Die Tat ist abscheulich, der Umgang von Medien damit inakzeptabel. Für Eltern, die ihre Kinder im Freien spielen lassen wollen, wie sie es als Kinder einst taten, ein Albtraum. Vorgestern berichtete die Mitteldeutsche Zeitung, dass im sachsen-anhaltinischen Dessau-Roßlau das Amtsgericht Haftbefehl gegen einen Tatverdächtigen aus dem Niger erlassen hat. Gegen ihn wird wegen schweren sexuellen Missbrauchs ermittelt. Das Opfer ist ein Kind, ein Mädchen, neun Jahre alt.
Wieder ein Einzelfall – und ja es ist ein Einzelfall, weil das Kind an den Folgen dieses grausamen Verbrechens ein Leben lang tragen wird – allein, als Einzelne, ohne Hilfe der Zivilgesellschaft, ohne Unterstützung der Flüchtlingsaktivisten und No-Border-Ideologen, ohne Hilfe der Politiker, die sich über die drastischen Veränderungen in diesem Land freuen.
Aber die Summe der Einzelfälle ergibt ein Muster, das Muster des Regierungsversagens. Ritualartig wird man wieder auf deutsche Männer hinweisen, die auch schlimme Verbrechen begehen und sexueller Missbrauch von weißen Männern jeglichen Alters verübt wird. Richtig ist, dass Verbrechen keine Nationalität besitzen und jedes Verbrechen – ganz gleich von wem verübt – geahndet werden muss, aber genauso richtig ist auch, dass dieses Verbrechen nicht geschehen wäre, wenn es keine fahrlässige und die innere Sicherheit bedrohende Willkommenspolitik gäbe, eine Politik, die jeden am deutschen Sozialstaat teilhaben lässt, der es möchte, und dabei das so wichtige Recht auf Asyl im Grundgesetz ad absurdum führt.
Dieses Verbrechen ist unerträglich wegen des Leids, das dem Kind zugefügt wurde, und es empört wegen des zynischen Umgangs, des Leugnens, des Relativierens, des Framings. Ein besonders infames Framing lieferte dabei der Sender n-tv ab, denn dort interessierte man sich nicht für die Tat, nicht für das Opfer, sondern es war nur Anlass, um über den bösen Osten, die bösen Ostdeutschen und über die Rechtsextremen zu berichten. Das Leid des Kindes wurde politisch instrumentalisiert. So erfährt man von n-tv:
„In Sachsen-Anhalt soll ein kleines Mädchen sexuell missbraucht worden sein: In der Stadt Dessau-Roßlau versammeln sich empörte Bürger zu einer Spontandemonstration. Auch Rechtsextreme sind dabei. Der mutmaßliche Täter stammt aus dem Niger, er ist in Haft.
Nach einem mutmaßlichen sexuellen Missbrauch eines Mädchens und der Festnahme eines 27-Jährigen hat es in Dessau-Roßlau eine Demonstration gegeben. Etwa 120 Menschen hätten sich versammelt, darunter waren auch Teilnehmer, die dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen seien, sagte eine Polizeisprecherin.“
So wird aus einem schweren Verbrechen, das mutmaßlich von einem Asylbewerber an einem Kind verübt wurde, eine Meldung über eine „Spontandemonstration“ „empörter Bürger“, unter denen auch „Rechtsextreme“ waren. Danach berichtete n-tv eher pflichtschuldig über die Tat.
Müsste es nicht genau umgekehrt geschehen. Journalismus, der Journalismus und objektiv sein will, hat zuerst aufzuklären, was geschehen ist, und erst danach darzustellen, was sich daraus ergab. Wenn ntv schon über die „Spontandemonstration“ berichten möchte – übrigens nicht an erster, sondern an dritter oder vierter Stelle -, selbst wenn die Demonstration die Meldung wäre, hätte ntv auch über die Demonstration berichten müssen. Wer sind die „empörten Bürger“? Alles Rechtsextreme? Oder vielleicht auch Nachbarn? Angehörige? Väter? Mütter? Vielleicht auch Bürger, die diese brutale Tat fassungslos macht, oder Zeugen, die gehandelt und die Polizei unterstützt haben?
Aus der vorbildlich-korrekten Berichterstattung des MDR erfährt man: „Der mutmaßliche Täter konnte kurz nach der Tat von Zeugen gestellt werden.“. Die Mitteldeutsche Zeitung informiert detaillierter: „Am Ende konnte der Mann gegen 13.45 Uhr von mehreren Zeugen in der Lukoer Straße gestellt und überwältigt werden. Dabei soll auch Pfefferspray zum Einsatz gekommen sein. Die Polizei übernahm den Tatverdächtigen kurze Zeit später.“
Über all die Bürger, die demonstrierten, die Zeugen, die der Polizei halfen, erfährt man bei n-tv nichts. Die Überschrift des Artikels auf n-tv lautet übrigens: „Sachsen-Anhalt: Nigrer in Haft. Rechte demonstrieren nach Sexualdelikt“. Waren also nur Rechte an der Spontandemo beteiligt? Machte sie der Umstand, dass sie demonstrierten, zu „Rechten“?
Die Mitteldeutsche Zeitung hingegen informierte an hinterer Stelle im Artikel über die Demo: „Nach der Festnahme des Tatverdächtigen hatte es gegen 18 Uhr in Roßlau noch eine Spontandemo gegeben. Treffpunkt war der Bahnhof in Roßlau. Unter der Überschrift „Schützt unsere Kinder“ zogen nach Polizeiangaben etwa 120 Menschen durch Roßlau. Die Demo blieb friedlich.“
Die Bürgermeisterin von Roßlau forderte „eine scharfe Reaktion von Staat und Justiz.“ Anders als in der Redaktion von n-tv waren ihre Gedanken zuerst „bei dem Opfer und dessen Familie.“ Die MZ zitiert die Bürgermeisterin mit den Worten: „ Man könne nicht länger einfach zusehen und immer wieder nach Entschuldigungen suchen. „In diesem Fall muss mit aller Härte des Gesetzes durchgegriffen werden.““
Die Polizei gab laut MDR bekannt, dass sich unter den 120 Teilnehmern auch „einige Personen aus dem rechtsextremen Spektrum“ befanden. Einige sind nicht alle, noch nicht einmal eine Mehrheit. Dass Rechtsextreme diese Verbrechen instrumentalisieren, ist schon schlimm genug. Doch schlimmer ist es, dass Medien wie n-tv sich daran beteiligen und den Rechtsextremen dadurch in die Hände spielen. Und Bürger, die keine Rechtsextremen sind, zu solchen machen.