Großer Bahnhof: Deutschlands Bundespräsident hat sich mit zwei türkisch-britisch-deutschen Fußballsöldnern getroffen. Einer von ihnen, Gündogan, hatte vor wenigen Tagen assistiert von einem anderen namens Özil in London den Kotau vor Erdogan gemacht und dem türkischen Möchtegernsultan ein Trikot mit der Signatur überreicht: „Für meinen verehrten Präsidenten – hochachtungsvoll.“
Zwischenzeitlich hat es einen kleinen Sturm im Wasserglas gegeben: Der DFB hat ein klärendes (!) Gespräch geführt. „National“-Trainer Löw meinte am Ende: „Es gab ein Gespräch und von daher denke ich, dass wir jetzt so langsam über andere Themen reden können.“ DFB-Manager Bierhoff hatte schon kurz zuvor äußerst klientenzentriert und kultursensibel zu sedieren versucht und von sich gegeben: „Man muss verstehen, wie Türken ticken.“ Aha, wenn das kein Fall von „hatespeech“ für die Zensur durch die Amadeu-Antonio-Stiftung mit ihrer Stasi-erprobten Chefin Kahane ist!
Nun hat sich unser aller „Präsi“ Frank-Walter Steinmeier der Sache angenommen. Wofür hätten wir ihn denn sonst? Özil und Gündogan haben dafür extra ihren Urlaub unterbrochen, um im Bellevue im Urlaubslook zu posieren. „Urlaub“ – ja, weil man sich so auf die Weltmeisterschaft vorbereitet, für die man wieder in die Mannschaft“ (vormals: Nationalmannschaft) nominiert worden war. Aber das nur am Rande. Wer der Initiator des Gesprächs war, ist unklar. Es könnten die beiden Kicker gewesen sein, es könnte der DFB gewesen sein, es könnte auch der Bundespräsident gewesen sein.
Wie auch immer: Der Ausgang der Sedierungskampagne ist gigantisch. DFB-Chef Gründel meinte in der Pause des Pokalfinales Frankfurt – Bayern München, es habe ein „sehr würdiges und konstruktives Ergebnis“ gegeben, und er sei „erleichtert.“ Özil sagte: „Ich bin hier aufgewachsen und stehe zu meinem Land.“ Welchem diesmal? Von einem T-Shirt für den Zweitpräsidenten wurde nichts berichtet.
Friede-Freude-Eierkuchen-Steinmeier gab ganz im Stile des ihm eigenen verschwurbelten Diversity- und Bereicherungs-Gefasels zum besten: „Heimat gibt es auch im Plural.“ Er schloss: „Und mit Deutschland werden Sie Weltmeister“. Nur, mit Verlaub, Herr Bundespräsident: Das ist mittlerweile Millionen von vormaligen Fußballfans ziemlich egal. Und apropos Plural: Auch Peinlichkeiten gibt es im Plural.