Noch haben wir Strom. Aber wir können für diesen Winter schon mal üben, wenn uns der Saft eh ausgeht. Um zu erfahren, wie sich Energie sparen lässt, braucht der deutsche Michel derzeit nicht lange zu suchen. Postwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat es sich zum Regierungsziel gesetzt, bis ins intimste Privatleben seiner Untertanten reinzureden. Auch ARD und ZDF überschlagen sich förmlich mit Vorschlägen, wie ihre Gebührenzahler künftig mit weniger Strom auskommen. Etwa auf
Platz 10.) Alte Kleider tragen. Quarks ist die Wissenschaftssendung des WDR. Die Redaktion stellt Forschungsergebnisse vor wie: Menschen fahren gerne Auto, weil es bequem ist. Vermutlich das Ergebnis eines Symposiums, das im Lauterbacher Keller bei salzfreiem Rotwein getagt hat. Den gleichen Quellen dürfte auch der Rat entspringen, auf „Fast Fashion“ zu verzichten, weil diese dem Klima schade. In Verständlich heißt das, der Genosse Zuschauer solle alte Kleider tragen, bis sie zerfallen. Die Redaktion geht mit gutem Beispiel voran: Moderator Ralph Caspers wird mit 50 Lebensjahren immer noch als Berufsjugendlicher aufgetragen.
Platz 9.) Mit kaltem Wasser putzen. Robert Habeck (Grüne) ist Minister für Klimaschutz, Haareschönhaben und Energiespartipps. Als solcher ist er der Führer der Bewegung: „Wir müssen alle sparen, fangt ihr schon mal an!“ Sein Haus hat eine Liste mit Energiespartipps entwickelt. Einer davon: nur noch mit kaltem Wasser putzen. Das Aufräumen würden sich die Grünen eh gerne ganz ersparen, wie sie beim Kampf gegen den Rücktritt ihrer Ministerin Anne Spiegel gezeigt haben. Und in grünen WGs wäre Putzen mit kaltem Wasser schon ein Fortschritt. Im Übrigen ist Habeck auch Minister für Wirtschaft, aber die hat sich bald erledigt.
Platz 8.) Unter der Dusche singen. Zugegeben. Manchmal fällt es schwer zu unterscheiden, was ernst gemeint und was ein guter Scherz war. Vor allem, wenn es um Energiespartipps geht. Außerdem war es sehr früh im Frühstücksfernsehen der ARD und ja: Es könnte auch ein Scherz gewesen sein, als es hieß, wir sollten künftig unter der Dusche singen. Das ließe kältere Temperaturen leichter ertragen und gebe ein Gefühl dafür, wie viel Zeit man in der Dusche verbringe. Andererseits sind gerade die Vorschläge zum Energiesparen beim Duschen so abwegig, dass aus dem guten Witz von heute der schlechte Scherz von morgen wird.
Platz 7.) Eisfach abtauen. Dem Bild von der verzweifelten, mit ihrem Kind auf einer Scholle sitzenden Eisbärenmutter verdanken die Grünen mindestens so viele Wähler, wie sie durch Jürgen Trittin verloren haben. Es ist also eine bedeutende Ikone, an die sich Habeck wagt, wenn auf seiner Sparliste das Eisfach auftaucht. Das muss man ab und an abtauen. Gut, das weiß jede schwäbische Hausfrau, und auch manch versoffener Junggeselle – aber Habecks Post-Wirtschaftsministerium hat es nun zur Staatsräson erhoben. ARD-Journalistinnen bewundern ihn dafür – die würden ihn aber auch bewundern, wenn er kalte Ravioli aus der Dose isst.
Platz 6.) Alter Duschkopf. Die Vertreter der katholischen Kirche verzichten auf Sex. Offiziell. Trotzdem bewegt sie kein anderes Thema so sehr, wie die Sexualität ihrer Schäfchen. Obwohl oder vielleicht weil sie darauf verzichten, sind sie von dem Thema besessen. So geht es den Grünen mit dem Duschen. Erstaunlich viele ihrer Spartipps handeln davon. Etwa die Mutter aller Vorschläge, die selbstredend von Verzichtsminister Habeck kommt: den Duschkopf austauschen. Das ist gerade für viele grün nahe Referendarinnen ein intimes Thema. Ist doch für sie oft der Duschkopf die erste Bezugsperson, bevor der Bindestrich fürs Leben auftaucht.
Platz 5.) Lindners Hochzeit. Die FDP ist für das ZDF goldwert in der Ampel. So kann das Zweite sein Weltbild propagieren und gleichzeitig Regierungskritik üben. Etwa Andrea Maurer, die fürs ZDF vom Berliner Hof berichtet, sich aber gegen die Märchenhochzeit von Finanzminister Christian Lindner (FDP) ausspricht. In Zeiten der Inflation sei so viel Prunk nicht angemessen. Vielleicht ist es aber auch nur die falsche Hochzeit. Wenn aus dem Lindnerfrosch der Habeckprinz würde, wer weiß, wie Andrea Maurer es dann sehen würde. Denn ganz wie die SPD kann das ZDF das soziale Gewissen leicht wieder ablegen, wenn es nicht mehr passt.
Platz 4.) Freies Fahren. Das Tempolimit ist ein heikler vierter Platz. Denn eigentlich würde es eine eigene Zehnerliste ergeben, aufzuzählen, wofür das Tempolimit vermeintlich schon gut gewesen ist: Putin besiegen, Amokläufe verhindern, einfach so, CO2-Ausstoß senken, Verkehrsfluss verbessern, weil’s die Grünen halt wollen, Lärm reduzieren, das Lastenfahrrad fördern, Gas sparen, Zahl der Verkehrstoten senken, die Bahn weniger schlecht aussehen lassen, den Schildermarkt pushen und die hübscheste Forderung hat der Standard geliefert: Man könne die Straße leichter überqueren, was das Nachbarschaftsgefühl verbessere. Ok. Die Zehnerliste steht.
Platz 3.) Winter in Deutschland. Dies ist ein Satireformat. Es lebt grundsätzlich davon, Vorgänge und Vorschläge zu überzeichnen. Der hier ist tatsächlich exakt so gemacht worden: Der Staat solle Rentnern Reisen in die Türkei, Tunesien oder nach Mallorca mit 500 Euro subventionieren. Vorausgesetzt die Senioren erklärten sich bereit, den Winter dort zu verbringen. Das hat Marija Linnhoff vorgeschlagen. Sie ist die Vorsitzende des Reisebüro-Verbands VUSR. So ließe sich in Deutschland Gas sparen und außerdem würde ihre Branche gestärkt. Okay. Luft holen. Nachdenken über die Frage, wie sich dieser Vorschlag überzeichnen lässt. Vielleicht mit einem Rentnerkreuzzug, der uns die gelobte Insel zurückholt? Nein. Krieg, Religion, Ausland … zu viele Stricke, die einem Wokies daraus drehen können. Außerdem steigert es nicht die Absurdität des Original-Vorschlags. Keine Satire vermag das.
Platz 2.) Datenschutz und sozialer Frieden. Soziale Krieger sind lustige Menschen. Sie vereinen in sich mehr Widersprüche als ein Tatort-Drehbuch. So bemühen sie sich um kaum etwas so, wie darum, international zu wirken – und sind dabei deutscher als die Kartoffel, die bekanntlich aus den Anden stammt. Ein schönes Beispiel dafür ist Eckart von Hirschhausen. Der ARD-Allrounder auf der Empfängerliste der Gates-Stiftung hat eine Art Nachbarschaftswache vorgeschlagen. Man solle erfahren, wie viel der Nachbar an Strom verbrauche. Falle dessen Rechnung niedriger aus, motiviere einen das selbst zum Sparen. Und im umgekehrten Fall, wenn ein Aktivist erfährt, dass der Nachbar eine Umweltsau ist? Wenn er ihn anpöbelt, belästigt, anschwärzt bei den anderen? Wenn der soziale Frieden neben dem Datenschutz beerdigt wird? Über diese Konsequenz hat Hirschhausen nicht nachgedacht. Das tun „die Guten“ nie bei ihren guten Forderungen.
Platz 1.) Wasserhalten unter der Dusche. Die kleine Rundreise endet unter der Dusche. Dem liebsten Ort grüner Energiesparer. Doch wir müssen eine Triggerwarnung vorausschicken: Der folgende Vorschlag könnte einige Leser verstören. Und auch Leserinnen. „Wer einmal am Tag beim Duschen pinkelt, kann rund 2.200 Liter Wasser im Jahr sparen“, verkündet es Funk. Für alle, die das nicht kennen: Funk ist eine Internetplattform von ARD und ZDF, sie richtet sich an junge Menschen, was fürs Öffentlich-Rechtliche alles unter 30 Jahren ist. Außerdem hat sich Funk auf Beiträge zu Sex, Pipi und Kacka spezialisiert. Manchmal bringen sie auch alles zusammen. Jedenfalls wollen sie Wasser lassen, um Wasser zu sparen. Beides unter der Dusche. Angesichts derart sozialisierter Zuschauer lässt es sich dann auch verschmerzen, dass friedliebende Bürger eh nicht mehr ins Freibad können. Offen lässt Funk: Was aus dem Pinkeln unter der Dusche wird, wenn wir, wie Habeck das wünscht, nicht mehr oft duschen? Vielleicht folgt dann ein Beitrag über das Recyclen von Urin zu medizinischen oder sexuellen Zwecken. Kann aber auch sein, dass ein Recherchefehler vorliegt und dieser Beitrag längst existiert. Auf einem der zweieinhalb Billiarden Accounts von Funk in den sozialen Netzwerken.