Tichys Einblick
Noch schnell den Beamtenapparat aufblähen

Zwei interessante Studien: Der grüne Tannenbaum geht ein

Eine frische Wahlumfrage und eine brandneue Wirtschaftsuntersuchung ergeben zusammen ein spannendes Bild: Die grüne Vorherrschaft hat ihren Zenit überschritten. Aber Habeck & Co. vergrößern noch einmal fleißig das Problem-Erbe für ihre Nachfolger.

picture alliance / Metodi Popow | M. Popow

Kurz bevor sie vergehen, produzieren Tannenbäume noch einmal besonders viele Zapfen. Man könnte das so deuten, dass die Pflanzen im Angesicht ihres eigenen nahenden Endes dafür sorgen wollen, dass sie der Nachwelt möglichst viel hinterlassen. Einen ähnlichen evolutionären Prozess durchleben gerade unsere Grünen.

Jedenfalls legen das zwei interessante neue Studien nahe. Auf den ersten Blick haben sie wenig miteinander zu tun und sind, jede für sich genommen, eher unspektakulär. Erst, wenn man sie miteinander in Verbindung bringt und sozusagen zusammenliest, entfalten sie ihre echte Wirkung.

Zunächst ist da die neue Sonntagsfrage von INSA, wobei uns hier nur die Grünen interessieren. (Die anderen Parteien schenken wir uns. Nirgendwo gibt es Veränderungen von mehr als einem Prozentpunkt – also weit unterhalb der statistischen Fehlerschwelle.)

Der Öko-Club verliert einen Prozentpunkt, also auch nur innerhalb der rechnerischen Fehlertoleranz. Die Veränderung ist nicht relevant – auch wenn einige andere Medien eine große Sache daraus machen (was sie nicht ist). Interessant ist das Ergebnis aus anderen Gründen.

Mit elf Prozent würden im Moment so wenige Wähler ihr Kreuzchen bei den Grünen machen wie seit 2018 nicht mehr. Das ist allein schon deshalb bemerkenswert, weil die Partei vor der letzten Bundestagswahl 2021 in den Umfragen zeitweise bei über 25 Prozent lag und sich ernsthafte Hoffnungen machte, das Bundeskanzleramt zu erobern.

Wie Hildegard Knef einst sang: Von da an ging’s bergab

Seitdem die Grünen die Ampel-Regierung mitverantworten, sind ihnen mehr als zwei Millionen Wähler von der Fahne gegangen. Das sind ungefähr so viele Menschen, wie die „Linke“ und die CSU jeweils überhaupt gewählt hatten. Der Verlust der Grünen würde also für eine ganz eigene Partei mit Parlamentsfraktion reichen.

Genosse Trend ist kein Grüner, so viel ist mal sicher. Und man kann die Uhr danach stellen, dass es für die Partei weiter abwärts geht: in Richtung einstelliges Ergebnis. Mit ihrer Politik vertreiben Habeck, Baerbock & Co. jene Schichten, die nicht zum Zentrum der Bewegung gehören, aber bisher mit ihr sympathisiert (und sie gewählt) hatten.

Die Grünen werden nach und nach auf ihren Anhänger-Kern eingedampft

Der ist, erstens, kleiner als vermutet. Nicht um die 15 Prozent wählen unbelehrbar grün: Tatsächlich sind es wohl eher unter zehn Prozent. Die irrwitzige Dominanz grünen Gedankenguts vor allem in den Medien täuscht darüber hinweg, wie klein die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Ideologie in Wahrheit ist.

Zweitens erneuern sich die Grünen nicht. Im Gegenteil: Sie altern schneller als die Konkurrenz. Ihr desaströses EU-Wahlergebnis bei den 16- bis 24-Jährigen kann die Partei nicht routiniert weglächeln. In der Zukunfts-Altersgruppe gewannen AfD und CDU – weit vor den Grünen.

Denen hilft es erkennbar überhaupt nicht, junge Studienabbrecher ohne Berufsausbildung und ohne ernsthafte Arbeitserfahrung (wie Ricarda Lang und Emilia Fester) in Spitzenpositionen zu hieven. Vor allem den arbeitenden Teil der Jungwählerschaft schrecken diese rein politischen Biografien bei den Grünen offensichtlich eher ab.

Ganz entgegen der öffentlichen Wahrnehmung sind die Grünen eine schrumpfende und alternde Partei. Oder anders: Der grüne Tannenbaum geht ein. Und wie der richtige Tannenbaum in der Natur, so produziert auch der grüne Tannenbaum in der Politik noch einmal besonders viele Zapfen.

Was der Pflanze die Zapfen, sind der Partei die Beamten

Und die Angestellten im Öffentlichen Dienst. Dort gibt es seit 2008 jedes Jahr immer mehr Mitarbeiter: 2023 waren es schon sage und schreibe 5,2 Millionen. Damit arbeitet jeder zehnte Erwerbstätige für den Staat. Das zeigt eine neue Studie der Wirtschaftsforscher vom Ifo-Institut in München.

Die Standardbegründung dafür lautet: Der Öffentliche Dienst müsse wachsen, weil die Bevölkerung wächst. Tatsächlich hat die Migrationspolitik Deutschland zwischen 2014 und 2024 einen Anstieg der Einwohnerzahl um fast drei Millionen Menschen beschert (auf jetzt ca. 84 Millionen).

Doch das ist allenfalls die halbe Wahrheit. Denn die Münchner Wissenschaftler weisen nun nach, dass der Öffentliche Dienst viel schneller wächst als die Bevölkerung – und das schon seit 15 Jahren. 2008 haben 55 Personen je 1.000 Einwohner im Öffentlichen Dienst gearbeitet. Im Jahr 2022 waren es 62. Das ist ein Anstieg um 13 Prozent.

Und der Trend geht eindeutig weiter nach oben: Trotz vieler Neurentner und Pensionäre beschäftigt der Staat derzeit 45.000 Personen mehr als noch im Vorjahr. Allerdings nicht bei der Polizei, der Feuerwehr oder der Altenpflege: Vielmehr stocken besonders die Hochschulen, die sogenannten „Zentralen Verwaltungen“ und der Bereich „Soziales“ ihren Personalbestand weiter kräftig auf.

Grüne Klientel

Es ist bekannt, dass von allen Parteien die Grünen den höchsten Anteil an Wählern haben, die im Öffentlichen Dienst beschäftigt sind. Das ist folgerichtig und lässt sich auch plausibel erklären, ist aber Thema für einen anderen Text.

Jedenfalls scheint das grün-linke Kartell zu spüren, dass die fetten Jahre eindeutig vorbei sind. Also produziert der Tannenbaum nochmal kräftig Zapfen – und hinterlässt allen, die danach kommen, einen unfassbar aufgeblähten Öffentlichen Dienst.

Und natürlich noch all die anderen Probleme.

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