wird die EEG-Umlage gesenkt. Das bezahlt der Stromverbraucher künftig über jene CO2-Steuer, die ab Januar um weitere 20 Prozent erhöht wird. Steuern für Luft zu erheben – der feuchte Traum aller politischen Systeme. Mehr Lug und Trug geht kaum.

Die Preise für Energie kennen auch künftig nur eine Richtung: steil bergauf. Denn zusätzlich werden sich auch die Preise für Gas teilweise verdoppeln. Viele Gasverbraucher haben bereits entsprechende Ankündigungen erhalten.

Gesagt und beschrieben ist alles. Die Bilanz: In Deutschland haben Grüne die letzten Atomkraftwerke abgestellt, zugleich Milliardenwerte zerstört und die Versorgung eines Industrielandes mit preisgünstiger und immer verfügbarer Elektrizität ruiniert. Die Nachbarländer reihum planen neue Kernkraftwerke nicht zuletzt im Hinblick nach Deutschland. Dort wird es eine Menge Geld zu verdienen geben, wenn Energie geliefert werden muss. Im Augenblick allerdings verfügen Nachbarn wie Frankreich und die Schweiz selbst nicht über genügend Energie, die sie nach Deutschland schicken könnten. Sehr einengend auf die Transportleistungen wirken auch die Grenzkuppelstellen, über die die Ströme nach Deutschland fließen sollen.

Energieversorgung in Deutschland: Jederzeit Strom ist von gestern
In Erinnerung wird auch die nette Aufforderung bleiben, Kochen, Waschmaschinen anwerfen und Brot backen nur noch dann, wenn Wind und Sonne liefern. Damit hatte die ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Kotting-Uhl für laute Lacher gesorgt, als sie im Bundestag die Parole von der angebotsorientierten Stromversorgung zum Besten gab. Die hatte irgendwas mit Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte und »alternatives Leben mit Selbstversorger-Tendenzen« gemacht. Dann begab sie sich auf das eher anspruchsvolle Terrain der Energieversorgung eines Industrielandes und wirkte mit, die Stromversorgung in eine Art neues Glücksspiel zu verwandeln: Strom gerade vorhanden oder nicht? Grundlast, sagte sie einst im Bundestag, sei so etwas von gestern wie die AfD. Die hatte tatsächlich darauf gepocht.

Diese Kinder des Wahnsinns haben auch dafür gesorgt, dass Deutschland nahezu seine gesamten Kompetenzen in Kernphysik verloren hat. Immerhin wurde hier die Kernspaltung entdeckt und wesentliche Grundlagenforschung geleistet. Heute werden Kernreaktoren in China und Russland gebaut, China exportiert diese Anlagen und wird sie vielleicht in Zukunft auch nach Deutschland liefern und hier betreiben.

Der Deutsche kaufe sich zuerst eine Bahnsteigkarte, bevor er Revolution mache, soll einst Lenin gesagt haben. Heute kauft er Notstromaggregate, wenn so etwas wie »Grundlast« von gestern ist. Doch die sind ausverkauft, Lieferzeit: sechs Monate.


 

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