Tichys Einblick
Kommentar

Die Gefahr „islamisch motivierter Antisemitismus“ endlich beim Namen nennen

Deutschland hat ein Problem mit islamisch motiviertem Antisemitismus. Es ist längst nicht mehr allein eine Frage der Geisteshaltung – sondern existenziell. Wer bisher der These widersprochen hat, es gäbe Räume in Deutschland, in denen sich ein Jude nicht als Jude zu erkennen geben darf, wurde am Wochenende eines Besseren belehrt.

Aufmarsch in Berlin am 23. April 2022

IMAGO / NurPhoto

In Berlin wurden am Wochenende Menschen attackiert. Weil sie über eine Demonstration berichten wollten. Aber auch und vor allem, weil sie Juden waren oder die Demonstranten in ihrer Verblendung Juden in ihnen gesehen haben. Oder haben sehen wollen.

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Zu dem deutschen Problem mit islamisch motiviertem Antisemitismus gehört, dass „wir“ es nicht beim Namen nennen wollen. Ein Geständnis: Ursprünglich sollte dieser Text mit einem Einstieg beginnen, der an JK Rowlings „Der, dessen Namen nicht gesagt werden darf“ aus den Harry-Potter-Romanen erinnern sollte. Der Autor hat diesen Einstieg selbst gestrichen – denn es ist wohlfeiles bürgerliches Geschwätz. Dem Ernst der Lage schon längst nicht mehr angemessen. Dass sich Juden als solche nicht zu erkennen geben dürfen, weil sie sonst ihre Gesundheit oder gar ihr Leben gefährden würden, ist eine unhaltbare Schande.

Es wäre eine unhaltbare Schande für jedes Land. Aber – auch wenn es viele nicht mehr hören können: Das deutsche Verhältnis zu Juden, deutschen wie ausländischen Juden, wird immer ein anderes Verhältnis sein als das jeden anderen Staates. Sechs Millionen Menschen sind durch die Organisation eines Staates ermordet worden, dessen Rechtsnachfolger wir sind. Sechs Millionen. Kinder, Alte, Frauen, körperlich Schwache, Starke, geistig Schwache, Brillenträger und Familienväter. Dieser irrsinnige Mord ist nicht irgendwann vergessen. Dieser irrsinnige Mord hat die Dinge für alle Zeit verändert.

Es mag abgestanden klingen: Die Deutschen sind mehr als alle andere verpflichtet, sich gegen Antisemitismus zu stellen. Besonders dann, wenn dieser körperlich übergriffig wird. Aber es ist nicht abgestanden – sondern aktuell. Weil wir in dieser Aufgabe brutalst möglich versagen. Weil unsere Eliten sich selbst in einen Interessenkonflikt gestellt haben, den sie für sich selbst zu ungunsten eines entschlossenen Kampfes gegen Antisemitismus entschieden haben.

Die unkontrollierte Zuwanderung, die 2015 einsetzte, hat das Land moralisch korrumpiert. Zur Erinnerung: Zu dieser Einwanderung kam es, weil eine liebebedürftige Kanzlerin unschöne Fernsehbilder vermeiden wollte. Medien und Intellektuelle haben sie dafür zu einer Heiligen erklärt. Und jeden zu einem vogelfreien Ketzer gemacht, der diesen Glauben an die Heilige Angela von der nicht schützbaren Grenze erschüttert.

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Die Einwanderung, die 2015 einsetzte, hat mehrheitlich Menschen muslimischen Glaubens nach Deutschland gebracht. Das hat dazu geführt, dass jede Kritik am Islam zur Kritik am Staatsglauben von der Heiligen Angela von der nicht schützbaren Grenze wird – und somit zur Ketzerei, die den Ketzer vogelfrei macht. Seitdem sind deutsche Eliten vor allem damit beschäftigt umzudeuten: Aus Ehen mit kleinen, unmündigen Kindern wird Familiennachzug. Aus Morden aus gekränkter Eitelkeit werden Ehrenmorde. Aus dem gesellschaftlich normativen Zwang, dass Frauen ein Kopftuch tragen müssen, wird das Freiheitssymbol Kopftuch.

Und aus Übergriffen gegen Juden und Journalisten, die darüber berichten wollen? Daraus wird: eine „Journalisten-Gewerkschaft“ namens DJV, die sich laut Selbstauskunft immer dafür einsetzt, „dass Journalist*innen geschützt werden. Bei allen Demos, selbstverständlich und gerade auch bei solchen“. Was denn mit „solchen“ gemeint ist? Die Nachfrage bleibt unbeantwortet. Eher würde ein deutscher Journalist einen wirksamen Streik hinbekommen, als dass er das I-Wort in dem Zusammenhang mit Ausschreitungen in den Mund nimmt. Ohnehin ist es nicht mehr das Ding deutscher Journalisten, etwas beim Namen zu nennen. Dafür spricht die Inflation an N-Wörtern, M-Wörtern oder Z-Wörtern.

Doch der Fisch stinkt vom Kopf: „An antisemitische Beschimpfungen dürfen wir uns niemals gewöhnen – egal von wo und von wem sie kommen“, schreibt Nancy Faeser (SPD) auf Twitter. Zur Erinnerung: unsere Innenministerin. Wo bleiben denn ihre millionen- oder gar milliardenschwere Programme gegen islamisch motivierten Antisemitismus? Wo bleibt denn der „Kampf gegen islamischen Antisemitismus“? Oder wenigstens der „Kampf gegen Dinge, an die wir uns niemals gewöhnen dürfen, egal von wo und von wem sie kommen“?

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Das Land der Shoa. Das Land des staatlich organisierten Mordes an sechs Millionen Menschen duckt sich weg, wenn es um die Gefährdung seiner jüdischen Mit- und Staatsbürger geht. Um die Politik von Angela Merkel nicht in Frage zu stellen. Das war schon eine unerträgliche Schande, als sie noch Regierungschefin war. Das wirkt grotesk in einem Land, das in Themenbereichen wie Energie-, Außen-, Wirtschafts- oder Verteidigungspolitik nur vier Monate gebraucht hat, um festzustellen, wie sehr es sich in 16 Jahren Merkel selbst über seine Erfolge belogen hat.

Die „Menschen, die schon länger hier leben“ – eine Wortschöpfung von Merkels Predigern -, diese Menschen altern. Die Menschen, die nachziehen, sind im Schnitt wesentlich jünger. Revolutionäres Potenzial geht immer von jungen Menschen aus. Geisteskranke Chatter in ihren 50er Jahren sind ein Ärgernis und vielleicht eine individuelle Gefahr, gegen die der Staat zurecht vorgeht. Aber sie sind keine Gefahr für einen Staat.

Junge, unzufriedene Menschen sind es. In Massen. Vor allem wenn der Wohlstand schwindet und die Zeiten unsicherer werden. Und wenn gewaltbereite Jugendliche auf intellektuelle Führung treffen. Etwa in Moscheen. Was in diesen Gotteshäusern in Deutschland so gepredigt wird, hat der NDR-Journalist Constantin Schreiber recherchiert. Er hat Dinge beim Namen benannt. Falls dieser Name Nancy Faeser einfach nur unbekannt ist, könnte sie mit seinem Buch „Inside Islam“ anfangen.

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