Tichys Einblick
Linke Menschenverachtung

Gewaltfantasien eines Juso-Funktionärs sind keine Ausnahme

Ein Juso-Funktionär twitterte Gewaltfantasien gegen Jeff Bezos, Vermieter und Andersdenkende. Es war nicht der erste Fall dieser Art.

IMAGO / Christian Spicker

Man stelle sich vor, ein Funktionär der FDP-Jugendorganisation Junge Liberale oder der CDU-Jugendorganisation Junge Union twittert: „Sollte Robert Habeck eines Tages unerwartet den Folgen einer Sprengstoffverletzung erliegen, käme ich nicht umhin, eine klammheimliche Freude zu verspüren.“ Oder er würde twittern: „Asylbewerber persönlich zu ershooten“.

Reaktion: Die meisten Medien berichten gar nicht. Aus der Führungsspitze der Jungen Liberalen, der FDP, der Jungen Union und der CDU reagiert niemand. Der Chefredakteur einer großen Tageszeitung twittert: „Mein Kommentar dazu war schon fertig. Den habe ich rausgenommen, nachdem sich der Verfasser der Tweets entschuldigt. Jugend darf irren.“

Glücklicherweise kann man sich all das nicht vorstellen. Bei Aufrufen zu Gewalt, wenn sie ein rechtes Vorzeichen haben, funktionieren zum Glück die demokratischen Reflexe. Anders ist es, wenn die Verfasser von Gewaltfantasien politisch links stehen.

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Ein Juso-Funktionär, Jura-Student (!) an der Berliner Humboldt-Universität und Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Jugendorganisation im Berliner Bezirk Pankow twitterte: „Sollte Jeff Bezos eines Tages unerwartet den Folgen einer Sprengstoffverletzung erliegen, käme ich nicht umhin, eine klammheimliche Freude zu verspüren.“ Laut seinem Profil auf der Pankower Juso-Webseite „interessieren ihn u.a. die Themen sozialistische und feministische Theorie, Antifaschismus und Freiheitsrechte“. Auf Twitter bezeichnet er sich als „Mensch und Kommunist“, auf seinem Profilbild steht: „Deutschland muss sterben“ – ein Song der Hamburger Punkrock-Band Slime. Es blieb nicht bei den Gewaltfantasien gegen Jeff Bezos, sondern in kryptischen Tweets ging es auch darum ein „Vermieterschwein persönlich zu ershooten“ oder „Jungliberale ershooten wann?“

Einige Medien wie BILD, WELT, BZ oder Tagesspiegel berichteten, die meisten jedoch nicht. Im Fernsehen habe ich nichts dazu gesehen. Und WELT-Chef Ulf Poschardt, dessen Artikel ich sehr schätze, zeigte sich nachsichtig und twitterte, er sehe keinen Anlass, den Fall in der WELT zu kommentieren, nachdem sich der Juso-Funktionär entschuldigt habe: „Jugend darf irren“. Blamiert, so fügte er hinzu, hätten sich die SPD und insbesondere die Jusos im Umgang damit. Der Hass-Twitterer musste zurücktreten, kann aber wohl Mitglied der Jusos bleiben.

Jusos mit dem Baseballschläger gegen „Nationalisten“

Die Twitter-Gewaltfantasien des Juso-Funktionärs sind indes keine Ausnahme. Die Berliner Jusos erregten schon 2019 Aufmerksamkeit mit einem Bild: Eine junge Frau im Europa-Pullover hält einen Baseball-Schläger in beiden Händen. Darunter steht: „Nationalismus eiskalt abservieren“. Der SPD-Landesvorsitzende und Regierende Bürgermeister Michael Müller hatte das Plakat abgelehnt, es könne „als Aufruf zur Gewalt missverstanden werden“. Die SPD-Jugend zeigte es trotzdem weiter auf Facebook. „Das Bild steht gegen die Ideologie des Nationalismus“, sagt die Berliner Juso-Vorsitzende Annika Klose. Die Berliner BZ kommentierte zu Recht: „Das Plakat kann in der Tat als Aufruf zur Gewalt verstanden werden, was sollte sonst seine Aussage sein? Die Dame im Europapulli befindet sich ja nicht auf dem Spielfeld, sondern im Wahlkampf. Sie hält den Schläger, um die ‚Ideologie des Nationalismus’ zu bekämpfen, also alle, die sie dieser Ideologie zuordnet.“

Gewaltfantasien gegen Vermieter

Auch Gewaltfantasien gegen Vermieter, eine der Gruppen, gegen die sich der Hass des (Ex-)-Juso-Funktionärs besonders richtet, sind nichts, worüber man sich aufregt. Der „Miethai“ war eines der beliebtesten Motive bei den Demonstrationen gegen „Mietenwahnsinn“ und für Enteignung. Was mit dem Miethai geschehen soll, war auf vielen Plakaten zu lesen: „Miethaie zu Fischstäbchen“. Die Linkspartei plakatierte dies ebenfalls deutschlandweit: „Wir beißen jetzt zurück“ heißt es auf Plakaten der Linken. Daneben abgebildet: Messer und Gabel. Und dann in großer Schrift: „Miethaie zu Fischstäbchen“. Um Fischstäbchen aus einem Miethai zu machen, muss dieser zuerst getötet werden. Viele Menschen, die sich sonst für das Tierwohl einsetzen, vegan leben und zu Recht sensibel sind, wenn gegen Minderheiten gehetzt wird, haben kein Problem mit solchen Sprüchen. Manche finden das lustig, aber nur, weil es um Vermieter geht. Da ist es nicht sehr weit zu Sprüchen wie „Kill your landlord“, die auf Demonstrationen gegen Gentrifizierung zu sehen sind: Töte deinen Vermieter.

Die linke Liebe zur Guillotine

Vergangenes Jahr versammelten sich linke „Aktivisten“ im Berliner Villenviertel Grunewald. Sie forderten die Bewohner auf, aus ihren Villen zu kommen und sich zu stellen. Man wisse aus der Geschichte, was mit Menschen wie Marie-Antoinette passiert sei. Man wolle ja nicht, dass sich Geschichte wiederhole. „Um also nicht wieder den Moment zu verpassen und zu erleben, wie die Geschichte am Zaun rüttelt, müssen wir jetzt beginnen, das Eigentum umzuverteilen!“ Die französische Königin starb durch die Guillotine – und dieses Mordwerkzeug hat es offenbar manchen Linken angetan.

Entgleisung und Schweigen
Juso-Vorstandsmitglied in Berlin phantasiert über Erschießen von Jungen Liberalen und Vermietern
Kurz davor hatten linke Demonstranten vor dem Haus des Amazon-Gründers Jeff Bezos in Washington D.C. eine große Guillotine aufgebaut. Wer „Guillotine“ und „Eat the rich“ googelt, findet heute zahlreiche Angebote im Internet, beispielsweise ein Kinder-T-Shirt mit einer Guillotine und der Aufschrift „Eat the rich“. Auch Guillotine-Ohrringe kann man kaufen. Ein Felix S. postete auf Twitter ein Foto, das ihn mit goldenem Guillotine-Ohrring zeigt. Er beschreibt seine Tätigkeit als „Politische Kommunikation print & online für DIE LINKE“, betont jedoch, dass er hier nur für sich spreche.

Guillotine-T-Shirts, Ohrringe und die Drohung an Villenbesitzer, sie würden das Schicksal derjenigen erleiden, die durch die Guillotine starben – soll das lustig sein? Warum regt sich kaum jemand darüber auf? Gedankenexperiment: Man stelle sich vor, Nazis demonstrierten vor Flüchtlingsheimen, forderten die Flüchtlinge auf, rauszukommen und erinnern an Mordanschläge auf Geflüchtete. Zum Glück kann man mit Sicherheit sagen, dass es einen Sturm der Empörung geben würde. Empört reagierte die Öffentlichkeit auch, als seinerzeit auf einer Pegida-Demo ein Galgen für Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihren früheren Vize Sigmar Gabriel gezeigt wurde. Auch in diesem Fall wurden Miniaturausgaben des Galgens im Internet zum Verkauf angeboten.  Vor Gericht zog sich der Galgenbauer auf die Behauptung zurück, der Galgen sei Satire. Darauf schrieb „Die Zeit“ zu Recht: „An des Galgenbauers Tätigkeit ist allerdings, soweit ich sehe, das einzig Satirische dessen Behauptung, er betreibe Satire… Ein Galgen ist ein Galgen. Er dient nicht zum Wäschetrocknen, sondern zum Töten von Menschen mittels eines Stricks.“ Der rechte Galgen ist verwerflich, die linke Guillotine ist lustig?

Linker Humor ist mörderisch

Das Muster ist immer das Gleiche: Wenn Menschenverachtung von links kommt, wird es zur „Satire“ erklärt und als eine humorvolle Annäherung an ein Thema gerechtfertigt. Wir erinnern uns an einen Artikel in der taz, in dem es hieß,
„streng genommen möchte man sie (Polizisten) nicht einmal in die Nähe von Tieren lassen“ und sie gehörten auf die Mülldeponie. Der Artikel wäre vermutlich, so wie viele andere menschenverachtende Artikel gegen „alte weiße Männer“, Reiche oder Vermieter nicht weiter beachtet worden, wenn nicht zwei Polizeigewerkschaften Anzeige wegen Volksverhetzung gestellt hätten. Doch die Autorin konnte sich der Solidarität des Journalistenverbandes sicher sein, der nicht den Artikel rügte, sondern die Tatsache, dass die Betroffenen sich zur Wehr setzten. Und das Berliner Kaufhaus KdW belohnte sie mit einem gut dotierten Werbeauftrag.

Verlust des Vertrauens:
Manipulation der Wissenschaft durch das Bundesinnenministerium (BMI)
Das Magazin „Stern“ zeigte eine Karikatur, die nahe legen konnte, Vorstände von Immobilienkonzernen seien lebensunwertes Leben. Unter der Überschrift „Humor“ zeigte die Zeichnung zwei Damen in einem Café. Die eine sagt stolz zur anderen: „Mein Sohn ist im Vorstand eines Berliner Wohnkonzerns.“ Erwidert die andere: „Schade, dass es damals noch keine Fruchtwasseruntersuchungen gab.“ Der Immobilienverband Deutschland beschwerte sich daraufhin beim Deutsche Presserat, der jedoch keinen Anlass für eine Rüge sah. Gedankenexperiment: Hätte der Presserat auch keinen Anlass für eine Rüge gesehen, wenn der Witz nicht auf Kosten von Immobilienleuten gegangen wäre, sondern beispielsweise auf Kosten von Schwarzen oder Flüchtlingen?

Wir erinnern uns noch an die Strategietagung der Linken als eine Teilnehmerin davon sprach, die Reichen zu erschießen und Parteichef Bernd Riexinger korrigierend eingriff, indem er erklärte, man werde die Reichen nicht erschießen, sondern für „nützliche Arbeit“ einsetzen.

Die Gesellschaft ist inzwischen sehr sensibel geworden, wenn Minderheiten herabgewürdigt werden. Manchmal ist sie sogar übersensibel, so wenn im im heute-Journal ernsthaft die Ausdrücke „schwarz fahren“ oder „Schwarzarbeit“ als Ausdruck von „Alltagsrassismus“ kritisiert wurden, weil schwarz hier mit einer negativen Konnotation verwendet werde.

Oft wird von Links kritisiert, dass die „Grenzen des Sagbaren“ verschoben worden seien, und manchmal ist diese Kritik berechtigt. Aber der Befund trifft mindestens ebenso sehr zu für menschenverachtende Äußerungen über Vermieter, Reiche, Polizisten oder einfach über „alte weiße Männer“ – da ist jedwede Empfindsamkeit und Sensibilität plötzlich verloren. Da ist alles erlaubt und der linke Humor wird mörderisch.

Das Problem sind indes nicht linke Gewaltaufrufe und –fantasien. Das Problem ist die Gleichgültigkeit der Bürgerlichen und die Tatsache, dass immer wieder mit zweierlei Maß gemessen hat, je nachdem, ob das Vorzeichen links oder rechts ist.


Soeben erschienen ist die Neuauflage von Rainer Zitelmanns Buch: „Wohin treibt unsere Republik? Wie Deutschland links und grün wurde.“

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