Tichys Einblick
Wahlmanipulation bis in die Wahlkabine

„Wenn Sie zum Beispiel die Grünen wählen wollen …“

Es lohnt sich, am Wahlsonntag wie schon bei der Briefwahl genau aufzupassen: Wahlmanipulation kommt auffällig unauffällig daher. Die ständige Hass-Rede bewirkt, dass bei vielen Wahlhelfern die Schranken fallen. Ein Beispiel hat Lothar Krimmel ausgerechnet in Mannheim beobachtet.

Symbolbild: Wahlkabine - Briefwahl

picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod

Eigentlich wollte ich den Wahltag an meinem Erstwohnsitz verbringen und meine Stimmen für die Kommunal- und die Europawahl direkt in meinem Wahllokal in einem ehrwürdigen Gymnasium abgeben. Aber dann ergaben sich familiäre Überschneidungen und die Abwesenheit am Wahltag wurde immer wahrscheinlicher.

Also machte ich mich am Mittwoch zur vorgezogenen Stimmabgabe per Briefwahl auf den Weg ins Mannheimer Rathaus im Herzen der Quadrate-Stadt. Nur einen Steinwurf entfernt liegt der Marktplatz, der wenige Tage zuvor zum Schauplatz eines grauenhaften islamistischen Terroranschlags geworden war.

Im Wahlbüro wurde ich von einer jungen Frau am Tresen freundlich empfangen. Da ich die umfangreichen Stimmbögen für die Kommunalwahl bereits bei mir hatte, bekam ich nur die vergleichsweise einfache Wahlliste zur Europawahl in die Hand gedrückt und konnte gleich in eine der Wahlkabinen gehen. Dabei nahm ich eine hinter mir wartende ältere Dame um die 80 Jahre zur Kenntnis, wie sie als Nächste zum Tresen schritt.

EU-Wahlplakat
Die grüne Kriegserklärung
Ich hatte mir gerade die Liste zur Europawahl zurechtgelegt, als ich durch den Vorhang der Wahlkabine die Stimme der freundlichen jungen Frau hinter dem Tresen vernahm. Ihre Erläuterung zur Prozedur der Kommunalwahl begann sie laut und deutlich mit folgenden Worten: „Wenn Sie zum Beispiel die Grünen wählen wollen, dann müssen Sie hier …“

Ich unterbrach unwillkürlich meinen Wahlakt. Warum um alles in der Welt, dachte ich mir, muss man die Wahl einer bestimmten Partei ansprechen, um eine zugegebenermaßen etwas komplizierte Stimmabgabe zu erklären? Es gibt eine Vielfalt von sprachlichen Möglichkeiten, dies ohne Nennung einer bestimmten Partei zu tun. Und wenn man dies schon tut, sollten doch wohl mindestens drei oder vier weitere Parteien angesprochen werden.

Aber für eine mit Offizialaufgaben betraute Person im Wahlbüro eines Rathauses sollte es sich verbieten, die Wahlprozedur anhand der Stimmabgabe für eine bestimmte Partei zu erläutern. Denn dies verstößt eklatant gegen die gebotene Neutralitätspflicht. Es sei denn, in gleicher Häufigkeit würde die Erläuterung wie folgt begonnen: „Wenn Sie zum Beispiel die AfD wählen wollen, dann müssen Sie hier….“

Nach gefühlt drei Minuten hatte ich meine zahlreichen Stimmen kenntlich gemacht und die beiden Wahlbriefe verschlossen. Eigentlich hätte ich aus der Wahlkabine treten und auf die freundliche junge Frau zugehen können, um diese Wahlbriefe in die neben ihr befindliche Wahlurne zu stecken. Doch da vernahm ich die Stimme eines offensichtlich älteren Herrn und direkt anschließend wieder die Stimme besagter freundlichen jungen Frau, wie sie auch diesem älteren Herrn den Vorgang der Stimmabgaben erläuterte.

Ich hatte in der Wahlkabine nichts mehr zu tun. Aber etwas hielt mich zurück. Ich konnte einfach nicht widerstehen, hinter dem Vorhang stehen zu bleiben und zu lauschen. Und so geschah es, wie es in Deutschland offenbar immer öfter geschieht: „Wenn Sie zum Beispiel die Grünen wählen wollen, dann müssen Sie hier …“

Spätestens jetzt wurde mir klar, dass mit den Grünen in offiziellen Funktionen das postdemokratische Zeitalter definitiv begonnen hat: Auch mit betreutem Wählen für eine grüne Zukunft.

Ich gebe zu, dass ich weder die Grünen noch eine andere linke Partei gewählt habe. Vielleicht hätte ich die freundliche junge Frau fragen sollen, ob meine Stimmen damit als ungültig gewertet werden. Denn der „Kampf gegen Rechts“, also gegen alles, was nicht links ist, duldet bekanntlich keine Kompromisse mehr. Und wenn schon der Wahlakt selbst derart „rechtswidrig“ begleitet wird, dann dürfte die Aussortierung „rechter Stimmen“ fast schon ein Selbstgänger sein.

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