Tichys Einblick
Schluss mit Sozialstaat als Goldenem Kalb

Mehr innere Sicherheit: Ja – Sondervermögen hierfür: Nein

Die SPD versucht mit allen möglichen mehr oder weniger populistischen Tricks, in der Endphase der Verhandlungen um den Bundeshaushalt die Schuldenbremse doch noch auszuhebeln. Die Verabschiedung des ohnehin längst überfälligen Bundeshaushalts 2025 ist nun auf den 17. Juli verschoben.

Nancy Faeser und Christian Lindner Mitte Mai '24 in Berlin

picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Jetzt fordert der Vize-Chef der SPD-Bundestagsfraktion, Dirk Wiese, assistiert von nahestehenden NGOs, für den Haushalt 2025 ein Sondervermögen für innere Sicherheit – und zwar zugunsten des von SPD-Frau Nancy Faeser geleiteten Bundesministeriums des Innern (BMI). Dirk Wiese sagte dem „Handelsblatt“: „Investitionen in den Schutz unserer Demokratie (sic!), in unsere Sicherheitsbehörden, in den Bevölkerungsschutz, in die Cybersicherheit und in zeitgemäße und effektive Instrumente der Gefahrenabwehr online wie offline sind essenziell für die Sicherheit der Menschen in diesem Land.“ Ein Sondervermögen dafür sei daher „dringend notwendig“.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter, die ja weit überwiegend Landesbeamte sind, assistiert: „In Anbetracht der Bedrohungslagen für die äußere und innere Sicherheit wären die Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrats und die Bereitstellung eines Sondervermögens für den Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums dringend geboten“, sagte der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Dirk Peglow, dem Handelsblatt.

Das klingt alles schön und gefällig. Aber:

Überhaupt: Es mangelt im Gesamthaushalt und innerhalb des BMI-Etats an einer vernünftigen Prioritätensetzung. Die Ampel hat sich in Ideologieprojekte zulasten der Wirtschaft verstrickt. Sie hat immer neue Ausgaben geschaffen: 11.500 neue Stellen in der Bundesverwaltung neu eingerichtet und einen „Bürgergeld“-Flop zu verantworten, der zum Fass ohne Boden wurde, zuletzt jährlich 37,6 Milliarden schluckte und demnächst voraussichtlich 47 Milliarden schlucken wird. Das Ganze aus dem Etat des Sozialressorts von Hubertus Heil (SPD), der mit 176 Milliarden fast 37 Prozent des Bundeshaushaltes schluckt. Das sind die ganz großen Brocken.

Aber auch „Kleinvieh macht Mist“: Die hochideologischen „Demokratie“-Projekte der Häuser Faeser und Paus (grüne Jugend- und Familienministerin) kosten dreistellige Millionenbeträge. Weg damit! Weg mit dem touristischen Spektakel einer Außenministerin! Weg mit den unsinnigen Entwicklungsprojekten einer Svenja Schulze (SPD). Es ist geradezu lächerlich, dass ausgerechnet Ministerinnen wie Baerbock und Schulze je 2 Milliarden für 2025 mehr verlangen. Faeser beziffert ihre Mehr-Erwartungen nicht konkret, sie will aber „erheblich mehr“.

Die Kanzlerpartei, der Genosse Olaf Scholz bereits vollmundig zugesagt hat, im sozialen Bereich nicht zu sparen, lässt indes nichts unversucht, die Schuldenbremse zu kappen und immer neue Ideen von Sondervermögen einzuspeisen. Der ausgeuferte Sozialstaat aber bleibt das „Goldene Kalb“, wiewohl die Wähler dies der SPD kaum noch goutieren. SPD-Landesfürsten wie Stephan Weil (Niedersachsen) und Anke Rehlinger (Saarland) marschieren dennoch voran, diskreditieren ausgerechnet die grundgesetzlich garantierte Schuldenbremse als „Goldenes Kalb“, um das kein Tanz mehr stattfinden solle.

Mehr Geld für Faeser JA: Wenn dieses Geld denn dem Grenzschutz, der Sicherheit in Zügen und Bahnhöfen sowie der Rückführung von abgelehnten Asylbewerbern und Straftätern dient. Aber da lässt sich die Amtsträgerin gemütlich viel Zeit. Der während der Fußballeuropameisterschaft leicht verschärfte Grenzschutz soll bald wieder entschärft werden.

Mehr Geld für Faeser JA: Wenn sie sich endlich eines Bereiches annimmt, der seit Jahren und Jahrzehnten sträflich vernachlässigt wird: der Zivil- und Katastrophenschutz. Hier funktionieren ja nicht einmal die Alarmsysteme vollständig. Geschweige denn, dass Deutschland annähernd so viele Schutzräume hätte wie etwa Finnland: In Deutschland mit seinen 84 Millionen Bewohnern gibt es 580 öffentliche Schutzräume, in Finnland mit seinen 4,4 Millionen Bewohnern gibt es 54.000.

Wir harren jedenfalls des Ergebnisses der Haushaltsberatungen und sind vor allem gespannt, ob Kassenwart Christian Lindner (FDP) sich doch noch sozialpolitisch weichklopfen lässt, um die „Ampel“ und die FDP-Ministersessel zu retten.

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