Tichys Einblick
Anmaßung

Habeck hat die Wahrheit gepachtet

Egal ob Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt sowieso, aber auch Europa, Demokratie, vor allem Zuwanderung und das brennende Asylthema, Habeck und die Grünen glauben, allwissend zu sein. Ja, selbst das Thema Sicherheit können sie besser.

Odd Andersen/AFP/Getty Images

Es kann auch anstrengend sein, die Fassade zu wahren. Unsere Seminarteilnehmer (gebeutelt vom Leben und der Rot-Grünen-Agenda2010) vor Jahren im Bereich „Fit for the job“, haben wir immer dazu angehalten, authentisch zu sein, zu den Emotionen zu stehen – denn hin und wieder, so wie neulich bei Maybrit Illner gesehen, kann man beobachten, wie den Akteuren schon mal die Gesichtszüge entgleiten. Der saubere Putz bröckelt oder: wie sich plötzlich und wenn auch nur in Nuancen, das wahre Gesicht zeigt. In unserem Falle, beim Grünen „Chef“-(Dogmatiker), Robert Habeck.

Egal ob die Energiewende, bei der Landwirtschaft, bei der Umwelt sowieso, aber auch Europa, die Demokratie, vor allem die Zuwanderung und das brennende Asylthema, Habeck und die Grünen glauben, allwissend zu sein. Ja, selbst das Thema Sicherheit können sie besser.

Wie schnell verfällt Merkels Macht?
Laschet bei Illner: Im Himmel ist Jahrmarkt und „Merkel ist nicht links“. Punkt.
Am allerbesten aber, und das zeigte Habeck nicht nur bei Illner, nein, er sprach es vor der Bayernwahl aus, und schreibt es voller Überzeugung in seinen Blog, „Frischluftzufuhr für die Demokratie“, weiß der geborene Lübecker und studierte Germanist sowie Doktor der Philosophie, was sich die Bürger wünschen, und was Deutschland brauche. Eine ganz neue Art von Demokratie. Im Grunde genommen aber, und das kann jedes Meinungsforschungsinstitut beweisen und bekräftigen, gibt es kaum eine „gesunde“ realistische und liberale Mitte momentan, also die, die von Realos in der Politik wie im Leben geprägt wäre, sondern nur noch Extreme.

Merkel oder Trump, die Grünen oder die AfD. Zwischendrin ist wenig Platz, weil selbst Realos, nehmen wir nur einmal den Tübinger Oberbürgermeister, Boris Palmer (mit dem grünen Parteibuch), als Nazis oder Faschisten beschimpft werden. Was Thilo Sarrazin oder Buschkowsky bei der SPD sind, ist Boris Palmer bei den Grünen – eine persona non grata.

Selbstporträt
Zur Bayernwahl offenbart Habeck sein Verständnis von Demokratie
Neulich bei Maybrit Illner jedenfalls, bemüht leise und gefühlvoll sprechend, aber nicht minder bissig und aggressiv, wollte Habeck Alexander Dobrindt stellen – wie könne dieser denn nur behaupten, dass ein breites bürgerliches Lager mit 65% gewählt wurde? Habeck forderte CSU-Dobrindt mehrmals auf, zu bestätigen, dieser habe also die AfD ins bürgerliche „Lager“ dazu gezählt. Wie sonst käme Dobrindt auf 65 Prozent? Immerhin, schwach auf der Brust, distanzierte sich Dobrindt ein wenig von der AfD. Dabei weiß auch der Philosoph Habeck, dass bei der AfD sehr wohl viele Bürger aus der Mittelschicht zum Wahlpotenzial zählen. Warum? Entweder als Protestpartei, oder aber als „Kontrollinstanz“ zu den etablierten Volksparteien, die bald, so wie die SPD, gar keine mehr sind, wird die Alternative für Deutschland, (notgedrungen?) gewählt.

Klar, es geht um die Verteidigung der Demokratie, und an das stete Erinnern an die dunkelste deutsche Geschichte, nur, wie schon oft erwähnt, in diesem Bereich herrscht Partei übergreifend Konsens. Professorin Ursula Münch hatte absolut Recht, als sie bei Illner generell darauf hingewiesen hat, dass die Bürger der (unteren) Mittelschicht wissen wollten, welche Art von „Flüchtlingen” zu uns kämen, und wie es dadurch auf einem knappen Arbeitsmarkt und Wohnungsmarkt sowie bei den sozialen Unterstützungen aussähe. Habeck verzog das Gesicht, blieb aber ruhig, stattdessen „kläfften“ Olaf Scholz und Armin Laschet, der Kanzlerins „Wachhunde“ (andere meinen despektierlich, Schoßhunde) los, um die Professorin zu desavouieren, auch Wissenschaft könne sich täuschen. Klar, zu konservativ, kam ihnen die Professorin von der Bundeswehr-Uni in München rüber.

Habemus Robertum
Habeck koaliert mit der CSU, wenn die so wird wie die Grünen
Habeck selber wartet stets auf eigene Momente, in denen er seine wohlfeilen und gut überlegten Satzbausteine platzieren kann – manchmal mit so einer Vehemenz, dass man vor dem Fernseher spürt, hier ist ein tiefgrün- oder rotlackierter „Dogmatiker“ (zwischen tiefgrün und dunkelrot, ist die Grenze fließend, fragen Sie mal einen Farbenblinden) zugegen. Obwohl freundlich daherkommend, ja, fast sympathisch, so lange er schweigt, und vom Boulevard auch gern als George Clooney der deutschen Politik beschrieben, wirkt Robert Habeck oft zu verkniffen und rechthaberisch. Nein, einen solchen Ethik- oder Philosophie-Lehrer wünschte man sich nie.

Das Lagerdenken sei passé, so meint Habeck und gibt es auch auf allen Kanälen zum Besten. Wir haben da längst den Lagerkoller.

Hallelujah
Beim Bayerischen Rundfunk (BR) Habeck-Bonus
Dabei ist die Grünen-Partei selbst im Innern gespalten. Süße Miene zum komischen Spiel und Hype machte Habeck nach der erfolgreichen Bayern-Wahl, die im Grunde nichts eingebracht hat. Außer, dass die Grünen mit „Katha“ Schulze und Ludwig Hartmann Wählerschichten erschlossen, mit vielen Allgemeinplätzen, viel Buntem, Alles für Jeden, Freien Durchgang an den Grenzen, und einen Hass auf „alte weiße Männer“. Habeck spielte mit, meinte davor auch, damit in Bayern wieder echte Demokratie herrschen solle. Ach, welche Regierungsform hatten wir denn in Bayern davor? Eine Monarchie? Wie ist der bayerische Erfolg und Lifestyle sonst zustande gekommen? Letztendlich verlor die CSU in der Tat, aber das breite bürgerliche Spektrum, ist in der Tat noch vorhanden. Und wo viel Konservatives, da ist auch die Sehnsucht nach ein wenig „linker“ Kontrolle groß.

Robert Habeck spielt ein doppeltes Spiel, indem er für sich und die Grünen vorgibt, zu wissen, was echte Demokratie sei, im Kern aber danach trachtet, die eigene Wertevorstellungen, nicht die der Bürgerschaft, nach vorn zu bringen. Wie alle dogmatischen oder extremistischen Politiker, ist auch Habeck ein Populist, wie er im Buche steht (und als Schriftsteller, eigentlich seinem Hauptberuf), spielt auch er mit Wörtern, Worten und Begriffen. Das zeigt auch ein Auszug aus seinem Blog: „(…) Wenn jetzt die absolute Mehrheit der CSU schwindet, wenn in Bayern zum ersten Mal seit Jahrzehnten Parteien miteinander wirklich verhandeln müssen, dann ist das nichts, wovor man Angst haben muss. Eher umgekehrt. Angst sollte man haben, wenn Demokratie nie was ändert. (…)“

Dokumentation
Ein Leserschmankerl: Grün wählen
Wer mit der „Angst“ operiert, diese auch nur erwähnt, handelt im Kern genauso, wie die, denen es die Grünen ständig vorwerfen. Habeck müsste als Philosoph und Politiker wissen, dass es immer verschiedene polarisierende Denkrichtungen gibt. Der Konservatismus, steht für das Bewahrende und Etablierte, das auf Erfolg basiert. Der vorgegebene „progressive“ ökologische Sozialismus, müsste demnach Habecks Denkschule sein, die jedoch, bei allem Nachvollziehen der Ideen, stets mit unkalkulierbaren Opfern, nicht nur menschlichen, verantwortlich zu machen wäre. Der beste Beweis, Deutschland hat sich seit 2015 so dramatisch verändert, wie Jahrzehnte davor nicht. Und, auch wenn es dem grünen „George Clooney“ nicht gefällt, bevor man total multikulturell und dazu kein präventiver Beobachtungsstaat (Thema Sicherheit, wen stören öffentliche Kameras eigentlich?) werden will, muss man zuerst die Infrastrukturen dafür schaffen, und wissen, welche Menschen aus welcher Kultur und Sozialisation zu uns kommen. Ob Teile der AfD oder von den Tiefgrünen, extreme undemokratische Ansichten haben, mit Verlaub, beide „Lager“.

So schrieb Habeck vor der Wahl, so entnehmen wir, seinem Blog außerdem, „Eine politische Energie, ein Wille, Zutrauen, Zuversicht und Zusammenhalt, zum Leitmotiv des Handelns und Wählens zu machen. In den letzten Umfragen haben AfD und CSU mit ihrem Hass- und Angstschema jedenfalls verloren.“ Wer als Philosoph und (!) Politiker zu solchen Begrifflichkeiten greift, dem möchte man nur mitgeben, „und hättest Du geschwiegen, wärst Du (ein anerkannter) Philosoph geblieben“. Jedenfalls würden sich die Bürger bei Robert Habecks „Frischluftzufuhr“ für die Demokratie eine starke Erkältung holen. Der Konservative dagegen hätte die Jacken und Decken bereits davor verteilt …


Giovanni Deriu, Dipl. Sozialpädagoge, Freier Journalist. Seit 20 Jahren in der (interkulturellen) Erwachsenenbildung tätig.


Wahlwette Hessen:

Wer über alle genannten Parteien hinweg am nächsten an den Ergebnissen landet, gewinnt.

Ihre Wetten nehmen wir ab sofort entgegen.

Annahmeschluss ist der Wahlsonntag (28.10.2018 ) um 16:30 Uhr. Das Wettergebnis wird am Wahlsonntag um 17.45 Uhr veröffentlicht.

Auf die Gewinner wartet:

1. Platz: eine Flasche Champagner von Tante Mizzi
2. Platz: zwei Bücher aus dem Shop nach Wahl
3. Platz: ein Buch aus dem Shop nach Wahl

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