Nicht nur die Spatzen, sondern zahlreiche seriöse Berichte aus den Sicherheitsbehörden und aus den Medien pfeifen es von den Dächern: Europa befindet sich inmitten eines neuen, gewaltigen Zustroms von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten wie zuletzt im Spätsommer 2015 und im Winter 20015/2016. Allein die Zahlen der Flüchtlinge, die via Balkanroute, womöglich mit russischer Hilfe, aktuell an den ungarischen Grenzen aufgegriffen werden, erschrecken. 2022 waren es bislang 182.000 Flüchtlinge. Wahrscheinlich alle mit dem Zielland Deutschland.
Im Übrigen ist die Zahl der in Deutschland Lebenden bzw. sich Aufhaltenden mittlerweile aufgrund von Zuwanderung – zu nicht geringen Teilen wohl ins deutsche Sozial- und Gesundheitswesen – aktuell gegenüber Ende 2021 um 843.000 auf eine Gesamtzahl von über 84 Millionen gestiegen. 1992 waren 700.000 Menschen gekommen, 2015 dann 978.000, im Jahr 2021 „nur“ 82.000.
Die „neu Hinzugekommenen“ (Jargon von Merkel) gehen zum größten Teil keiner sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nach, müssen also von den Sozialkassen alimentiert werden. Dass das deutsche Asylrecht mittlerweile zur Farce geworden ist, wissen wir zudem. Es finden ja nahezu keine Rückführungen mehr statt, wiewohl an die 90 Prozent der Asylanträge nach herkömmlichen Kriterien unberechtigt sind.
Beim sogenannten Chancen-Aufenthaltsrecht – einem zentralen migrationspolitischen Anliegen aus dem Koalitionsvertrag – geht es im Kern darum, Ausländern, die schon seit der Flüchtlingskrise 2015/2016 im Land sind, aber kein Asyl oder ein anderes Bleiberecht erhalten haben, eine Aufenthaltsperspektive zu geben. Rund 250.000 dieser „geduldeten“ Menschen gibt es inzwischen, etwa die Hälfte ist schon länger als fünf Jahre hier. Eigentlich müssten sie ausreisen, können aber wegen diverser Hürden nicht abgeschoben werden.
Juso-Vorsitzende Jessica Rosenthal will Nachbesserungen. Sie stellt die Stichtagsregelung grundsätzlich infrage: „Ein einmaliger Stichtag verwehrt vielen Geduldeten, die Möglichkeit auf das Chancen-Aufenthaltsrecht und ist das Gegenteil einer nachhaltigen Veränderung.“ Überhaupt wollen die Jusos einen „Anfang einer neuen Migrationspolitik“. Wörtlich: „Deshalb muss das Asylbewerberleistungsgesetz ersatzlos gestrichen werden.“ Stattdessen sollten alle Asylbewerber Sozialleistungen nach dem Sozialgesetzbuch erhalten.
Der Vorstand der SPD-Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt hat nach ihrer jüngsten Bundeskonferenz zudem kritisiert, der Gesetzentwurf „atmet leider zu sehr den Geist der früheren Hausleitung unter Unionsführung“. In einem einstimmig beschlossenen Antrag der mit Migranten-Lobbys bestens vernetzten AG heißt es: „Wir erwarten, dass die SPD-Führung im Bundesinnenministerium Strukturen und Personal so umbaut, dass dem gesellschaftlichen Aufbruch, den die Koalition versprochen hat, keine Ketten angelegt werden.“ Denn Staatssekretäre und Abteilungsleiter würden als „Überbleibsel der Seehofer-Zeit“ die Agenda der Ampel ausbremsen. Zum Gesetzentwurf der Ministerin heißt es, man werte ihn als „ersten Ansatz, der durch das Parlament noch deutlich angepasst werden muss“.