Sommer, Sonne, Sonnenschein. Die ewige Frage des Rudi Carrell, wann es denn endlich mal wieder richtig Sommer werde, ist dieser Tage mehr als beantwortet. Die Menschen zieht es raus – aus den Wohnungen, aus den Häusern, aus den Städten. Wer aus der Stadt nicht heraus kann, fährt zum See oder ins Freibad. Meine Freunde und ich entschieden uns vergangenes Wochenende für den Badesee. Handtücher, Badehosen, ein paar Bier – alles, was man für einen guten Tag am See braucht, ist eingepackt.
Als Kind einer westdeutschen Großstadt bin ich „Multikulti“ eigentlich gewohnt. „Ausländisch gelesene Menschen“, wie es neuerdings auf woke-deutsch heißt, waren seit meiner Jugend Teil meines Umgangs, meiner Schulklasse und meines Freundeskreises. Auch mit der „Party- und Eventszene“ habe ich auf den bescheidenen Feiermeilen meiner Stadt Bekanntschaft gemacht. Und doch: Mir fällt schon auf, dass ich der einzige bin, den die kommende Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman einen „teutonischen Kartoffel-Alman“ oder ähnlich nennen würde. Die einzigen „deutsch gelesenen“ Menschen, denen ich an diesem Tag noch begegne, haben sich zu einem Wohnmobil auf dem Parkplatz zurückgezogen. Naja. Ich verbringe jedenfalls einen schönen Nachmittag am See und fahre Abends nach Hause.
Schon im Sommer vor vier Jahren war das Problem in Stuttgart wohl so schlimm, dass die Stuttgarter Zeitung bei einem einzigen Fall triumphierend herausstellte, dass der Täter „kein Flüchtling“ sei. Die ARD bezeichnete solche Randale in der Vergangenheit derweil als „Jugendstreiche“. Dazu kommen die üblichen linken Journo-Aktivisten, die das Ganze zu einem generellen „Männlichkeitsproblem“ erklären – als würden auch Moritz, Johannes und Torben stets ein Messer mit ins Freibad bringen. Wie gesagt: Die Bilder sprechen für sich.
Da lesen sich die Meldungen, die man ungefähr zeitgleich in der Presse findet, ganz anders: Immer mehr deutsche Freibäder wollen „oben ohne für alle“ erlauben. Einige halten das vielleicht für unsittlich, mir ist es gleichgültig. Dennoch komme ich nicht umher, mich etwas zu amüsieren. In Hamburg, Essen und anderen westdeutschen Großstädten erachten es progressive SPD-Ortsvereine oder feministische Bezirksbürgermeister*innen offenbar für ein wichtiges Projekt, dass Frau auch Brust zeigen darf. In deutschen Freibädern sind Frauen aber mittlerweile froh, wenn sie ihr Bikini-Top anbehalten können – ohne dass „ein Mann“ daran grabbelt, zieht und zerrt. Wenig könnte die Distanz zwischen woker Polit-Blase und der Realität in Deutschland so gut illustrieren.
Viele Frauen gehen nicht mal mehr ins Freibad – und das nicht, weil das Patriarchat sie zum Oberteiltragen zwingt. „Ich bin, seit ich ungefähr 11 war, nicht mehr im Freibad gewesen, weil ich schon damals mehrmals begrapscht wurde“, erzählt mir eine Kollegin aus Berlin beispielsweise.
„Frauen werden von Migranten massiv belästigt. Schwimmmeisterinnen werden beschimpft. Dazu kommen eine hohe Gewaltbereitschaft und der Mangel jeglichen Respekts“, beklagt Peter Harzheim, der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister. In Nordrhein-Westfalen, wo es statistisch die meisten solcher Vorkommnisse gibt, identifiziert die Polizei die Täter als „junge Männer nordafrikanischer, arabischer und türkischer Herkunft“.
Kommen die heißen Tage, kommen auch solche Nachrichten – leider mit der Verlässlichkeit eines Schweizer Uhrwerks. Die Politik scheue nach wie vor „die Debatte um die Täter-Klientel, die wir hier auch ganz offensichtlich sehen“, meint Polizeigewerkschafter Rainer Wendt. Es seien „junge Männer, nicht alle, aber die meisten mit einem Migrationshintergrund, die ganz offensichtlich diesen öffentlichen Raum für sich beanspruchen“.
Zuletzt erfuhr auch Stuttgart diese Botschaft. In der Innenstadt fand eine kleine, islamkritische Demo statt: Daraufhin besetzten große Gruppen muslimischer Jugendlicher Teile der Innenstadt. Polizisten werden umringt, „Allahu Akbar“-Rufe werden laut.
Den Platz erobert – Deutschland ist hier nicht. „Ihre Mentalität ist zu erobern“, sagte ein Kommilitone von mir neulich über diese Gruppen, die er auch kennenlernen durfte. Er selbst ist Marokkaner und fragt mich mittlerweile immer mal wieder, was mit den Deutschen nicht stimme – und warum Staat und Gesellschaft sich so etwas gefallen lassen würden. „Ich mag Deutschland. Aber ich schwöre, mit euch Deutschen stimmt was nicht.“ Wahrscheinlich hat er Recht.