„Lasst junge Männer um mich sein“, soll Nero einst gesagt haben. Der Ausspruch, mit dem der insgesamt ja eher schlecht beleumundete römische Kaiser angeblich seine homo- und pädophilen Neigungen offenbarte, ist historisch allerdings nicht verbürgt.
Definitiv authentisch ist dagegen der Pressetext, mit dem Bundesinnenministerin Nancy Faeser im Zuge ihres Versuchs, hessische Ministerpräsidentin zu werden, gerade zu einer Wahlkampf-Dampferfahrt auf dem Main geladen hat:
Es würde die SPD „wirklich freuen“, heißt es da, wenn die Medienhäuser zu der Veranstaltung ausschließlich Frauen schicken.
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Auf der Wahlkampf-Dampferfahrt sollten die sozialdemokratischen Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz), Anke Rehlinger (Saarland) und Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern) mitschippern. Und Journalistinnen – aber bitte keine Journalisten. (Nur am Rande: Wie es sich mit Medienmännern verhält, die sich jetzt als Medienfrauen identifizieren, wäre in dem Zusammenhang eine spannende Frage.)
Hessens Landespressekonferenz (LPK) ist sonst stramm SPD-nah, wie praktisch alle derartigen Branchenorganisationen in Deutschland. Aber was Faeser da macht, geht selbst den Journalisten in Wiesbaden zu weit. „Nicht lustig“ nennt der LPK-Vorsitzende Ewald Hetrodt die Männerdiskriminierung. Und überhaupt: Medienunternehmen nahe zu legen, wen sie zur Berichterstattung schicken, sei ein „Anschlag auf die Freiheit der Presse“.
Artikel 38 unseres Grundgesetzes bestimmt, dass die Abgeordneten zum Deutschen Bundestag – also zum Beispiel Nancy Faeser – ausdrücklich „Vertreter des ganzen Volkes“ sind. Sie vertreten also nicht nur ihre Wähler, nicht nur ihre Anhänger, nicht nur die Angehörigen ihres eigenen Geschlechts. Sie vertreten das ganze deutsche Volk.
Das ist ihre Pflicht. Auch die von Nancy Faeser.
Die ist ansonsten auch kein Bisschen zurückhaltend, wenn es darum geht, Geschlechterdiskriminierung überall da zu brandmarken, wo sie sie zu erkennen meint. Erst kürzlich kritisierte sie „reine Männer-Clubs“ an der Spitze vieler Sportverbände. Diese geschlossenen Machtzirkel seien „völlig aus der Zeit gefallen“ und müssten Zitat: „einmal ordentlich durchgelüftet werden“.
Unter ausgleichender Gerechtigkeit versteht die Bundesinnenministerin offenbar, einen Missstand durch denselben Missstand mit einem anderen Vorzeichen zu ersetzen. Nach dieser Logik ergibt Ungerechtigkeit plus Ungerechtigkeit dann plötzlich Gerechtigkeit – so wie Minus mal Minus Plus ergibt.
Solche Menschen regieren uns.
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Bitte, stellen Sie sich nur ganz kurz vor, Friedrich Merz würde zu einem Wahlkampftermin mit den CDU-Länderchefs Markus Söder (Bayern), Kai Wegner (Berlin) und Boris Rhein (Hessen) einladen und darum bitten, dass nur männliche Journalisten kommen.
Was da wohl los wäre in der linken Reichshälfte?
Aber die Bundesinnenministerin als oberste politische Hüterin unseres Grundgesetzes und all seiner Werte, zu denen die Gleichwertigkeit von Mann und Frau gehört: Die darf das. Die pfeift auf ihre Verfassungspflicht als Abgeordnete, das ganze Volk zu vertreten; die pfeift auf ihre Dienstpflicht als Ministerin, ihr Amt neutral zu führen; die pfeift auf ihren Amtseid; die pfeift auf Anti-Diskriminierung und Geschlechtergerechtigkeit – solange es ihr nur in den Wahlkampfkram passt.
Als Staatsbürger kann man nur hoffen, dass Nancy Faeser weder hessische Ministerpräsidentin wird noch Bundesinnenministerin bleibt. Und zwar ganz sicher nicht, weil sie eine Frau ist.
Sondern weil sie Nancy Faeser ist.