Tichys Einblick
Antisemitismus bei Öffentlich-Rechtlichen

WDR drückt beide Augen zu: Nemi El-Hassan bleibt, Transparenz offenbar unnötig

Die für ihre islamistische Vergangenheit kritisierte WDR-Journalistin Nemi El-Hassan soll nun nicht vor, sondern hinter der Kamera arbeiten. Als ob das einen Unterschied macht. Sie zeigt Reue, aber sorgt nicht für Transparenz über ihre Verbindungen ins islamistische Milieu.

imago Images/Horst Galuschka

Zwei interne Nachrichten aus zwei öffentlich-rechtlichen Anstalten am selben Tag – das Thema ist letztlich dasselbe: Antisemitismus. „Mark Zuckerberg ist mit dem Verkauf von Daten zum fünftreichsten “Mensch“ der Welt geworden“, twitterte Böhmermann’s preisgekröntes ZDF-Magazin Royale, was man durchaus als klassischen Antisemitismus werten könnte. Der Tweet wurde gelöscht. Am selben Tag folgte die WDR-Mitteilung, dass Nemi El-Hassan nicht die Sendung „Quarks“ moderieren dürfte. Der WDR erwäge stattdessen, Nemi El-Hassan hinter der Kamera als Autorin arbeiten zu lassen – was macht das für einen konkreten Unterschied? Sind Antisemitismus und Islamismus hinter der Kamera anders zu bewerten als davor?

WDR interessiert sich nicht für ihre ganze Vergangenheit

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Zweifelhaft sind auch die Erklärungen des WDR-Intendanten Tom Buhrow. Das Problem sei demnach nicht so sehr die Teilnahme von El-Hassan an einer Al-Kuds-Demonstration vor sieben Jahren, da sie sich davon klar distanziert hätte. Vielmehr hätten sich aus jüngster Zeit problematische Likes von ihr in sozialen Netzwerken gefunden. Abgesehen von der rundfunkischen Naivität zu glauben, dass jemand tatsächlich auf eine zutiefst antisemitische Demonstration gehen würde, ohne wenigstens antijudaistische Einstellungen zu besitzen: Mehr interessiert den WDR also nicht aus El-Hassans Vergangenheit? TE rekonstruierte umfangreich Nemi El-Hassans früheres Umfeld, aus dem Spuren ins islamistische und salafistische Milieu führen. Bisher hat El-Hassan zwar in einem Spiegel-Interview Reue gezeigt: „Es ist sehr schmerzhaft für mich, über den Menschen nachzudenken, der ich damals war. Ich habe diesen Teil meiner Geschichte verdrängt. In meiner Erinnerung habe ich lange geglaubt, nur Dinge wie »Free Gaza« gerufen zu haben. Jetzt, wo ich diese Zeit meines Lebens reflektiere, kann ich nicht ausschließen, Dinge gesagt zu haben, die antizionistisch sind und Israelfeindlichkeit bedienen. All das tut mir sehr leid.“ Aber sie hat keinerlei Transparenz über dieses Umfeld geschaffen. Stattdessen wurde versucht, die Spuren zu verwischen, Beiträge zu löschen. Auch die Welt hatte El-Hassans dunkle Vergangenheit thematisiert, doch ihrerseits folgt nur ein Schweigen.
Wie vergangen ist ihre Vergangenheit wirklich?

Das Brisante ist: Dass dieses Umfeld augenscheinlich nicht ganz so „vergangen“ ist, wie sie behauptet. So machte TE publik, dass auf der Unterstützer-Liste des offenen Briefes für Solidarität mit Nemi El-Hassan sowohl Freunde aus ihrem damaligen Umfeld, das in den Islamismus führte, stehen als auch legalistische Islamisten selbst. Nemi El-Hassan – die eine Journalistin ist! – hat sich von dieser Solidaritäts-Liste beziehungsweise problematischen Vertretern darauf nicht distanziert, sondern sie noch stolz präsentiert. Von einer Journalistin sollte man erwarten, Hintergründe von Personen zu durchleuchten und problematische Verbindungen zu erkennen. Doch Nemi El-Hassan hat wohl weder in ihrer Vergangenheit islamistische Akteure in ihrem Umfeld entdeckt, noch in der Gegenwart ihre islamistischen Unterstützer erkannt. Und sie soll in Zukunft eine Autorin einer Wissenschaftssendung werden, die der Gebührenzahler finanziert?

TE-RECHERCHE
Fast-WDR-Moderatorin Nemi El-Hassan: Spuren führen zu Islamismus und Salafismus
Anstatt alle problematischen Verbindungen aus der Vergangenheit auf den Tisch zu legen, um für Transparenz zu sorgen, hat sie sich dafür entschieden, alles auf ihre Jugend zu schieben. Im Spiegel-Interview behauptet sie, mit 20 Jahren noch nicht gewusst zu haben, dass die Al-Kuds-Proteste antisemitisch sind. Stattdessen beharrt sie darauf, „antisemitische Verschwörer im rechten Spektrum ausfindig gemacht“ zu haben. Das ZDF eilte zu Hilfe, indem es diesen Fernsehbeitrag sofort in der Mediathek zur Verfügung stellte.

Aber Antisemitismus hat viele Gesichter. Auch WDR-Journalisten sollte bekannt sein: Es ist durchaus möglich, gegen rechtsextremen Antisemitismus zu sein und zugleich israelbezogenen Antisemitismus selbst zu üben! Dieses Paradox existiert sogar massenhaft. Zur Ideologie des Islamismus gehört auch ein gravierender Antisemitismus, der in einem großem Umfang israelbezogen ist.

Ideologische Einflüsse

El-Hassan bewegte sich viele Jahre in einem höchst problematischen Umfeld, aus dem Spuren bis ins islamistisch-salafistische Milieu reichen. Die Frage bleibt, wie stark dieses sie indirekt beeinflusst hat. Es verwundert kaum, dass Nemi El-Hassan in der Vergangenheit den „Dschihad“ relativierte – was sie heute bestreitet – und die schwarze Verhüllung der Frau als einen legitimen „Style“ ansah, was sie im Tagesspiegel 2015 unter der Überschrift „IS, gib mir meinen Style zurück“ schrieb.

Der renommierte Politologe Hamed Abdel-Samad sprach sich dafür aus, El-Hassan eine zweite Chance zu geben. Auch er als früherer Muslimbruder habe eine zweite Chance bekommen. Doch der große Unterschied ist: Hamed Abdel-Samad hat niemals ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit gemacht, sondern diese von Anfang an vollständig offen gelegt. Da El-Hassan keine Transparenz zeigt, bleibt es absolut im Unklaren, welche ideologischen Denkkonstrukte sie verinnerlicht haben könnte. Eine Person, die sich selbst ihrer damaligen Einflüssen nicht bewusst ist, kann diese nicht reflektieren. Und das macht es gefährlich: Wer als Journalist im Rundfunk unbewusst über ideologisch geprägte Denkmuster verfügt, kann jene auch in die Öffentlichkeit tragen. Im Gegensatz zu Hamed Abdel-Samad hat Nemi El-Hassan dem Politischen Islam nicht den Kampf angesagt und sich als Journalistin nicht auf den Islamismus spezialisiert – was aufgrund ihrer Vergangenheit sogar die beste Ausgangssituation hätte sein können!

Antisemitismus ist im Rundfunk Programm

Dass der WDR all dies außen vor lässt, demonstriert dessen Heuchelei, wenn es um Antisemitismus geht. Noch im Juni 2021 trat Nemi El-Hassan bei dem FUNK-Podcast „Kanackische Welle“ auf, der unter anderem von Malcom Ohanwe moderiert wird. „Freue mich so sehr, wir sind alle fünf Menschen aus Deutschland, wir sind alle bei FUNK tätig (…) Palästinenser unterwandern öffentlich-rechtliche Programme“, sagt lachend, satirisch gemeint der BR-Journalist Ohanwe zu Beginn des Podcasts, dem selbst von Kritikern vorgeworfen wird, antisemitische Aussagen getätigt zu haben. So rechtfertigte Ohanwe beispielsweise zumindest indirekt, dass die Hamas – die Israel auslöschen will – Raketen auf Israel abfeuerte, da sonst „niemand weiter über das ewig andauernde (…) Leid“ der Palästinenser gesprochen hätte. In demselben Podcast ist Younes Al-Amayara dabei, der Gründer der Poetry-Gruppe i,Slam, die wie TE offenlegte mit Islamisten kooperierte. Auch zu hören ist Alena Jabarine, die erst kürzlich mit einer zweifelhaften Rundfunk-Dokumentation auffiel, in der sie als Reporterin Stimmung gegen Israel gemacht hatte, was der NDR allerdings nicht einsehen wollte.

TE-RECHERCHE
Die Nemi El-Hassan-Allianz: Solidarität von Islamisten und Islamisten-Unterstützern
Ja, man könnte wirklich den Eindruck gewinnen, dass der Rundfunk sich freiwillig antisemitisch unterwandern lässt. Als TE publik machte, dass die Poetry-Slammerin Yasmin Ayhan, die Gast in Talkshows und Dokumentationen des WDR und SWR war, bei einer Hamas-nahen Organisation auftrat und dort einen Vortrag hielt, der als antisemitisch bewertet werden muss, war das dem Rundfunk nahezu gleichgültig: Es folgte eine Distanzierung von Antisemitismus, aber nicht von Ayhan – also bloß eine Heuchelei, die sich bis heute fortzieht. 

Mittlerweile ist durch die Ausstrahlung von legalistischen Islamisten und von Antisemiten, die beide sich stets antirassistisch geben, der Antisemitismus im deutschen Rundfunk zumindest indirekt zum Programm geworden. Antisemitismus spielt beim Rundfunk wohl nur eine Rolle, wenn es die NS-Vergangenheit und rechtsextremen Antisemitismus geht. Muslimischer und israelbezogener Antisemitismus wird geduldet. Da überrascht es schnob nicht mehr, dass der Vorsitzende des umstrittenen Zentralrats der Muslime (ZDM) kürzlich im ZDF den Terroranschlag vom 11. September 2001 kommentieren durfte.

Chapeau ÖRR-Kollegen, ihr schafft es, dass zweifelhafte Akteure euren Medien islamistische Anschläge kommentieren dürfen – wie unzählige zuvor. Wenn Journalisten im Rundfunk heute nicht wissen, dass Islamisten immer Antisemiten sind, dann hilft auch keine Rundfunk-Reform mehr. Wie lange sind wir noch von Staat und Justiz gezwungen dazu, Antisemitismus im öffentlich-rechtlichen Sendern zu finanzieren? Es reicht!

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