Ab nun wird am laufenden Band gewählt. Das sind Zeiten, die Medien lieben. Umfragen zitieren und referieren, für die bevorzugte Seite interpretieren, über Personen spekulieren. Irgendein Skandal und Skandälchen wird sich schon finden, war ja bisher auch immer so. Keine große Recherche nötig, sowieso nicht, seit „Recherchenetzwerke“ das als Dienstleistungen anbieten, die auch dann nicht kostenlos sind – für irgendwen, im Zweifel den Steuerzahler – , auch wenn das treuherzig uneigennützig behauptet wird.
- 7. Mai Präsidentschaftswahl in Frankreich
- 7. Mai Landtagswahl in Schleswig-Holstein
- 14. Mai Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen
- 8. Juni vorgezogene Parlamentswahl in Großbritannien
- 11. Juni Parlamentswahlen Frankreich, 1. Wahlgang
- 18. Juni Parlamentswahlen Frankreich, 2. Wahlgang
- 24. September Bundestagswahl
- September Parlamentswahl in Griechenland
- Ende Oktober Parlamentswahl in Tschechien
- 11. November Parlamentswahl in Norwegen
Eine vorgezogene Nationalratswahl in Österreich kann sich dazwischenschieben. Frühere Wahlen in Italien sind auch möglich, im Moment nicht wahrscheinlich.
Wer immer in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft etwas vorhat, was tunlichst keine oder jedenfalls keine große Aufmerksamkeit erreichen soll, das sind die richtigen Monate, danach ist Weihnachten, und zwischen Weihnachten und Neujahr passiert sowieso nichts, so lange es nach den öffentlichen Akteuren geht.
7. Mai Frankreich
Nehmen wir mal an, in Frankreich macht der von allen in den etablierten Kreisen gewünschte Macron das Rennen. Wenn, dann nur weil alle, die ihren Kandidaten nicht in die Stichwahl brachten, nun zur Wahl von Macron aufrufen. Wie vielen ist eigentlich bewusst, dass die meisten gar nicht für Macron sind, sondern für jeden, der Le Pen verhindert? Was danach kommt, interessiert beim Blick ins Veröffentlichte erstaunlich Wenige. Nicht nur die Bundeskanzlerin, alle Verantwortungsträger scheinen auf Sicht zu navigieren – also gar nicht. Michael Schulte schrieb zur Geldanlage: „… wenn alle nur folgen, wer führt dann und bestimmt den Preis?“ Das stimmt auch für Politik und Wirtschaft: Wer führt, wenn alle nur folgen – und wem folgen sie eigentlich, ist nach Loriot zu fragen: Wo laufen sie denn?
Sollte gegen alle Prognosen Le Pen gewinnen, laufen sie alle aufgeregt und planlos im Kreise herum – peripatetisch.
7. Mai Schleswig-Holstein
Infratest Dimap meldete am 20. April: SPD 33 Prozent, Grüne 12, Reserve SSW 3. Spricht sehr dafür, die drei bilden auch die nächste Landesregierung. FDP 9 Prozent: gute Vorlage für Düsseldorf wie umgekehrt 4 Prozent für Die Linke eine schlechte (gibt es Die Linke im Westen bald nicht mehr? An der Saar ja nur wg. Lafontaine). AfD 5 Prozent: interessant zu sehen, ob im sozialkonservativen Norden richtig „gemessen“.
14. Mai Nordrhein-Westfalen
Infratest Dimap lieferte am 23. April für Westpol im WDR: CDU und SPD je 34 Prozent, Grüne 6, FDP 10, Die Linke 5, AfD 8. Das ist der allgemeinen Sicht entgegen keine gute Nachricht für die Kleineren. Die SPD wird an an bereits Wahlbereite von Grünen und Linkspartei trommeln, wer die Regierung führt, darauf kommt es an. Die CDU wird das Gleiche an die Wahlbereiten für die FDP trommeln. Ich kann mir vorstellen, dass die SPD da mehr Gehör findet als die CDU. Rot-Gelb ist in Sichtweite.
8. Juni Großbritannien
Durchmarsch der Tories mit Theresa May. Ein Absturz Labour ist nach Frankreich doppelt hart für die einst große und breite Arbeiterbewegung. Schlagschatten auf die SPD. Polls zeigen die Tories bei 48 Prozent, Labour bei 24, LibDems bei 12 und UKIP um 7. Schon wird in englischen Medien von einem Landslide wie bei Maggie Thatcher 1983 gesprochen.
11. und 18. Juni Parlamentswahlen Frankreich
Opinionway gibt Macron derzeit 61 Prozent, Le Pen 39. Hängt also alles davon ab, wer von den beiden wen und wie viele aus den unterlegenen Wählerschaften gewinnen kann. Dass die allermeisten Journalisten wie Politiker jetzt schon Macron zum Sieger ausrufen, ist blauäugig.
Bundestagswahl
Darüber lässt sich nach den zwei Landtagswahlen besser spekulieren.
Allen, die praktisch alles schon für sicher halten, sei in Erinnerung gerufen, dass das Unerwartete immer irgendwann passiert. Noch vor kurzem riefen viele mit Schulz den Sieg der SPD aus, nachdem ziemlich dieselben lange den Sieg Merkels für unausweichlich erklärt hatten. Nun schreiben wieder viele derselben, dass der Schulz-Effekt nachlässt, es also doch wieder Merkel wird.
Offensichtlich haben sie das berühmte Wort von Imhotep (ägyptischer Architekt und Arzt, Ratgeber des Königs Djoser, 3. Dynastie um 2650 v. Chr.) nicht präsent:
„Lass deine Zunge nicht eine Fahne sein, die im Wind eines jeden Gerüchtes zu flattern beginnt.“