Tichys Einblick
Die Grünen und die Volksrepublik China

Eine Grünen-Jungpolitikerin reist ins kommunistische „Vaterland“

Während die Grünen jeglichen Patriotismus in Deutschland politisch bekämpfen, wird der ausgeprägte Nationalismus in nicht-westlichen Staaten wie China kritiklos hingenommen. Das zeigt der Fall einer aus China stammenden Grünen-Politikerin, die in ihr Herkunftsland reiste.

Weihua Wang ist eine Hoffnungsträgerin der Grünen. Laut Angaben auf ihrer Webseite wurde sie mit 20 Jahren zur Stadträtin der Stadt Schwetzingen gewählt. Danach wurde sie Mitgründerin der Grünen Jugend Kurpfalz-Hardt, Kreisvorsitzende der Grünen Kurpfalz-Hardt, Delegierte für den Länderrat der Grünen, sowie Jugenddelegierte von Deutschland für den Europarat. Die 26-jährige gebürtige Chinesin Wang, die mit acht Jahren aus China nach Deutschland einwanderte, hat große politische Ambitionen. Bereits im Jahr 2013 gewann sie in einem Artikelwettbewerb des Chinesischen Staatsfernsehens CCTV mit einem Text einen Preis, indem sie ihren Traum bekundete, eines Tages die deutsche Bildungsministerin werden zu wollen.

Ein unrealistischer Traum? Wang bewies das Gegenteil, indem sie sich im Juli als Kandidatin der Grünen für die Landtagswahl 2021 in Baden-Württemberg im Wahlkreis Schwetzingen bewarb und dafür den amtierenden Staatssekretär André Baumann herausforderte. Die Kandidatur fiel letztendlich knapp zugunsten von Baumann aus. Doch Wang ist noch jung und hat entsprechend wohl gute Chancen, in nicht allzu ferner Zukunft in den Landtag oder in den Bundestag einzuziehen und ihren großen Traum eines Ministeramts (oder vielleicht eines Parlamentarischen Staatssekretärs?) zu verwirklichen.

Die Grünen und die Volksrepublik China
Eines muss man ihr lassen: Wang ist erstaunlich gut im Vernetzen. Sie ließ sich in den Vorstand des Alumni-Vereins der Universität Mannheim wählen, leitet die Jugend-Regionalgruppe der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, und organisiert aus Besorgnis des zunehmenden Erstarkens des Populismus in Deutschland einen eigenen Podcast „Society 5.0“, indem sie mit verschiedenen Personen über die Visionen einer neuen Gesellschaft 5.0 philosophiert.

Eines ihrer Prestige-Projekte dürfte das sogenannte „MyBuddy-Integration durch Freundschaft“-Programm sein, das sie initiiert hatte. Ziel dieses Programms ist es, Flüchtlinge und Deutsche durch persönliche Begegnungen zusammenzubringen. Stolz verkündet Wang auf ihrer Webseite, dass bislang über 70 MyBuddy-Paare gebildet wurden. Aktuell arbeitet sie an einer zweiten Runde des Programms.
„Ich bin, durch meine ganz persönliche Erfahrung geprägt, eine klare Verfechterin für eine offene und bunte Gesellschaft“, so wird Wang von der Zeit zitiert.

Aktuell bewirbt sich Wang als die nächste Miss Germany und ist mittlerweile immerhin als Siegerin in Baden-Württemberg unter die TOP 16 gekommen. Als einen der Gründe ihrer Bewerbung als Miss Germany gab Wang u.a. folgendes an: „Im Herzen bin ich VISIONÄRIN für eine bessere Society 5.0 der Zukunft. Durch die Miss Germany Community möchte ich noch mehr Menschen für meine zahlreichen Ideen und Projekte erreichen, damit wir gemeinsam eine bessere Zukunft für unser Land gestalten können!“

Eine Nachwuchs-Politikerin der Grünen also, die sich für Flüchtlinge, für Vielfalt, „sozialen Zusammenhalt“, Klima und Nachhaltigkeit einsetzt. Was die deutsche Öffentlichkeit aber wenig mitbekommen hat, sind die Kontakte der Grünen-Politikerin zur Kommunistischen Partei Chinas. Die sind nämlich im chinesischen Internet öffentlich dokumentiert.

Besuch im „Vaterland“ auf Einladung der Partei

So veröffentlichte das chinesische Nachrichtenportal „amdada.com“ 2017 einen Artikel, der von einem Besuch Wangs in China auf Einladung offiziell-chinesischer Stellen berichtet. Titel des Artikels: „Die jüngste chinesischstämmige schöne Abgeordnete aus Deutschland moderiert das Forum für hervorragende junge Persönlichkeiten und erhält Applaus“.

Im Artikel heißt es, dass Weihua Wang zusammen mit 360 Vertretern von „herausragenden jungen Auslandschinesen“ aus der ganzen Welt vom Büro für Angelegenheiten der Auslandschinesen des Staatsrates der Volksrepublik China und vom chinesischen Verein für Übersee-Austausch nach Peking eingeladen wurde.
Yang Jiechi, ehemaliger chinesischer Außenminister und derzeitiger Staatsrat für Außenpolitische Fragen (was in der chinesischen Verwaltungshierarchie noch über dem Außenminister steht), hat Wang und die anderen Vertreter empfangen. Auch hochrangige Leiter aus dem chinesischen Außenministerium, aus dem Büro für Angelegenheiten der Auslandschinesen und anderen staatlichen Stellen waren anwesend.

Im Artikel ist ein Foto von Weihua Wang mit Qiu Yuanping zu sehen. Qiu Yuanpin war Direktorin des Büros für Angelegenheiten der Auslandschinesen des Staatsrats (OCAO) und Mitglied der Parteiorganisation der KPCh. Die OCAO ist wiederum eine nachgeordnete Behörde der Zentralabteilung Vereinigte Arbeitsfront des Zentralkomitees der KPCh.

In ihrer Ansprache führte Qiu Yuanping vor den Teilnehmern der Veranstaltung aus: „Diese China-Reise ist eine Entdeckungsreise und eine Freundschaftsreise. Sie ist aber auch eine Reise des Erkennens und des Gewinnens. Durch die „China-Reise“ können Sie besser wissen, wer Sie sind, wo Ihre Wurzeln liegen und wohin Sie gehen sollen.“

Mit „tiefer Liebe“ soll Qiu weiter gesagt haben: „Unser Volk, unsere Kultur und unser Vaterland sind das Band der Wurzel, der Ort der Seele und die Erwartung des Traums, die niemals vergessen werden können.“

Der Artikel erläutert, dass das Ziel dieser China-Reise für die herausragende Persönlichkeit der jungen Auslandschinesen u.a. auch darin liegt, die eigene Karriere mit der Zukunftsperspektive des Wiederaufstiegs des chinesischen Volkes eng zu verknüpfen. Weihua Wang hat sodann als Moderatorin zusammen mit Qiu Yuanping, Zhang Jian (Abteilungsleiter für das Ausland der OCAO) und Wu Gang (Referatsleiter der OCAO) diskutiert. Laut dem Artikel hat Wang die Aufmerksamkeit und die Hochachtung von verschiedenen [Partei- und Behörden-]Leitern und Medien erregt.

Vor vielen Medien soll Wang dann gesagt haben, dass sie durch diese „China-Reise“ mehr über die Kultur und Geschichte des Vaterlandes gelernt habe. Je mehr sie an solchen Veranstaltungen teilnehme, desto mehr sei ihr bewusst geworden, dass es ihr an Wissen über die traditionelle chinesische Kultur, Persönlichkeiten und Geographie Chinas mangele. Weiterhin sagte sie, dass die schnellen Entwicklungen des Vaterlandes sie besonders mit Freude überraschen und mit Stolz erfüllen würden. Sie dankt für die langjährige Förderung der chinesischen Freunde und der chinesischen Auslandsvertretungen in Deutschland. Sie hofft, dass sie nach ihrer Rückkehr nach Deutschland die Liebe und den Rat des Volkes des Vaterlandes mitnehme, um hart zu lernen und zu arbeiten. Sie wolle für die deutsch-chinesische Freundschaft, Zusammenarbeit und den Austausch die allergrößten Anstrengungen unternehmen. Einem weiteren Artikel zufolge soll Wang auf dieser Veranstaltung auch gesagt haben, dass ihr Erfolg auch an der Stärke des Vaterlandes liege.

Politische Widersprüche der Grünen

Ist es nicht ein Widerspruch in sich, einerseits die Vertreterin einer Partei zu sein, für die angeblich Menschenrechte und Demokratie an erster Stelle stehen würden, und andererseits auf offiziell-chinesische Einladung hin dem Staat zu huldigen, dessen Staatssystem nachweislich dem westlichen Verständnis von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit diametral entgegensteht?

Ist es nicht ein Widerspruch in sich, Mitglied einer Partei zu sein, die jeden Hauch vom deutschen Patriotismus misstrauisch beäugt, um sich aber vom offiziell-chinesischen Patriotismus einspannen zu lassen?

Vielleicht zeigt dieser Fall auch ein grundlegendes Muster der Widersprüche in der Denkweise von Grünen-Politikern auf, die verschiedene moralische Maßstäbe für Deutschland und andere Länder festlegen. Während patriotische Strömungen in Deutschland politisch bekämpft werden sollen, wird der ausgeprägte Nationalismus in nicht-westlichen Staaten wie China kritiklos hingenommen. Wenn die nationale Identität in Deutschland marginalisiert werden soll, dürfen und sollen andere Länder ruhig ihre nationalen Identitäten hochhalten? Manche nennen es auch Doppelmoral.


Der Gastautor möchte mit Rücksicht auf seine Verwandten nicht genannt werden.

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