Freitag, der Dreizehnte, natürlich – es war Freitag, der 13. Januar 2012, als das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia vor der italienischen Insel Giglio auf einen Felsen auflief. Es schlug leck, es trieb im Meer bis kurz vor die Insel, und dort blieb es auf der Seite liegen. Der aufgerissene Rumpf mit dem darin steckenden Felsen war noch monatelang zu besichtigen. An Bord waren 4229 Menschen, 32 davon starben.
Katastrophen passieren, doch bei manchen Katastrophen will man extra genau hinsehen, wie es dazu kam – und wenn man die Costa-Concordia-Havarie studiert, erschrickt man, wie genau die Geschichte dieses Unglücks als Metapher für Deutschlands politischen Weg passt.
Die erste Frage nach dem Costa-Concordia-Unglück lautet, warum das Schiff so nah an der Insel und am Felsen entlang fuhr. Verschiedene Varianten zur Erklärung kursieren, und sie werden jeweils dementiert. Der Kapitän dementiert, er habe mit dem Manöver seine Freundin beeindrucken wollen. Die Reederei dementiert, so ein Manöver sei vom Schiff erwartet worden, weil es bei Zuschauern an Land die Lust auf Kreuzfahrten wecken sollte.
Erst kam die Havarie, und dann kam die Reaktion auf die Havarie. In einem Bericht über die Verurteilung des Kapitäns zu 16 Jahren Freiheitsstrafe lesen wir:
Er verkannte danach auch den Ernst der Lage. Anstatt Alarm auszulösen und die »Costa Concordia« evakuieren zu lassen, liess der Kapitän wertvolle Zeit verstreichen. Schliesslich brachte er sich in einem Rettungsboot in Sicherheit, während viele Passagiere noch an Bord waren. (nzz.ch, 11.2.2015)
Es wird von Passagieren berichtet, die lange vor »denen da oben« den Ernst der Lage begriffen – und einer Schiffsleitung, welche die Passagiere beruhigte und den Ernst der Lage nicht wahrhaben zu wollen schien.
Man forderte die Passagiere auf, in ihre Kabinen zu gehen. Kaum einer ging allerdings. Der sofortige und fachmännische Beginn einer Evakuierung hätte womöglich das Schlimmste verhindert. (spiegel.de, 8.7.2013)
Crew-Mitglieder verwehrten Passagieren Zugang zu Rettungsbooten (…) »Die Passagiere schrien, wollten unbedingt sofort auf die Boote“, erinnerte sich Abbad vor Gericht. (spiegel.de, 25.11.2013)
Nicht mehr überrascht
Es ist Sommer 2019 in Deutschland, und wir lesen Meldungen über Vergewaltigungen, und wir sind nicht mehr überrascht – erschüttert und angewidert, ja, aber nicht mehr überrascht.
Wir lesen aktuell von »Jugendlichen« im Raum Düsseldorf, die »dringend verdächtigt« werden, eine behinderte Achtzehnjährige vergewaltigt zu haben. – Wir lesen:
Georgi S. (14), Simeon S. (14) und Dzhem R. (14, v. l.) werden zusammen mit den beiden Zwölfjährigen beschuldigt, eine Frau vergewaltigt zu haben. (…) Die junge Frau soll geschlagen und sehr brutal missbraucht worden sein. Um das Opfer zu schützen, verzichtet BILD hier auf Details. (bild.de, 8.7.2019)
In NRW beginnen die Sommerferien erst nächste Woche. Es wurde gestern noch geprüft, ob die Jugendlichen fürs Erste von der Schulpflicht entbunden werden (welt.de, 8.7.2019, Stand 16:39).
Man erfährt, dass es sich bei den Kindern um »Bulgaren« handelte. In einem ähnlich brutalen Vergewaltigungs-Fall, der Gruppen-Vergewaltigung von Velbert 2018, wurde in der Presse von einer »türkischen Minderheit« im südbulgarischen Plowdiw gesprochen (spiegel.de, 31.8.2018), das heißt aber nicht, dass es diesmal wieder eine solche Gruppe ist! Es wird sich aber wohl, so viel scheint klar, wahrscheinlich nicht um Jasper Julius oder Mina Mila handeln, die im genderneutralen Waldkindergarten mit Öko-Holzspielzeug und Sensibilitätstraining aufwuchsen – es geht um Menschen, deren Sozialisierung sehr anders ablief.
Der Fall Mülheim fällt zeitlich zusammen mit dem Fall der »jóvenes turcoalemanes« (ultimahora.es, 4.7.2019) erinnert, die auf Mallorca festgenommen wurden als Verdächtige in einem Vergewaltigungsfall (siehe etwa n-tv.de, 6.7.2019), aber von Linken fast euphorisch als Beleg dafür verwendet wurden, dass »auch Deutsche« schlimme Dinge tun.
Zum Opfer von Velbert las man später:
Das Kind sei schwer belastet, sagte Nebenklage-Anwältin Anke Tillmanns-Larisch. Das Mädchen sei still und in sich gekehrt. Es versuche, seinen Alltag zu bewältigen. Aber wie und ob es das Geschehen verarbeiten könne, sei nicht absehbar. (wdr.de, 8.10.2018)
Von linksgrünen Ideologen werden diese Taten auch weiterhin stur als »Einzelfälle« ignoriert und der Hinweis auf die Herkunft und damit Sozialisierung der Täter als »Rassismus« et cetera abgetan (sollten die selbsternannt »Guten« selbst Kinder haben, dann schicken sie diese jedoch wahrscheinlich nicht auf die Schule mit jenen jungen Herren).
Im aktuellen Fall wird von einem 14-Jährigen berichtet, der bereits früher wegen sexueller Belästigung aufgefallen war – das Verfahren wurde damals wegen Strafunmündigkeit eingestellt (so bild.de, 8.7.2019) – es sind wahrscheinlich nicht die Gutmenschen in ihren SUVs, die ihre Kinder gemeinsam mit ihm in die Schule schicken.
Zur Gruppenvergewaltigung von Mülheim sagt ein Psychotherapeut:
„Die sind meist schwer zu therapieren.“ Resozialisierung sei nur möglich, wenn die Kinder oder Jugendlichen schon mal sozialisiert gewesen seien und Regeln gelernt hätten.
Habe ein Kind in einer Familie nie Regeln gelernt und immer nach seinen eigenen Regeln gelebt, fehle oft die Einsicht in das Fehlverhalten und der Leidensdruck, also beispielsweise das schlechte Gewissen, sei nicht vorhanden. (kn-online.de, 8.7.2019)
Würden linke Ideologen sich auch nur einen Augenblick lang mit den Argumenten der »Besorgten« beschäftigen, statt sie zu dämonisieren, würden sie merken, dass der zitierte Psychotherapeut den Kern der nicht-linken Sorgen bezüglich unkontrollierter Zuwanderung aus fremden Kulturen (hier aus einem EU-Land!) zusammenfasst: Ein wesentlicher Grund, warum gewisse Gegenden und Menschengruppen wirtschaftlich und sozial scheitern, ist schlicht die dort herrschende Denkweise, und die Menschen bringen ihre gescheiterte Denkweise mit. Wie geht man damit um, wenn Denk- und Verhaltensweisen ins Land gebracht werden (in diesem Fall sogar legal dank EU), für die weder Gesellschaft noch Strafsystem vorbereitet sind, deren Existenz von den tonangebenden Sozialideologen geleugnet oder als »rechte Hetze« abgetan wird?
Der Chef der Polizeigewerkschaft fordert als Reaktion die Senkung der Strafmündigkeit auf 12 Jahre (bild.de, 8.7.2019), womit er übrigens das von der UN empfohlene niedrigste Strafmündigkeitsalter aufgreift (siehe ohchr.org, #32: »it can be concluded that a minimum age of criminal responsibility below the age of 12 years is considered by the Committee not to be internationally acceptable«) – doch mir erscheint seine Argumentation an der Sache vorbei zu gehen: Ein Grund, warum Strafmündigkeit erst ab einem gewissen Alter einsetzt, ist nicht, dass Kinder vorher nicht »gefährlich« sein könnten (dafür sind zum Beispiel die Jugendämter da), sondern dass ihnen vorher die Einsicht in die Folgen ihrer Taten abgeht. Wer sagt denn, dass diese Tatverdächtigen die Folgen ihrer Taten beim Opfer absehen können? – »Resozialisierung sei nur möglich, wenn die Kinder oder Jugendlichen schon mal sozialisiert gewesen seien«, sagt der Psychotherapeut. Wie geht man mit Menschen um, die aus Kontexten kommen, in denen Empathie wenig gilt und Machismo alles?
Menschen mit einem sehr anderen Menschen- und Frauenbild begegnen einer wehrlosen Gesellschaft, der eingeredet wurde, Fremde seien allesamt edel, gut und niemals gefährlich. Die Opfer der jungen Männer, seien es das Opfer der Bulgaren von Mülheim, das der Deutschtürken von Mallorca, die »kleinen« Opfer, die es nur in die Regionalpresse »schaffen« (aktuell etwa Burghausen, 9.7.2019) oder die Fälle, bei denen es beim »Begrapschen« bleibt (Köln, 6.7.2019), sie interessieren die Guten nicht, sie stören ihre Ideologie.
Wer ist ein Kind?
Eine Ideologie ist ein Weltbild, das auf falschen Prämissen basiert, doch statt dass der Ideologe es korrigiert, setzt er es durch aggressives Ignorieren widersprechender Fakten durch, auf Kosten der Menschen. Das Weltbild von Linken ist auf Lügen gebaut. Das Weltbild von Linken ist eine Ideologie. – Sozialismus und Gutmenschentum gehen beide von einem so primitiven wie falschen Menschenbild aus (der Mensch wolle freiwillig »für die Sache« arbeiten, bzw. der Fremde sei stets gut), und beide sehen ihren eigentlichen Gegner in den Mitbürgern, die der Ideologie zu widersprechen wagen (und sie verwenden für ihre Gegner dieselben Abgrenzungsvokabeln, wie etwa die »Hetze« der DDR, siehe auch: »Das Konservative und seine Lücken«; siehe aber auch: »Sittliche Reife« und »Haltung«).
Ein Schiffskurs, der auch nur ein klein wenig falsch ist, wird das Schiff mit jeder gefahrenen Seemeile weiter in gefährliche Gewässer bringen. Je länger ein Schiff dem falschen Kurs folgt, um so weiter kommt es eben vom richtigen Kurs ab. Je länger ein Land einer Ideologie folgt, um so größer wird das Leid sein (siehe auch: »Wird unsere Kraft reichen, den Weg zurück zu gehen?«).
Ein guter Schiffskapitän wird seinen Kurs immer wieder prüfen und korrigieren, nur so kann er den Klippen und Felsen ausweichen. Eine Ideologie ist wie ein Schiff, bei dem der Kapitän sich im Kurs vertan hat, sich aber weigert, seinen Fehler einzugestehen und stur am falschen Kurs festhält. (Notiz: Zum Ideologen braucht es immer auch eine gehorsame Mannschaft von Helfern, welche die Befehle umsetzen, von denen sie wissen, dass sie falsch sind.)
Deutschland droht, sich im Netz einer neuen Ideologie zu verfangen und nicht mehr hinauszukommen. Jede Ideologie ist gefährlich und jede Ideologie führt zum Leid der Schwächsten, und linksgrünes Gutmenschentum ist da gewiss keine Ausnahme.
Gutmenschen sind Ideologen
Das Manöver der Costa Concordia vor der Insel Giglio war wenig sinnvoll, wenn es nur darum gegangen wäre, von A nach B zu gelangen – es wird eine andere Motivation gegeben haben. Es wird wohl nie endgültig geklärt werden, ob jemand damit beeindruckt werden sollte (so oder so steht zu vermuten, dass es nicht gelang). Es scheint aber denkbar zu sein, dass die inkompetente Reaktion und eine unnötige Verzögerung der Rettung die Folgen der Havarie verschlimmert haben könnten.
Zu den großen Kursfehlern linksgrüner Ideologie gehört die geradezu irre Prämisse, dass alle Menschen und Kulturen inhärent »gut« sind, außer der konservativen, leistungsorientierten Kultur »weißer Männer«, welche wohlgemerkt erst linksgrünen Wohlstand möglich machte.
Wie jede Ideologie so will auch linksgrüne Ideologie aggressiv alle widersprechenden Fakten ignorieren und diejenigen, die sie aussprechen, bekämpfen bis hin zur offenen Verfolgung. Gutmenschen sind Ideologen. Gutmenschen blenden aus, wozu ihr linker Wahn vom »edlen Fremden« führt – die Opfer gutmenschlichen Wahns aber können nicht ausblenden, was ihnen angetan wird. Für die Opfer gutmenschlichen Wahns ist das Leben ab der Tat ein anderes, und sie werden die schreckliche Erinnerung nie ablegen können.
Metaphorisch gesprochen
Ideologie zerstört nicht nur das Land und die Menschen, sondern auch die Kraft des Landes, sich gegen die Ideologie zu wehren. Ideologie ist wie eine Krankheit, die den Körper und die Abwehrmechanismen des Körpers zugleich angreift. Aus der Sicht eines Ideologen ist es nicht möglich, ihm zu widersprechen.
Auf der Costa Concordia sollen Passagiere in Angst geschrieen und Rettungswesten angezogen haben, während eine leugnende Mannschaft die Passagiere zurück in ihre Kabinen schickte. In Deutschland werden die Menschen panisch und rufen um Hilfe, doch Staatsfunk und NGOs schicken sie, metaphorisch gesprochen, zurück in ihre Kabinen – und sie gehorchen.
Demokratie und Ideologie sind inhärent inkompatibel. Die Demokratie ist ein System, das die dauernde Selbstkorrektur und die Kontrolle der Instanzen verinnerlicht hat, doch ein System, wo Regierung, Staatsfunk und rätselhafte NGOs via Propaganda und anderen Tricks verhindern, dass wesentliche und konsequente Kurskorrekturen vorgenommen werden, so ein System driftet von der Demokratie weg. Staaten, die in den Griff von Ideologen geraten, haben in der Geschichte verschiedene Schicksale gefunden, und eine weitgehend friedliche wirtschaftliche Implosion, wie einige der Ostblockstaaten sie erlebten, gehört noch zu den freundlicheren.
Anti-Hate-Speech-Offiziere
Ideologie war einst ein schmerzhaftes Wort, es muss wieder ein schmerzhaftes Wort werden. Ideologie fügt Ländern und Menschen lebenslange Wunden zu.
Haben wir noch eine Chance, den Anfängen zu wehren? Nein, die Anfänge sind längst geschehen. Für Gutmenschen sind diese Vergewaltigten und Belästigungen nur eine störende Zahl, die es mit Statistiken aufzurechnen gilt gegen die Taten von »Bio-Deutschen« (ein typisch linkes Wort). Für die Opfer ist das Erlebte ein Einschnitt ins Leben, den sie nie wieder vergessen werden. Das Opfer wird an sich arbeiten müssen, um sich nicht ein Leben lang als »die Vergewaltigte« zu sehen – kann es gelingen? Das Opfer wird die Tat wieder und wieder erleben, wenn sie am Abend die Augen schließt und Schlaf sucht – das alles kümmert die Ideologen erschreckend wenig – sie rufen »wir sind mehr!«, und eine andere Moral brauchen sie nicht.
Die Ideologie, wonach alle Menschen »gut« seien, außer »alten weißen Männern«, könnte falscher nicht sein. Die Ideologie, wonach alle Fremden mit nur ein wenig »Willkommenskultur« zu Engeln werden, ist gefährlich falsch – fragen Sie Ihren örtlichen Clan-Beauftragten.
Deutschland hat schon begonnen, den Felsen zu rammen, und die ersten Passagiere schreien vor Angst, doch die Mannschaft leugnet es mit allen Mitteln. Würden Kreuzfahrtschiffe von Linksgrünen betrieben werden, dann bräuchte es weder Rettungswesten noch Rettungsboote, sondern lediglich drei Anti-Hate-Speech-Offiziere, die jeden Passagier verhaften, der darauf hinweist, dass das Schiff zu sinken droht.
Nicht gut, zu lügen
Zu den Lebensregeln, die ich meinen Kindern mitgeben will, gehört: Halte nie etwas für wahr, nur weil du es gesagt hast! – Das Brechen dieser Lebensregel ist das zentrale Wesen von Ideologie – der Ideologe glaubt, was er sagt sei richtig, weil er es gesagt hat.
Die Illusion in eigener Sache ist ein schrecklicher Irrtum, der das eigene Leben ruinieren wird. Die Illusion in Staatsangelegenheiten, die Ideologie also, ist ein schrecklicher Irrtum, der ein Land in Leid und Ruin führen kann – und bislang immer geführt hat.
Wenn ein Schiff die Felsen rammt, ist es eine gute Idee, die Rettungswesten anzuziehen und die Rettungsboote anzupeilen, auch wenn die Offiziere dich dafür beschimpfen sollten.
Es ist nie gut zu lügen! Anders als etwa gegen die Vergewaltigung (wie Louis C.K. feststellt) gibt es sogar ein eigenes der Zehn Gebote, das die Lüge verbietet. Wenn ein Einzelner sein Weltbild auf Lügen aufbaut, nennen wir das einen Wahn. Wenn eine Gruppe von Menschen ihr Weltbild auf Lügen aufbaut, nennen wir das eine Ideologie – und sie selbst nennen es ihre Moral.
Nein, es ist nicht gut, zu lügen, und doch kann es uns in der Gefahr als notwendig erscheinen. – »Es kann passieren«, so sagte mir einmal ein weiser weißer Mann, »dass du im Leben lügen musst, etwa um Leben zu schützen, doch niemals, wirklich niemals belüge dich selbst.«
Egal, was du im Leben wirst – werde kein Ideologe!
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com.
Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.