Am Donnerstag, den 15. März 2018 kursierte unter Intellektuellen, Künstlern, Wissenschaftlern und Literaten ein Text unter dem Titel „Gemeinsame Erklärung 2018“. Die Erklärung bestand zwar nur aus zwei Sätzen, aber die hatten es gemessen an der nachfolgenden Reaktion in sich: „Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie Deutschland durch die illegale Masseneinwanderung beschädigt wird. Wir solidarisieren uns mit denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird.“
Unterschrieben hatten den Text zunächst Henryk M. Broder, Uwe Tellkamp, Vera Lengsfeld, Thilo Sarrazin und viele andere. Vorausgegangen waren der Erklärung oft kleine Demonstrationen und Demo-Versuche im ganzen Land in Cottbus, in Kandel, in Hamburg, in Berlin und weiteren Städten. Ob sie unter dem Titel „Merkel muss weg“ oder „Kandel ist überall“ stattfanden, einigte die Bürger, die sich zu diesen Kundgebungen versammelten, die Ablehnung einer gesellschaftlichen Entwicklung, die der linksliberale Politikwissenschaftler Yasha Mounk beschrieb, als „ein historisch einzigartiges Experiment, das darin besteht, eine monoethnische und monokulturelle Demokratie in eine multiethnische zu verwandeln.“ Bei der es „natürlich zu vielen Verwerfungen“ kommen würde. Offensichtlich traf die Erklärung einen Nerv, denn immer mehr unterschrieben, und zwar nicht anonym, sondern mit Namen, Beruf und Wohnort, weil sie nicht zu Objekten des von Mounk beschriebenen Sozialexperiments werden wollten und nicht einsahen, weshalb ihr Leben verworfen werden sollte.
Nachdem die erste Liste 18.000 Unterschriften erreichte, wurde eine zweite als online-Liste eröffnet, die am 3.4.2018 über 50.000 Unterzeichner gefunden hat. Die Zahl 50.000 ist insofern wichtig, weil ab diesem Quorum eine Petition im Regelfall im Petitionsausschuß öffentlich beraten wird. Auf diesen Moment darf man gespannt sein, denn er wird alle im Bundestag vertretenen Parteien zwingen, zu dem Anliegen der Bürger Stellung zu beziehen. Es geht um die entscheidende Frage der Perspektive der deutschen Gesellschaft.
Die Polizei in Kandel hat in einem Statement die brutale Gewalt der Antifa, die gegen die Demonstranten von „Kandel ist überall“ angewandt wurde, zur Sprache gebracht. Dass die Ministerpräsidentin von Rheinland Pfalz, Malu Dreyer, in der Gegendemo „Wir sind Kandel” de facto Seit an Seit mit der Antifa marschierte, die Polizisten, deren oberste Dienstherrin Dreyer ist und für die sie eine Fürsorgepflicht innehat, ohne Rücksicht auf Verluste attackierte, ist ein Skandal. Dreyer sollte zurücktreten, sie hat jedwede Glaubwürdigkeit verspielt, wenn sie mit Kräften gemeinsam marschiert, die Andersdenkende terrorisieren und damit den Grundsatz der demokratischen Willensbildung praktisch aufheben.
Zur Erinnerung: Demokratie ist Willensbildung. Die Parteien sollen laut Grundgesetz an der Willensbildung mitwirken, sie dürfen sie aber nicht ersetzen durch Parteiräson. Wenn die Parteien nicht mehr die Bedürfnisse der Bevölkerung im Auge haben, nicht mehr wesentliche Meinungen des Volkes abbilden, dann wird sich der Wille andere Wege suchen – im durchaus demokratischen Sinne.
Die Antwort ist einfach, in einer Demokratie braucht man das Für und das Wider, was man hingegen nicht braucht, sind Einheitsmeinungen. Die ZEIT, der taz folgend, verfällt in ihrer Ratlosigkeit in Verschwörungstheorien, denn die Erstunterzeichner „rekrutierten“ sich aus ihrer Beobachtung aus einem „Gesprächssalon, in dem sich Konservativ-Bürgerliche und Vertreter der Neuen Rechten zusammenfinden.“ Wobei für Medien, die sich fest in rotgrünen Vorurteilen einbetoniert haben, jeder, der nicht ihre Dogmen teilt, entweder den Konservativ-Bürgerlichen oder der Neuen Rechten zugerechnet wird. In der Unfähigkeit, demokratisch sich mit demokratischen Willensbildungsprozessen auseinanderzusetzen, die Realität auch nur ansatzweise zur Kenntnis zu nehmen, versucht man es wieder mit dem Mittel der Einschüchterung, das in der Vergangenheit so gut verfing. Wieder werden vom rotgrünen Mainstream abweichende Meinung als rechts verketzerte, wobei rechts mit rechtsextrem gleichgesetzt wird. Das Motto des rotgrünen Mainstream lautet ohnehin: alle Nazis außer wir.
TE zitierte Peter Sloterdijk aus einem neuen NZZ-Interview, der an das Fortwirken der Sprachregelung von Josef Stalin erinnerte (Hervorhebung Redaktion):
„Sozialdemokratisch ist konservativ, konservativ ist rechts, rechts ist rechtsradikal, rechtsradikal ist faschistisch. Im Übrigen ist der abgesunkene kryptostalinistische Habitus bei uns vor allem das Produkt einer diffusen Furcht: nicht auf der richtigen Seite zu stehen. Da produziert man sich schon einmal vor der linksliberalen Galerie. Genosse Stalin wirft einen langen Schatten. Er hat die Politik der Furcht definiert, und sie wirkt unbemerkt nach. Die Agenten der diffusen Furcht handeln heute wie damals: besser schnell bei Anklagen mitmachen als riskieren, selber ins Visier zu geraten.”
Die Bildung von Verschwörungsszenarien übrigens wie das Bündnis von „Konservativ-Bürgerlichen und Neuen Rechten“, wie es von der taz, von der ZEIT, von „Experten“, wie sie von Medien „kreiert“ werden und eifrig verbreitet, hat die Linke seit seligen stalinistischen Zeiten verinnerlicht.
Von 1934 an bis 1940 herrschte in der Sowjetunion Gesinnungsterror, Denunziation, politische Prozesse, denen die gesamte alte Garde der Bolschewiki, tausende Bürger zum Opfer fielen. Manchen ereilte Hinrichtung und Gulag-Haft nur aus dem Grund, weil die Sicherheitsorgane ihr Plansoll noch nicht erfüllt hatten. Auch für die Verfolgung von „Staatfeinden“, von „Volksschädlingen“ gab es staatliche Planauflagen. Verurteilt wurden in den Moskauer Prozessen Menschen, denen man unterstellte einem „Terrorzentrum Trotzki-Sinowjew“, einem „faschistisch-trotzkistischen Zentrum“, oder dem „Block der Rechten“ anzugehören. Das schlimmste Verdikt lautete für Kommunisten, plötzlich „rechte Abweichler“ zu sein, was gleichbedeutend mit Faschist war. Wer einem dieser Blöcke zugeordnet wurde, für den bestand keine Hoffnung mehr, der galt als Volksfeind, als Volksschädling, als Faschist, der es aus Gründen einer höheren Moral ausgemerzt werden musste. Die Linke hat von Stalin bis Mao reichlich Erfahrung in der Anwendung des roten Terrors gesammelt und mehr als genug Schuld auf sich geladen. Sie sollte sich aus diesem Grund mit der Propagierung von Verschwörungstheorien zurückhalten und aufhören das argumentum ad hominem zu benutzen, denn es ist ein Argument des Terrors und der Diktatur. In einer Demokratie gilt einzig und allein das Sachargument.
Nichts in einer Demokratie ist wünschenswerter, als dass sich Bürger in die res publica, in die öffentlichen Angelegenheiten einmischen. Davon lebt Demokratie, nicht von Vorurteilen und auch nicht von Verdächtigungen.