Da kommt Bewegung rein … Was kreucht und fleucht, soll eiweißreich den Speiseplan beleben. Schwein und Rindvieh specken ab, fette Mehlwürmer und knusprige Heuschrecken füllen künftig die Lücken.
Sollten wir froh sein, wenn uns die nahrhafte Invasion kosten- und aufwandsfrei heimsucht. Heißen wir die Brut willkommen, gewähren ihr gemütlich Unterschlupf im Küchenschrank und bieten ihr eine artgerechte Wohlfühltemperatur von ca. 20 bis 23 Grad. Das Wichtigste: Sind Mehlwürmer für den menschlichen Verzehr bestimmt, müssen sie sehr sauber gehalten und hochwertig gefüttert werden. Penibelste Sorgfalt bei der Anzucht zur Fütterung an Haus- oder Wildtiere wird hingegen etwas lockerer gehandhabt. Tja … Der Mensch oder das Tier in dir … Denn bis dato waren diese Insekten als sättigender Happen für Vögel, Amphibien, Reptilien, Nagetiere und Geflügel bekannt. Obwohl, schon beim Geflügel wird’s kritisch, denn verbringt das Federvieh sommers draußen an der frischen Luft, futtert dieses, das und jenes, ist das fette Gewürm ‚too much‘. In der kälteren Jahreszeit darf’s dann ein bisschen mehr sein.
Knusprige Heuschrecken und fette Mehlwürmer
Und wie steht es übers Jahr mit unserer Ernährung? Mehlwürmer und Co. auf den Teller, denn Fleisch war noch nie so umweltfreundlich! Insekten seien tatsächlich besonders reich an Nährstoffen und Vitaminen. Speiseinsekten verfügen über ein für die menschliche Ernährung sehr positives Nährwertprofil: Sie sind reich an Eiweiß, je nach Art zwischen 45 Prozent (Mehlwürmer) und 69 Prozent (Heimchen*). Der Fettanteil liegt zwischen 19 Prozent (Heimchen) und 35 Prozent (Mehlwürmer).
*Kleiner Exkurs: Nein es ist nicht die Rede vom Heimchen am Herd, brav und bieder, dennoch geschätzt, wenn es etwas Köstliches zum Essen zaubert. Die Rede ist von der kleinen Hausgrille Acheta domesticus, die unermüdlich zu zirpen vermag, um plötzlich mit einem kräftigen Hupf davonzueilen. Ein liebevoller Name für ein Insekt, das mensch in Zukunft zum Fressen gernhaben soll!
Mehlwürmer (reich an Fett) zum Beispiel enthalten etwa die gleiche Menge an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren wie Fisch. Sie sind leicht und ressourcenschonend zu züchten und dazu extrem nährstoffreich. Soll mensch sie deshalb mögen? Berechtigte Frage!
Sollte Sie der unwiderstehliche Drang überkommen, eine hauseigene Zucht des Tenebrio molitors anlegen zu wollen, benötigen Sie folgende Zutaten: Mehlwürmer zur Anzucht, eine kleine Menge Obst oder Gemüse, etwas hartes Brot, Weizenkleie oder Getreide-/Körnermischung als Substrat, Kunststoffboxen, ’ne engmaschige Katzenkloschaufel – Mieze wird sich wundern –, ein feines Sieb, Etiketten zum Beschriften der Boxen, eventuell Heizmatten oder -Strahler für die Zucht im Winter. Jaa, Würmlinge haben es gern wohltemperiert. Viel Erfolg als Masseninsektenzüchter!
Die Win-win-Kette: Nahrungs-, Kaufhaus- und Pharmaindustrie
Welche Grillen schwärmen in grünen Köpfen herum, uns in ihrem nahezu religiösen Bevormundungswahn zum Verzehr von etwas zu verdammen, was bei den Allermeisten Abscheu und Ekel auslöst? Das wurmt mächtig! Phantasie beflügelt unsere Vorstellung von asiatischer Massenbrut – denn reichlichst und billig soll das Endprodukt auf den Markt geworfen werden. Erzähle man dem Konsumenten nicht, eine gesunde Vermehrung passiere mir nichts dir nichts, ohne medikamentöse Beigaben, einfach so, auf natürlichem Weg – naturbelassen eben. Das Entziffern der Ingredienzienliste ist wenig erhellend! Und selbstverständlich müssen Insekten mal „aufs Klo“. Och …! Wird alles mit verpulvert! Der Allergiker darf sich wundern, warum es ihm plötzlich schlecht geht, hat er doch stets peinlich genau auf seine Ernährung geachtet, alles gemieden, was ihm schaden könnte. Ein Hurra für die Pharmaindustrie, die Forschungs- und Verkaufsschlacht um neue Medis ist eröffnet. En garde! Der Allergiker ist ’ne arme Socke, Pharma verdient abermals im Flug ’ne goldene Nase!
Last but not least: Mit Beginn 2023 gibt die Stiftung Warentest im Vergleich die zehn bestgetesteten Mehlwürmer bekannt. Garantiert ohne Zusatzstoffe, naturbelassenes Produkt, besonders schonend getrocknet, Herkunftsland Deutschland, Bewertung ‚sehr gut‘! Wo zu beziehen? Na, bei Amazon oder Ebay zu stattlichen Preisen von 32 bis 12,50 Euro vom halben Kilo bis hin zu zwei Kilos. Von menschlicher Ernährung steht jedoch nichts in der Auflistung. Hauptsache Natur pur!