1998 hatte Jürgen Trittin noch einen handfesten Skandal ausgelöst, als er auf einer Kundgebung gegen das öffentliche Gelöbnis der Bundeswehr am 10. Juni in Berlin auftrat und behauptet, dass die Bundeswehr sich selbst in die Tradition der Wehrmacht stelle. Besondere Kritik löste damals aus, dass Jürgen Trittin den Rufen: „Soldaten sind Mörder“ nicht entgegengetreten war. Ob er sie gebilligt hatte, weiß man nicht, den Mut, den Schreihälsen zu entgegnen: „Soldaten sind keine Mörder“, fand er jedenfalls nicht.
Doch Jürgen Trittin hatte wenigstens noch sechs von fünfzehn Monaten seines Grundwehrdienstes bei der Bundeswehr geleistet. Nicht einmal das kann man von seinem jungen Parteifreund, dem Europa-Abgeordneten Erik Marquardt sagen. Im Gegensatz zu Marquardt kann Jürgen Trittin auch einen Studienabschluss vorweisen. Dafür war Marquardt von 2015 bis 2019 Vorstandsmitglied des Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), jedoch ohne Wissenschaftler zu sein. Ein Funktionär eben. Das muss heute reichen, um sich für Bildungs- und Wissenschaftspolitik zuständig zu fühlen. Schaut man auf Annalena Baerbock oder auf Marquardt, könnte man den Eindruck bekommen, dass Grüne sich genau dort zuständig fühlen, wo ihnen jede Erfahrung fehlt.
Das hindert Erik Marquardt nicht, in Tweets der Bundeswehr die Empfehlung zu geben, der Flughafen in Kabul müsse „schnell wieder organisiert und robust abgesichert werden„, weil das „die einzige verbleibende Chance zur Evakuierung“ sei. Erik Marquardt fühlt sich bekanntlich auch für Migration zuständig.
Die Grünen und die ihnen gewogenen Medien werfen Armin Laschet indes vor, verhindern zu wollen, dass sich 2015 wiederholt. Klar, der Grünen Plan von der Abschaffung Deutschlands sieht migrationspolitisch ein gesteigertes, never ending 2015 vor.
Wer so wie die Grünen agiert, gefährdet leichtfertig die Möglichkeit und die Akzeptanz der Evakuierung derjenigen, die unbedingt gerettet werden müssen, bei denen Deutschland in der Pflicht steh. Denn wer so spricht, sieht den Fall Kabuls offenbar nicht als Katastrophe, sondern als Chance, der Masseneinwanderung in die deutschen Sozialsysteme eine neue Konjunktur zu bescheren. Aber wer diesen politischen Missbrauch aus ideologischen Gründen betreibt, der betreibt ihn auf dem Rücken der gefährdeten Frauen, der Ortskräfte, der Helfer, der Engagierten.
Wikipedia informiert über Erik Marquardt: „Nach seinem Abitur in Berlin-Friedrichshagen studierte Marquardt von 2008 bis 2013 Chemie an der Technischen Universität Berlin, ohne einen Abschluss zu erreichen. Derzeit studiert Marquardt nebenberuflich Politik, Verwaltung und Soziologie an der Fernuniversität Hagen.
Als Fotojournalist hat Marquardt mehrfach Reisen entlang der Fluchtrouten und nach Afghanistan unternommen und seine Bilder und Erlebnisse in Vorträgen bundesweit präsentiert. Er nahm am Hilfseinsatz der Sea-Eye teil und konnte über 1.000 Menschen auf dem Mittelmeer helfen. Er wurde im Umfeld des G20-Gipfels in Hamburg 2017 von Polizisten festgenommen und kritisierte im Anschluss, dass Kritik am Polizeieinsatz zurückgewiesen wurde. Marquardt lebt in Brüssel und Berlin.“
Genauere Vorstellungen darüber, welche Rolle die Bundeswehr in Afghanistan gespielt hat und wer von ihr demzufolge gerettet werden müsste, hat jedoch die Kanzlerkandidatin seiner Partei, Annalena Baerbock. In der Sendung rtl direkt sagte sie gestern, „dass wir die Menschen, die unsere Soldaten geschützt haben, in Sicherheit bringen“ müssen.
Die Frau, die deutsche Bundeskanzlerin werden möchte, glaubt also offenbar, dass die Ortskräfte der Bundeswehr die Soldaten der Bundeswehr geschützt haben. Wozu war die Bundeswehr eigentlich in Afghanistan? Dass deutsche Soldaten sich selbst schützen können, scheint Baerbock unvorstellbar zu sein. Als Bundeskanzlerin wäre Baerbock übrigens Oberbefehlshaberin der Bundeswehr im Verteidigungsfall.