Tichys Einblick
Schon wieder eine „Gender“-Studie

Immerhin interessant: Die jungen Leute sind gespalten und haben Identitätsprobleme

Offenbar hat der ideologisch motivierte und wissenschaftlich verbrämte Gender-Unfug bereits im Selbstbild breite Spuren der Verwirrung unter der nachfolgenden Generation hinterlassen. Für Rocksänger Heinz-Rudolf Kunze ist Gender-Sprache „Sprachschändung“.

imago images / Christian Ohde

Eine neue „Studie“ kommt zu einem abstrusen Ergebnis: Nur 73 Prozent der rund 2.000 zur „Gender“-Sprache befragten jungen Leute ordnen sich ganz klar dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zu. Das heißt: 27 Prozent identifizieren sich irgendwo dazwischen. Wie bitte? Laut Medizin können es allenfalls ein bis zwei Prozent sein. Aber dass man selbst im nüchternen Zustand nicht mehr weiß, ob man Männlein oder Weiblein ist, lässt doch aufhorchen. Laut Volksmund kommen solche Identitätsprobleme sonst nur vor, wenn man erheblich über den Durst getrunken hat.

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Das heißt: Offenbar hat der ganze ideologisch motivierte und „wissenschaftlich“ verbrämte „Gender“-Unfug bereits im Selbstbild breite Spuren der Verwirrung unter der nachfolgenden Generation hinterlassen. Kein Wunder, dass – so ein anderes Ergebnis der „Studie“ – die jungen Leute auch bezüglich „Gender“-Sprache gespalten sind. Immerhin sind viele junge Leute doch bereits in den Hochschulen, vor allem in den sogenannten kultur-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachbereichen, sowie in immer mehr Schulen der sprachdiktatorischen Gender-Indoktrination ausgesetzt.

Nun aber zur aktuellen „Studie“ selbst: Muss man sie ernstnehmen, zumal selbst der Spiegel und zahlreiche Tageszeitungen sie verbreiten und dabei nichts anderes tun, als PR-Arbeit für das für die „Studie“ verantwortliche „Rheingold-Institut“ zu betreiben. Jedenfalls zeigt auch diese „Studie“, dass die Inflationsrate an „Studien“ schneller als die Inflationsrate bei den Energie- und Lebensmittelpreisen wächst. Der deutsche Michel soll offenbar tagtäglich und „wissenschaftlich“ vorgeführt bekommen, was er denkt, meint, glaubt – oder denken, meinen, glauben soll, um zum Mainstream zu gehören.

„Rheingold“-Institut macht auf „Gender“

Verantwortlich für die aktuelle „Studie“ zeichnet nun also ein „Rheingold-Institut“! Der halbwegs Gebildete denkt bei „Rheingold“ eher an den laut Nibelungenlied im Rhein versenkten Nibelungenschatz. Und dem noch etwas Gebildeteren kommt Richard Wagners 16-stündiger „Ring der Nibelungen“ in den Sinn, der aus den vier Opern „Die Walküre“, „Siegfried“, „Götterdämmerung“ und eben “Rheingold“ besteht. Aber das gilt heutzutage als überflüssiges Wissen von vorgestern.

„Rheingold“-Institut – das ist eine in Köln ansässige Agentur, die sich auf Wirkungsforschung in den Bereichen Körperpflege, Kosmetik, Reinigung, Wohnen und Touristik spezialisiert hat. Und jetzt gesellschaftspolitisch expandiert. Nun also hat „Rheingold“ eine angeblich tiefenpsychologisch angelegte Gender-„Studie“ veröffentlicht, derzufolge die junge Generation das sprachliche Gendern wünsche, allerdings „einen flexiblen Gebrauch im richtigen Kontext“. Überhaupt, so die Studie, an der 2000 junge Menschen zwischen 16 und 35 teilgenommen haben sollen, würden 44 Prozent aller Befragten die Diskussion über die Gendersprache als wichtig und gerechtfertigt erachten.

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Und dann wird die „Studie“ hochpolitisch, ja gar zum „Gender“-Botschafter: Denn das Gendern werde zum Stellvertreterkrieg für gesellschaftliche „Gaps“. Das heißt laut „Studie“: zur Chiffre für allgemeine gesellschaftliche Missstände. Als da angeblich sind: fehlende Integration des Weiblichen, mangelnde Diversität, Gender Pay Gap, mangelhafte Integration von Flüchtlingen und das Problem des Rassismus. (Geht bitte nicht noch ein wenig mehr beim Griff in die Problemkiste? Fehlt hier nicht der Weltfrieden?) Jedenfalls, so die Presseerklärung des Rheingold“-Instituts, wachse in der „zunehmend zerrissenen Gesellschaft … die Sehnsucht nach einem besseren Miteinander, nach Inklusion und Toleranz“. Deshalb gehe es darum, „selbst nicht zu kategorisch und rigide“ aufzutreten.

Zu den Varianten der Gender-Sprache weiß das Institut: Bei den konkreten Genderformen seien all jene zu empfehlen, die gesellschaftliche Lücken nicht zu deutlich sprachlich aufzeigen, sondern sich eher fluide in das sprachliche Gefüge eingliedern. Gendern solle als freundliche Erinnerung verstanden werden, dass wir gesellschaftlich immer wieder erneut für mehr Inklusion und ein gutes Miteinander eintreten wollen. Hier seien die ‚und‘-Formen, der Schrägstrich (als gelernter Teil der deutschen Sprache) und der Genderstern als ein Symbol für die Fußnote (alle, die nicht im Text genannt werden können, sind inkludiert) zu empfehlen. Der Unterstrich indes versinnbildliche visuell den Gap. Er solle möglichst vermieden werden, da er nur Wunden aufreiße, die aktuell gesellschaftlich noch nicht geschlossen werden könnten.

Ferner: „Gendern im Employer Branding“ sei ein Muss, so „Rheingold“ ohne jeden empirischen Beleg. Hierzu weiß die Leiterin der Studie, Judith Barbolini, zu vermelden: „In einem offiziellen Raum, etwa im Job-Kontext, gehört Gendern mittlerweile fast zum guten Ton.“ Fehlendes Gendern lasse Arbeitgeber eher altmodisch und für jüngere Zielgruppen weniger attraktiv erscheinen, heißt es in der Zusammenfassung der „Studie“. Und so weiter, und so weiter … Offen indes bleiben zwei Fragen: Wer gibt eine solche Studie in Auftrag, und wer bezahlt sie?

Rocksänger Kunze: Gendersprache als „Sprachschändung“

Bei so viel „Studie“ ist es tröstlich, dass es immer wieder wortgewaltige Leute gibt, die den „Gender“-Unsinn zerpflücken. Deshalb seien den TE-Lesern die 97 Sekunden Mitschnitt aus einem Interview des MDR-Thüringen-Radios mit Heinz-Rudolf Kunze empfohlen:

Heinz-Rudolf Kunze, Rocksänger, Schriftsteller, Liedermacher und Musicaltexter/-übersetzer, nennt die „Gender“-Sprache eine Sprachschändung, eine unerträgliche Zerstörung der Sprachharmonie, einen pseudofeministischen Irrsinn … Die Genderei sei eine Idiotendiskussion, sei ein Blödsinn, sie laufe auf eine totalitäre Gesinnungsschnüffelei hinaus!

So ist es!

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