Tichys Einblick
»Gretas Törn schädlicher als Flug«

Hinter den Masken die wahren Gesichter

Greta segelt in die USA – ein Flug würde weniger CO2 produzieren – ihre Anhänger reagieren mit Wut darauf, dass es jemand nachrechnete. Die Masken werden den Fake-Guten vom Gesicht gerissen, der Schmerz darüber ist groß.

Getty Images

Dieser Text soll mit einer Vorrede beginnen, einer Vorrede vorm Theater gewissermaßen, und wenn man die wie üblich – und auch hierauf noch folgende – Metapher als Vorrede betrachtet – ich würde nicht widersprechen – dann darf man diese Vorrede eine Vorrede vor der Vorrede nennen! (Dieser Absatz war eine Vorrede zur Vorrede zur Vorrede, gewissermaßen, und dieser Satz, den Sie hier lesen, ist ein Postskriptum zur ersten der Vorreden – hach, die tollkühne Freiheit des wirklich freien Essayisten!)

Dieser Text ist gemeinsam mit seiner Grafik entstanden. Ich meditierte über die Nachrichtenlage, und ich schüttelte den Kopf, und – nicht zum ersten Mal in den letzten Tagen und Jahren, wahrlich nicht! – gedenke ich jenes österreichischen Hobby-Architekten, welcher sein einflussreichstes Werk mit der Forderung schloss, worüber man nicht reden könne, darüber müsse man schweigen. Wieder einmal wage ich es, ihm nachdrücklich zustimmend zu widersprechen, indem ich formuliere: Worüber man nicht reden kann, darüber muss man zeichnen – um dann doch zu reden.

Normalerweise – und es ist ein bewusster Teil des Prozesses, kein Nachklapp – normalerweise (was für ein merkwürdiges Wort, dieses »normalerweise«) – normalerweise also suche ich nach dem Schreiben eines Textes ein Bild, und zwar ein Bild, das einen Kontrapunkt zum Text setzt (»etwas, was einen Gegenpol zu etwas anderem bildet«, laut Duden), auf dass sich beide zu einem Neuen, einem Größeren vereinen – oder einfach nur ein Bild, das hübsch aussieht – mal so, mal so.

Die heutige Text-Bild-Kombination ist nicht – in diesem Sinne – »normal«. Beim Gesamtwerk (darf man das über ein selbstgeschaffenes Ding sagen?) namens »Störenfriede auf dem Maskenball« sind Bild und Text gleichzeitig entstanden.

Ich schüttelte den Kopf über die Nachrichtenlage – und wie ich ihn schüttelte! – und kopfschüttelnd zeichnete ich dieses Bild, dass Sie hier sehen, in der Hoffnung, mein Männchen mit dem einen großen Auge möge ausdrücken, wozu mir auch weiterhin die Worte fehlen.

Genug also der Vorrede zur Vorrede! – Es folgt der Text zum Bild.

Cowboysein und kindlicher Zynismus

Als wir noch Kinder waren, nicht wussten wo aus noch ein – und da damals keine dreckige Propaganda uns einredete, dass wir es täten – damals kostümierten wir uns für den Karneval, für den Fasching, und in der Maske durften wir sein und einen Tag lang ausprobieren, was wir gerne sein wollten, was wir gerne wären. Wir wollten Cowboys sein und Prinzessinnen – was denn sonst?

Wir Kinder, kurz an Beinen, an Verstand und an Taschengeld – an Einsicht in die Conditio Humana sowieso – wir Kinder lernen sehr bald und meist auch sehr gründlich, dass das »geistreiche« Roboterkostüm uns exakt vierzig Sekunden die gewohnten »positiven« Gefühle beschert, und dann wären wir lieber Cowboys für den Rest des Karnevalstages gewesen. Oder Prinzessinnen. Oder Krankenschwestern. Oder Piraten. Wir wollen nicht sein, was wir lieben, sondern worin wir geliebt werden. – Und dann wachsen und wachen wir auf, und aus dem kindlichen Zynismus wird die neue Realität, und wir legen das Cowboysein nicht ab – Oh no, Compadres! – wir werden sexy Cowboys, und sexy Krankenschwestern – und sexy Piraten! – Gerade »sexy Piraten« ist seit Jahrzehnten das, was Lokalzeitungsjournalisten – gibt es traurigere Seelen? – als »der Hit« bezeichnen würden, und »sexy« ist umso bemerkenswerter, als die echten Piraten für Raubmord und Vergewaltigungen standen – aber hey, Unwissen schützt vor Jecksein nicht.

Pharisäer und Moralschauspieler

Als wäre es ein anderes Jahrtausend, entdeckt man ausgerechnet beim ersten Platzhirschen der mittlerweile kaum-zu-zählenden De-Grünen-de-facto-Parteiblätter, ausgerechnet dort entdeckt man Journalismus mit großen »J« wieder. Wo sonst Claudia Rothes neuestes Geisterbrochenes und Robert Habecks Schweiß-des-Tages als Oblaten und Wein gehandelt werden, rechnet man nach und stellt kühl fest, dass Greta die Schmallippige auf der Millionärs-Sportyacht bei ihrem Luxus-Segel-Trip in die USA mehr CO2 produziert, als wenn sie — verflixt noch mal! – sich einfach in den ach-so-bösen Flieger gesetzt hätte, und sei es in der allerersten Klasse den Öko-Kaviar herunterschmatzend. – taz.de, 15.8.2019: »Gretas Törn schädlicher als Flug« – Man lese sich die empörten Kommentare der linken Leserschaft durch! Ein Schmerzensgeschrei, ein Jaulen, als hätte man einem Gläubigen gesagt, dass sein Gott tot ist und seine Hölle er selbst.

Man kann es nachlesen und nachrechnen, es ist wahr, nicht nur bei Gretas Segelurlaub. Umweltaktivisten sind die dreckigsten der Umweltferkel, ist halt so. – Ja, es bereitet mir Genugtuung, doch die empfand auch Pheidippides, nachdem er von Marathon nach Athen lief, seine Nachricht überbrachte und japsend tot zusammenbrach – wer läuft auch mit voller Rüstung?!

Das dreifache Krachen, das Sie hier hören, werte Leser, das sind keine Bande um mein Herz, und Heinrich heiße ich auch nicht, eisern schon gar nicht – wenn auch »Heinrich« zweifelsohne ein solider Name ist, ein Name mit Kredit, wie man unter den Klugen zu sagen pflegt – nein, dieses Krachen ist das Zerbrechen der Masken jener Gutmenschen, der Pharisäer und Moralschauspieler – oder vielleicht ist es mein krachendes Lachen darüber, das kann auch sein – das kann immer sein – und traurig wäre es, wenn wir auch in diesen besorgniserregenden Zeit nicht etwas zum krachenden Lachen fänden!

Nichts als die Wahrheit

Inzwischen wissen wir – egal was man im Staatsfunk und auf Partei-Demonstrationen behauptet (»wir sind mehr!«) – dass die Erde sich um die Sonne dreht und nicht andersrum.

Das linke Weltbild ist – auch das wissen wir, Compadres! – das linke Weltbild – pfui! – es ist auf Lügen gebaut.

Eine der buchstäblich schmutzigsten linken Lügen ist der irre Wahn, dass ihr undurchdachter Öko-Aktivismus tatsächlich der Umwelt diene. Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit ist: Öko-Aktivismus verhält sich zur Umwelt wie Frauenhandel zum Feminismus.

Ich habe Frau, Kinder und einen zu füllenden Kühlschrank – es ist mir dann doch zu gefährlich, mich mit Frauenhändlern anzulegen, ich bin ihnen ja auch anders als »Ökos« noch nie im Alltag begegnet – doch Öko-Aktivisten, denen die Masken vom Gesicht zu reißen, das würde ich mich gerade noch trauen – und noch nicht einmal das ist notwendig, Compadres! Die Achtelwahrheiten dieser Leute halten so lose, die Maske auf deren Gesicht fällt ja schon ab, wenn man die Mathekenntnisse der zweiten Grundschulklasse anwendet – sogar ein TAZ-Redakteur kann das feststellen.

Hach!

Ach, nicht wir, die Masken-vom-Gesicht-Reißer, sind das Problem, oh nein – das hättet ihr gern so, ihr Freunde des gutmenschlichen Maskenballs! – Diese Masken, dieses Hässliche, ja, das überaus Hässliche, das wir vom Lügenfratzennarben entstellten linken Angstgesicht reißen – wir waren ja nicht die Ersten! – ihr selbst wart es!

Die Linken reißen einander die Lügenmaske vom Gesicht – dass wir Aufgeklärten das noch erleben dürfen – hach!

Das Problem ist – und mit »das Problem« meine ich das Problem – das Problem ist, dass und wenn bei zu vielen Mitmenschen die verstellende Maske nach dem Karneval nicht abgenommen und verstaut wird, sondern in die metaphorische Haut eingewachsen ist!

Stellen wir uns vor, einem Menschen wäre die Maske tatsächlich eingewachsen, das Pappmaché und die Haut hätten sich verbunden, und das Abreißen der Maske würde das Fleisch offenlegen – so ist es, wenn einem Linken gesagt und gezeigt wird, dass sein Weltbild auf Lügen und wenig mehr als Lügen gebaut ist – wen wundert es, dass er vor Schmerzen und Enttäuschung aufschreit!

Freund des Wahrhaftigen

Damals, als wir Kölner Kinder waren – süße, liebenswürdige und wohl auch weitgehend unschuldige Kölner Kinder, damals zogen wir allerspätestens nach Aschermittwoch die Masken vom Gesicht, wir schminkten die Schminke ab und höchstens eine Woche später war auch der letzte Glitter ferne Geschichte.

Den linken Lügnern die Masken vom Gesicht zu ziehen – das ist heute so notwendig wie gefährlich. Als Kinder wussten wir, dass unsere Karnevals-Verkleidung nur das war – eine Verkleidung – und irgendwann zogen wir sie wieder aus. Das ist – zu unser aller Leidwesen – ein Unterschied zu Gutmenschen und anderen Lügnern – die Kleinen unter ihnen, also viele, die Opfer der Propaganda, begreifen nicht, dass sie sich selbst belügen, dass ihr Weltbild eine Lüge ist – eine Lüge!

Wir sind die Störenfriede auf dem Maskenball! Reißt die Masken von den Gesichtern, und – da wir keine Linken sind – beginnend mit den eigenen!

Sicherlich, man sollte als Freund des Wahrhaftigen nicht durch die Welt marschieren und immerzu Masken vom Gesicht reißen. Einige Masken tragen wir – seien wir allzeit ehrlich! – einige Masken tragen wir, um das Leben nicht unnötig anstrengend zu gestalten. Wenn wir aber merken, dass wir – oder andere Menschen – die eigene Maske nicht mehr von seinem Gesicht unterscheiden können, dann lasst sie uns runterreißen – der lieben Wahrheit halber!


Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com.

Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.

Die mobile Version verlassen