Tichys Einblick
Kanzler ist zurück aus dem Urlaub

Innerhalb der Wäscheleine: Olaf Scholz’ gefaktes Bad in der Menge

Olaf Scholz ist einer von uns. Der beißt in eine Stulle und nimmt ein Bad in der Menge. So inszeniert der NDR den Kanzler. Gut, dass es neben dem Staatsfernsehen noch X und TE gibt – für das ganze Bild.

Collage / X

Wie unterscheiden sich Twitter alias X und der öffentlich-rechtliche Rundfunk? Fragt man Politiker von Linke bis CDU, sagen sie, X verbreite Hass und Hetze, während der ÖRR für seriöse Nachrichten stehe. Eine Sicht der Dinge. Doch es gibt noch eine andere. Hallo Niedersachsen berichtet über einen Besuch des Kanzlers auf dem Stoppelmarkt in Vechta. Das Regionalmagazin des NDR zeigt Olaf Scholz (SPD), wie er winkend und lachend ein Bad in der Menge nimmt.

X zeigt das ganze Bild: Olaf Scholz ist umgeben von Offiziellen, darunter der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Diese wiederum werden von einer Traube von Personenschützern von der Menge abgetrennt. Und einer Wäscheleine. Sie hält das eigentliche Volk vom Kanzler fern. In den Club darfst du nur rein, wenn du schick genug bist – in der Politik gehörst du dazu, wenn du innerhalb der Wäscheleine läufst.’

Der Kanzler ist zurück aus seinem Urlaub und das Staatsfernsehen inszeniert ihn als volksnah. Wie genau geht das? Das ödeste, einfachste und einfallloseste Stilmittel wäre es, den Politiker in eine Wurst beißen zu lassen. Denn seit Gerd Schröder ist es die oberste Regel des Leitfadens für einen volkstümlichen Politiker, dass er in eine Wurst beißen muss. Populismus für Anfänger, Populismus für Uninspirierte. SPD und NDR lassen den Kanzler stattdessen in eine Stulle beißen. Nun ja. Ein Anfang.

Das Bad in der Menge ist da schon die fortgeschrittene Disziplin. Der NDR gaukelt vor, dass Scholz einer ist, der die Käseglocke Berlins verlässt, um die einfachen Menschen in Vechta zu besuchen. Doch die Wahrheit ist, dass der Kanzler die Käseglocke mitnimmt, um sich mit ihr durch die Menge schieben zu lassen. Abgesichert durch eine Wäscheleine. Solange kritische Medien wie X in der EU noch nicht verboten sind, scheitern Politiker wie Scholz an ihren dilettantischen Inszenierungen. Die haben nur im Staatsfernsehen Bestand.

Vielleicht sollte sich Scholz ein Beispiel am größten aller Häuptlinge nehmen, am göttlichen Majestix. Der erhält in „Asterix bei den Olympischen Spielen“ Besuch vom römischen Zenturio Redeflus. Ausgerechnet während seines jährlichen Bades. Da die Gallier Vorreiter in Sachen Klimaschutz waren, will Majestix das wertvolle Wasser nicht verschwenden – und empfängt den Zenturio in der Badewanne. Seine Träger bringen ihn dazu samt Wanne auf den Marktplatz. Wobei es mindestens einen Unterschied zwischen Majestix und Olaf Scholz gibt: Majestix soll in seiner Wanne lustig aussehen, Scholz hinter seiner Wäscheleinde tut es indes einfach so.

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