Der 20. Geburtstag ist schwierig für ehemalige weibliche Disney-Stars: Mädchen wie Selena Gomez oder Miley Cyrus wachsen aus ihren asexuellen Kinderrollen raus; wollen sie im Geschäft bleiben, müssen sie öffentlich zeigen, dass sie zur Frau geworden sind. Im Show-Business funktioniert das über Leder, nackte Haut und lasziv in die Kameras schauen.
Wie viel Geld Greta Thunberg mit dem Klimaschutz umgesetzt hat, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Die Weltenretterin will zwar den Kapitalismus überwinden – aber keine Transparenz über ihre Konten herstellen. Nur manchmal drängt sich der Verdacht auf, dass beim Weltretten mehr Geld hängen bleibt als beim Schneeschippen oder Kellnern: Die Frankfurter Rundschau erzählt im April 2021 die Geschichte von der 18-Jährigen, die 100.000 Euro für eine gerechtere Verteilung von Impfstoffen gespendet habe.
Das Geld stammt laut FR von Thunbergs Stiftung. Die habe die Schwedin wiederum von den 98.700 Euro gegründet, die sie für den „Alternativen Nobelpreis“ erhalten habe. Eine wundersame Geldvermehrung, bedenkt man, dass Stiftungen mit Zinsen auf ihr Stiftungsvermögen arbeiten und Spenden, die sie wiederum selbst erhalten. Wie sich die Stiftung eine Spende von 100.000 Euro leisten kann, beschreibt die Rundschau nicht. Greta Thunberg ist eine Lichtgestalt – und die strahlt umso heller, desto mehr man ihr Umfeld im Dunkeln lässt.
Nachlässig ausgeleuchtete Geschichten begleiten ohnehin den Aufstieg von Greta Thunberg. Die ARD zeigt zum Beispiel die Dokumentation „Ich bin Greta“. Darin schildern die Macher, wie Thunberg weltberühmt geworden sei. Die 15-Jährige habe sich mit ihrem legendär gewordenen Schild „Schulstreik für Klimaschutz“ vors schwedische Parlament gesetzt. Just an diesem Tag – was für ein Zufall – sei der Filmemacher Nathan Grossmann in Stockholm unterwegs gewesen. Er war auf der Suche nach einem Thema für eine Langzeit-Dokumentation. Und weil man auf die besten Ideen in Begleitung kommt, nahm er ein Filmteam samt Equipment auf den Spaziergang mit. Als er Thunberg vor dem Parlament sitzen sah, habe er sich gedacht: Na, dann machen wir unsere Langzeit-Dokumentation doch über sie. Geschichten, die das Leben schreibt.
Doch Greta Thunbergs Geschichte ist, dass ihre Geschichten nicht hinterfragt werden. Don Quixote hat gegen Windmühlen gekämpft – Greta Thunberg gegen offene Türen. Politik, Wirtschaft und Journalismus ist sie von Anfang an hoch willkommen. Das „Kind“ ist die perfekte Interpretin für das Lied, das eh schon alle singen: Wir müssen das Klima retten, koste es, was es wolle – und verdiene daran, wer mag und kann. Greta ist Frau und Kind. Wer ihr widerspricht, ist alt und Mann, das Feindbild der neuen, woke-grünen Oberschicht. Perfekte Besetzung.
Zwar ist gegen Thunberg auch viel Hass unterwegs. Doch dem Totschlag-„Argument“ – wie man sich nur so an einem Kind abarbeiten könne – sieht sich auch der ausgesetzt, der sich sachlich, inhaltlich mit der „Klimaaktivistin“ auseinandersetzen will. Debatte ist in der Thunberg-Inszenierung halt nicht vorgesehen. Die Aktivistin und ihre (ehrenamtlichen) Hintermänner wollen eine Botschaft setzen. Sie wollen Gefolgschaft, nicht Inhalte.
„Warum wir sie als Ikone brauchen?“ Diese Frage stellt der Spiegel schon 2019. Greta ist etwas, an das die Menschen glauben sollen. Und wer es nicht tut, ist halt ein Ketzer und wird entsprechend verfolgt. Entsprechend sind Thunbergs Reden in ihrem goldenen Jahr 2019 bewusst vage. Selbst ihre berühmteste, auf dem UN-Klimagipfel in New York: „How dare you?“ Wie könnt ihr es wagen, schreit das Kind den Erwachsenen entgegen. In seiner sich wiederholenden Suggestion ist das beeindruckend, aber Thunberg kommt nicht über die Binsenweisheit hinaus, dass sich was ändern müsse. Trotzdem drängen sich die Mächtigen der Welt auf ein Bild mit dem Kind. Symbole ersetzen Politik, also schleimt Angela Merkel am heftigsten.
2022 wird zum Bruch in Thunbergs Aufstieg. Zum einen rückt der 20. Geburtstag näher und das Kindchenschema fängt an, sich aufzulösen. Zum anderen stiehlt ihr die Pandemie die Show. Indem Greta für die Verteilung von Impfstoffen spendet, will sie sich auf das neue Thema draufsetzen. Vergeblich. In Deutschland leidet Thunbergs Ruf, als sie zum ersten Mal konkret wird: Bis der Umstieg auf erneuerbare Energie geglückt sei, sei Atomkraft eine klimafreundliche Brückentechnologie, sagt die Ikone. Das soll sie nicht, die Ikone, sie soll leuchten, nicht argumentieren, befinden grüne Aktivisten in Politik und Medien. In Deutschland strahlt Greta fortan weniger.
Greta Thunberg will sich weiter im Klimaschutz „engagieren“. Kritiker sagen eher, sich für den Klimaschutz „engagieren lassen“: Doch so oder so: Was bleibt der 20 Jahre alten Frau übrig? Einem normalen Job steht ihr Ruhm im Weg. Für weitere 50 bis 80 Jahre ist der Restruhm zu dürftig. Wie sehr er in drei Jahren verblassen kann, macht Thunberg selbst vor: How dare you? „Dieser Satz von Greta Thunberg wird Geschichte schreiben“, titelt der Stern am 24. September 2019 enthusiastisch. Greta habe ihren Satz den Mächtigen entgegengeschleudert – auf dem UN-Klimagipfel. Klimakonferenzen seien nur da, um „Greenwashing“ zu betreiben, sagt Thunberg drei Jahre später selbst. Deswegen fährt sie nicht nach Ägypten, um sich dort an der „Grünwaschung“ zu beteiligen.
Noch ist Greta Thunberg eine PR-Maschine: Nimmt sie nicht an der Klimakonferenz teil, ist das den Medien weltweit eine Nachricht wert. Sie gibt ihren Namen für ein „Klima-Buch“, das Experten geschrieben haben. Es ist die Art von Beiträgen, die sonst die Bundeszentrale für politische Bildung druckt, kostenlos verteilt und die dann irgendwo ungelesen über Jahrzehnte abgebaut werden müssen. Mit dem Namen Thunberg auf dem Titel wird es ein Bestseller. Die Aktivistin darf es unter anderem bei Sandra Maischberger vorstellen.
Doch das Kindchen-Schema ist Vergangenheit. Das ewig Abstrakte „Wir müssen etwas tun“ ist abgenutzt. Wird Thunberg konkret und fordert etwa eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke, springt ihr keiner mehr bei, man dürfe ein Kind doch nicht so angreifen. Schon gar nicht, wenn die Angreifer Grüne sind. Thunberg muss erwachsen werden. Als ein ehemaliger Kampfsportler sie verbal im Netz angreift, verteidigt sich die 19-Jährige mit einer Argumentationslinie, die auf das mutmaßlich kleine Genital des Angreifers anspielt. So ähnlich haben das Selena Gomez und Miley Cyrus damals auch gemacht und heute kennt man die beiden für – okay, Greta Thunberg braucht eine andere Strategie.