Tichys Einblick
Warteschlangen und Security

Ein Tag im Freibad

Mehr Kampfzone als Ort zur Erholung für überhitzte Städter. Mehr Clash of Cultures als Ort der friedlichen aber spaßvollen Zusammenkünfte. Zunehmende Eskalation, sexuelle Übergriffe, Gewalt und Schließungen der Freibäder - all das beherrscht in diesen Tagen die Schlagzeilen der Medien. Relativierung und Negieren der Öffentlich Rechtlichen inclusive. Selma Duman hat sich auf den Weg in das andere Abenteuer "Freibad" gemacht, um dem Hitzetod zu entgehen

Symbolbild

IMAGO / Rupert Oberhäuser

Gestern war es richtig schön sommerlich heiß. Früher nannte man das einfach nur Sommer oder auch Badewetter, heute ist es die gefährliche Erderwärmung und ein Hitzenotplan muss in Kraft treten. Die Hitze am gestrigen Tag zeigte besonders gut, wie kritisch es um uns alle steht auf diesem Planeten. Also taten wir das, was unausweichlich und notwendig war: unser eigener Hitzenotplan trat in Kraft: ich entschloss ich mich dazu, mit meiner Familie ins Freibad zu gehen, in der Hoffnung, zumindest auf diese Weise dem Hitzetod zu entrinnen.

Zugegeben, für den Gang ins Freibad waren zu der Tageszeit schon etwas spät dran, aber das war kalkuliert. Wir waren in der Annahme, dass wahrscheinlich jeder an einem Sonntag dieselben Schutzmaßnahmen ergreifen würde, um der schwelenden Hitze und deren Risiken angemessen zu lindern. So dachten wir, es sei taktisch klug erst später zu gehen, in der Hoffnung, dass es dann etwas leerer dort sein würde.

Ich wohne in einer Landeshauptstadt und weiß, was ein „volles Freibad“ bei uns bedeutet. Aus diesem Grund starteten wir unsere „lebensrettenden Maßnahmen“ erst gegen 16:30 Uhr. Davor war es ein Tauziehen um Leben und Tod mit meinem Mann – um den Sessel vor dem Ventilator.

Unser Kind ahnte nicht einmal, welch Gefahren lauerten, während es auf dem Balkon stillvergnüg im Sandkasten spielte. Weil ich als fürsorgliche Mutter unseren Spross vorher kräftig in Sonnencreme gebadet hatte und es erst danach in den Sandkasten gehen konnte, sah es jetzt so aus wie paniertes Schnitzel. Erleichterung. Denn so machten es ja sogar auch Elefanten, Nashörner und andere Lebewesen mit empfindlicher Haut, um sich in der Hitze zu schützen. Sie panieren sich ein, erst mit Wasser und dann mit Sand oder Erde – oder am besten: gleich in einer Mulde aus kühlendem Schlamm.

Ich dachte kurz darüber nach, dass ich in meinem Leben tatsächlich erst einmal einen Sonnenbrand hatte. Das war vor einigen Jahren, auf einem Schiff, das über oder durch das Rote Meer fuhr. Als das Unheil gerade seinen Lauf nahm, schlief ich auf dem Bauch für etwa zwei Stunden bei 37 Grad Celsius auf dem offenen Meer auf dem Sonnendeck ein. Danach hatte ich eine kleine Ahnung davon, wie es tatsächlich „weißen“ Menschen ergehen muss, die die Sonne aus nachvollziehbaren Gründen meiden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich in meinem Leben noch kein einziges Mal Sonnencreme gekauft, war aber damals auch noch kinderlos, dachte nur an mich und nicht an morgen. Die Folge nach diesem Mittagsschläfchen war, dass ich eine Woche lang weder Hosen noch sonstige Kleidung tragen konnte ohne massivsten Schmerz. Notgedrungen wich ich auf weite Röcke aus, deren Bund ich so weit dehnen konnte, dass sie nur sehr leicht auf der gepeinigten Haut aufgelegen haben.

Das war bisher mein einziges verhängnisvolles „Überlebnis“ mit dem Klima. Für mich persönlich läge die Wahrscheinlichkeit im Winter an einem Kälteschock zu sterben weitaus höher. Und tatsächlich sterben auch in der kalten Jahreszeit deutlich mehr Menschen als im Sommer. Ob Lauterbach das wohl weiß bzw. ob es ihn bei seiner aktuellen Panikoperette überhaupt interessiert.

Zumindest zog ich mir diese Mutter aller Sonnenbrände in Ägypten zu. Gestern dann war es ähnlich heiß wie an dem besagten Tag, wie damals über 35 Grad Celsius – und das inmitten Deutschlands. Das ist tatsächlich eine ganz andere klimatische Bedingung als neben oder auf einem Meer. Also hieß es: ab ins Wasser.

Auf dem Weg zum Freibad überkam mich ein ungutes Gefühl. Das Thema „Schwarmintelligenz“ fuhr mir durch den Kopf und in den letzten Jahren durften wir alle wieder miterleben, dass Schwarmintelligenz alles andere als intelligent bedeuten muss und zog ganz intuitiv mein Handy aus der Tasche.

„Ich buche die Tickets für das Freibad online!“, sagte ich zu meinem schwitzenden Mann am Steuer.
„Warum?“
„Glaub mir, ist besser so.“, entgegnete ich selbstsicher und cool. Hinzu kommt, dass die wenigsten wissen oder sich dafür interessieren, dass man sich die Tickets für das Freibad bequem online kaufen kann, dann per Mail einen Barcode bekommt, den man vor das Scangerät für die dazugehörige Schranke hält und einfach in das Freibad reinspazieren kann, während bei solch einem Wetter die Schlange der Menschen bei uns meistens bis in die Kreuzung der nächsten Parallelstraße führt.

Das Gefühl, an dieser Schlange vorbei zu stolzieren, ist dann einer dieser Rote-Teppich-Momente des kleinen Mannes äh der kleinen Frau.

Und schon beim Einbiegen in die Straße vom Freibad überkam mich dieses Gefühl: hah, siehste! Ich hatte recht. Gefühlt die ganze Stadt hatte dieselbe Idee wie wir und wollte erst später in Freibad. Die Schlange war unendlich lang. Lächelnd bestätigte ich die Online-Zahlung.

So wie ich es mir vorstellte, schritten wir ganz VIP-mäßig an all jenen vorüber, die sicherlich schon mindestens eine halbe oder auch Stunde anstehen mussten. Ich trug eine Sonnenbrille und würdigte niemanden auch nur eines Blickes. Mein Mann lobte mich und gab mir glücklich einen Kuss.

Schon beim Reinkommen war da aber auch schon die nächste Warteschlange. Kurz verrutschte mir die Sonnenbrille ein wenig. Eigentlich hatte sich das ganze Freibad zu einem Ort einer deutschen Lieblingstätigkeit entwickelt. Es war eine Warteschlangen-Olympiade, egal wo man hin blickte. Vor der Pommes-Bude war es am schlimmsten. Da standen locker 120 Menschen aufgereiht wie Perlen an einer Kette in der Schlange. Aber das war längst noch nicht alles. Schlangen vor den Rutschen, Schlangen vor den Sprungbrettern, vor den Duschen, Schlangen vor den Umkleidekabinen, vor den Klettergerüsten und Schlangen vor den Schaukeln für die Kids.

Ich war vollkommen erschlagen von den Menschenmassen. Es war so unglaublich laut und jedes der drei großen Schwimmbecken glich einem wabernden Eintopf aus Menschen.

An Schwimmen oder Planschen war unmöglich zu denken. China kam mir in den Sinn, da gab es ähnliche Bilder im Netz, besonders lustig aus großen Wellenbädern, wo die Wogen die dicht an dicht stehenden Badegäste in ihren Schwimmreifen durchwabern.

Aber die Wahrheit ist, dass wir bei den Menschenmassen, die sich definitiv über die Jahre erhöht haben, in unserer Stadt offenbar viel zu wenige Bäder haben – oder eben viel zu viele Menschen. Das muss man noch herausfinden.
Es gab noch zwei etwas versnobtere Bäder, deren Eintrittspreise aber unverhältnismäßig teuer waren, dass damals dort dann kaum jemand hin ging. Damals. Denn auch in diese zwei Bäder sollen die Menschen mittlerweile in Massen hinströmen, um den Massen in dem Freibad zu entkommen, das sie früher bevorzugt besucht haben.

Eines war völlig klar ab: das Bad war deutlich mehr als überfüllt – und dass man noch keinen Einlassstopp vollzog, lag eigentlich schon im Bereich der groben Fahrlässigkeit.

In dem Becken für Kinder war es nicht möglich auch nur einen halben Meter zu schwimmen, ohne dass man Arme, Beine, Knie oder Hände in Nacken, Bauch oder Rücken gerammt bekam durch herumtollende Kinder. Jedes Kind, das auf der Wasserrutsche herunterrutschte, traf ausnahmslos ein anderes irgendwo mit seinen Beinen.
Es war so unglaublich laut und überfüllt, dass man fast schreien musste, wenn man etwas sagen wollte.

Eigentlich war es die absolute Reizüberflutung, aber die vielen Kinder, die immer wieder glücklich kreischten und lachten, waren es, die dem ganzen Tohuwabohu irgendwie noch etwas leicht harmonisches verliehen. Wir liefen zum Babybecken, in der Hoffnung, dort einen etwas ruhigeren Platz auf der Wiese zu ergattern. Aber Teile der Liegewiesen waren abgesperrt, weil dort neues Gras gesät und immer wieder mit Rasensprengern bewässert wurde. So war noch einmal deutlich weniger Platz zum Ausweichen vorhanden als ohnehin schon.

Mein Mann nahm unseren Sprössling und brachte ihn zum Becken. In dieser Zeit versuchte ich mich zu akklimatisieren. Ich versuchte zu erfassen, wo ich hier überhaupt gelandet war – und es gab so viel zu sehen, dass es für mich kaum einzuordnen war.
Ab einem gewissen Moment überkam mich das Gefühl, dass Freibäder insgesamt etwas unglaublich archaisches, nahezu unzivilisiertes an sich haben.
Vor allem dort, wo wir waren. So viele Menschen auf einem Haufen, die mal mehr, mal weniger spärlich bekleidet, essen, trinken, schreien, heulen, herumrennen, toben, lachen, streiten. Es war einfach die totale Überflutung alles Reize.

Ich schaute mich um, und entdeckte mehrere in orange gekleidete Security-Leute, die in Dreiergruppen ihre Züge über das ganze Gelände machten.
Im Sekundentakt ertönte die Pfeife von allen sechs Bademeistern, um die schwimmenden und übermütigen Jugendlichen im Wasser zu ermahnen. Dieses Geräusch war so regelmäßig, dass ich es bald schon kaum mehr wahrgenommen habe.

Bei meiner kleinen Feldforschung stellte ich sehr schnell fest, dass es kaum Menschen gab, die ich umgehend noch als „deutsch“ identifiziert hätte. Die Mehrheit war da eher so wie ich: dunkelhaarig, dunkler im Teint. Dann gab es noch die offensichtlichen Gruppierungen von jungen und älteren Ukrainerinnen. „Warum denn offensichtlich?“, würde mein alter Dozent mich jetzt der Generalisierung verdächtigend, fragen. Und ich würde sagen: Weil sie Ukraine-Flaggen als Handtücher dabei hatten, mehrere junge Männer Badehosen in den jeweiligen Farben trugen. Be einem jungen Mädchen, das eine wahrlich phänomenale Akrobatik auf dem Gerüst vom Spielplatz vollzog, und das immer wieder laut die Aufmerksamkeit ihrer Mutter einforderte, erkannte man es an der Landessprache. Und ganz zuletzt, weil sie alle – egal ob nun ukrainisch, russisch, arabisch, afghanisch oder türkisch in ihrer jeweiligen Muttersprache untereinander kommunizierten, das ebenfalls jeweils sehr laut.

Irgendwann stand ich auf und wollte mal nachsehen, was der Papa mit dem Sprössling so trieb.

Auf dem Weg fiel mir auf, wie unglaublich gut alle Familien mit Speisen und Getränken ausgestattet waren. Manche hatten sogar ganze Zelte dabei, in denen der Nachwuchs ein Schläfchen halten konnte, während die Mutter auf einem kleinen Campingtisch das Fladenbrot und Gemüse schnitt, für die Frikadellen aus der Tupperdose. Manche Badegäste hatten sogar so etwas wie echte Bettdecken dabei. An anderer Stelle kam gerade der Security-Mitarbeiter hinzu, weil jemand einen Einweg-Grill anschmeißen wollte.

Es war so, als würden die Menschen, ebenso wie in der Heimat, einen familiären Tagesausflug an die Gestade eines kühlenden Gewässers machen. Dafür nimmt man gefühlt immer den halben Hausrat und den ganzen Kühlschrank mit.

Die Bilder erinnerten mich auch ein bisschen an meine eigene Kindheit, als wir in die Schwimmbäder gingen und meine Mutter regelrecht ein ganzes Festmahl vorbereitete, in Tupperware packte und Tupperservice mitnahm – und am Ende trotzdem einzusehen, dass sie selbst es gewesen ist, der diese köstliche Pommes Frites im Schwimmbad ganz besonders gut schmeckten. Aber damals waren wir fast die einzigen, die so etwas machten. Irgendwann gingen wir dann allein ins Freibad und fragten nur noch Geld für die tollen Pommes aus der Pommesbude und für ein Eis zum Nachtisch.

Es war die Kombination aus Sommer, Sonne, dem Geruch von Chlor, einer entspannten Müdigkeit vom Schwimmen und Toben und dem wohligen Satt sein von fettigen, heißen, salzigen POMMES, die solche Tage zu einem unvergesslichen Genuss für mich machten.

Bis heute stehen die Pommes im Freibad auf Platz eins für meinen Mann und mich.

Pommes, deren gestiegenen Preise auch in Freibädern Autoren bei der ZEIT als möglichen Grund für die jüngsten Eskalationen ausgemacht haben. Das kann sich wirklich keiner ausdenken…

Beim Spaziergang durch die Erinnerungen bei Mann und Sprössling am Kinderbecken angekommen, war es dann auch gleich das erste, das er vorschlug: uns allen Pommes zu holen. Ich setzte mich derweil zu unserem Kind ins Becken, das glücklich und vergnügt herumplanschte, bereits übte zu tauchen, während ich alle Risiken im Auge behielt. Eigentlich war alles gefährlich. Aber nur eigentlich.

Ab und zu stieß ich impulsartig ein „Vorsicht!“ oder „Langsam, Schatz!“ aus, bis ich feststellte, dass die Mehrheit – wenn nicht sogar ausnahmslos alle Kinder im Wasser – die allesamt nicht deutsch aussahen, sehr selbstsicher und allein im Wasser spielten. Die Eltern, meist irgendwo drumherum, beschäftigt mit den anderen Familienmitgliedern. Immer wieder kamen ältere Geschwister um zu sehen, was die jüngeren machten oder um sie zum Essen zu holen. Nach fünf Minuten rannten die Kleinen meist eh wieder glücklich zum Wasser, sprangen ins kühle Nass und überlebten es ein ums andere Mal.

Es gefiel mir, wie selbstverständlich und ohne nervös um den Nachwuchs zu helikoptern, die Familien einen ganzen Tag mit- und nebeneinander im Freibad verbringen konnten. Anderseits gab es oft Momente, in denen ich fast eingeschritten wäre, aber seltsamerweise tauchten in solchen Momenten immer die größeren Geschwister schon auf und klärten die Situation, ehe sie sich zu einem Problem auswachsen konnte. Ich dachte unweigerlich über ein zweites Kind nach, fühlte meinem Kind fast ein Geschwisterchen schuldig. Ich dachte über den Spielplatz in unserer gut betuchten migrantenarmen, Lastenfahrradreichen Gegend nach, in der ausnahmslos immer deutlich mehr Eltern im Sandkasten sitzen als Kinder.

Meist Eltern von Einzelkindern so wie ich, wo eines der beiden Elternteile beim Burg bauen helfen oder das einfach gleich selbst erledigen, währenddessen im Diplomatensprech einen Streit zwischen zwei elf Monate alten Kleinkindern schlichten wollen – weil die Schaufel nun mal dem Matti gehört und der in dieser Phase seines jungen Lebens noch nicht so gerne mit den anderen Kindern teilen mag.

Ja, ich war bei diesem Tag im Freibad also in einem prallen Bio- und Soziotop gelandet, in dem der Culture Clash und Flash mich gleichermaßen voll aufgesogen hatten.

Kurzzeitig dachte ich, dass dieses „betreute Denken“, was wir hierzulande besonders häufig in der woken deutschen Bevölkerungsschicht wahrnehmen können, genau aus diesem, was ich da in diesem Moment praktizierte, resultierte: betreutes Spielen.
Es beginnt vielleicht bereits ab den Kinderschuhen.

Ich fühlte mich in diesem kurzen Moment selbst wie eine Helikopter-Mutter, die ihrem Kind mehr Raum geben sollte, um sich selbst mehr auszutesten. Es sich in Selbstbestimmung üben zu lassen, anstatt es sich immer darauf verlassen zu lassen, dass Mama oder Papa schon alles regeln. Aber es ist ja noch so klein, rief es durch meinen Kopf. Oder waren die anderen nur nachlässig? Die zwei Takte des Herzschlags – deutsch/rational und türkisch/emotional – gerieten abermals durcheinander.

Aber dieser gedankliche und emotionale Exkurs verflüchtigte sich schnell wieder, als ich nach etwa 30 Minuten meinen Mann auf uns zukommen sah – ohne Pommes.
„Die Schlange war viel zu lang und hat sich keinen Meter vorwärts bewegt“, erklärte er konsterniert und setzte sich leicht genervt zu mir an den Rand des Beckens.

„Hast du hier eigentlich schon Deutsche gesehen?“, fragte ich ihn lachend. „Ja, hinter uns, dort.“

Ich schaute hinter mich und erblickte tatsächlich eine Mutter, deren Sohn bei ihr im Handtuch eingemummelt saß und die im Schneidersitz eine Zigarette nach der anderen stopftte. Der Junge beobachtete mit seinen von Chlor rotgefärbten Augen die geübten Handgriffe seiner Mutter, die wie im Akkord immer neue Zigaretten stopfte.

„Da hast du schon kaum Deutsche hier und wenn, dann direkt das Klischee.“ sagte mein Mann, legte den Kopf schief und lächelte. Wie ist es in der Minderheit zu sein, fragte ich ihn. „Ist doch schon länger so“, sagte er unbeeindruckt. Auffallend, dass diejenigen, die man der Mittelschicht zuordnen würde, hier nicht vertreten waren. Das Prekariat kann eben nicht auf zeitgeistigere Sauna- und Pool-Landschaften mit Eintrittspreisen von Freizeitparks ausweichen, wo man auch schon mal Politiker ohne ihr Toupet erblickt. Nein, hier prallt man dann im städtischen Freibad in voller Wucht aufeinander, wenn es doch eigentlich nach dringend benötigter Abkühlung verlangt.

Das ganze Freibad wirkte auf mich auch eher wie eine Collage oder ein Abriss von dem was, in Zukunft die neue Normalität sein wird. Besonders auffallend waren für mich jedoch die vielen übergewichtigen Jungen, die fast alle „Männerbrüste“ hatten. Ich habe vorher noch nie in meinem Leben so viele übergewichtige Jungs gesehen und in diesem Alter schon gar nicht.
Zu meiner Jugendzeit war es normal, dass Jungs in diesem Alter Sport machten und eher dünn und knochig oder aber athletisch waren.

Nach etwa zwei Stunden war es gegen 19:00 Uhr nur noch 30 grad Celsius und unser Kind bekam noch ein Eis und schleckte es vergnügt auf dem Weg zum Auto.

Wir hatten diesen Tag irgendwie in dieser wilden Gemengelage eines Sommertages überstanden. Im Auto fragte ich mich, ob solch ein Hitzeschutzplan von Lauterbach nicht eher auf sozialen Schutz und psychische Sicherheit von Deutschen abzielt, als auf den vermeintlich gesundheitlichen der ganzen Gesellschaft.

Wir werden sehen.


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