Die Sprache hat Einfluss auf das Denken und Handeln: Man kann uns durch Worte manipulieren und Tatsachen verschleiern. „Nudging“ ist eine Strategie, der auch Frau Merkel anhängt. „Merkel will uns durch Nudging erziehen“ lautet die Überschrift eines Artikels in der Welt vom 12.5.2015. Das heißt, sie will uns durch hinterhältige Techniken, verborgen unter einer glatten Oberfläche täuschen.
Die Sprache der Angela Merkel und was sie transportiert
Würde ein Linguist Frau Merkels Sprache bewerten, wie würde er wohl urteilen? Die Diktion ihrer vorbereiteten Reden will ich hier außen vor lassen, weil ich nicht weiß, inwieweit sie beim Entwurf ihrer Texte überhaupt beteiligt ist. Aber auch diese kommen sprachlich ziemlich holperig herüber. Es fällt auf, wie sie auch bei kleineren Botschaften am Blatt klebt. Ganz normale Sympathieäußerungen wie Mitgefühl muss sie ablesen. Wir haben es hier mit einer Frau zu tun, die uns ein Bild vermitteln will: Das Bild einer freundlich-biederen, hart arbeitenden, braven Frau, die alles gut machen will. Eine harmlose Oberfläche, geeignet, ihr genehme oder aufgetragene Botschaften so zu übermitteln, dass Täuschung und Manipulation unter der Decke bleiben. Warum scheinen das nur noch nicht alle gemerkt zu haben?
Angela Merkel hat bei Kohl gelernt. Aber noch wichtiger ist: sie hat vorher in einer Diktatur gelernt. Dort hat sie das Volk als Masse erlebt, die nicht befragt werden muss. Dort hat sie gelernt, mit doppelter Zunge zu reden, um durchzukommen. Und mit Leerformeln, die zu nichts verpflichten. Das geht in Fleisch und Blut über. Herkunft und Aufwachsen sind bekanntlich entscheidend für eine Lebensgeschichte. Und so ist es ihr auch hier inzwischen gelungen, sich nur noch mit Ja-Sagern zu umgeben, die letzten Endes kuschen. Ein Peter Altmaier als Aushängeschild und Sprachrohr spricht Bände. Der letzte CDU-Parteitag, dem heftige Kritik an Merkel innerhalb der Partei vorangegangen war, endete in 9-minütigem Applaus. Wie hat sie das nur wieder geschafft? Die Partei-Oberfunktionäre haben es organisiert. Wo Massenmedien die Applauszeit stoppen und bewerten, sehen Parteitage in der Demokratie immer mehr wie Kundgebungen in der Diktatur aus.
Konzentration auf ihre freie Rede mit O-Ton aus der Talkshow bei Anne Will vom Oktober 2015
Ich beschränkenmich hier auf einige ihrer frei gesprochenen Antworten und Aussagen im O-Ton. Als Beispiel möchte ich ihr erstes Gespräch mit Anne Will im Oktober 2015 nach Öffnung der Grenzen im September nehmen. Recht merkwürdig, diese Art der Befragung im Plauderton durch eine einzige Fernsehmoderatorin. Jedoch: Dort gab es nichts abzulesen. Ich höre mir die Sendung ein paar Mal an.
Ihre „Hausaufgaben“ hat sie jedenfalls immer brav gemacht, erfährt man: „Dafür arbeite ich. – Daran arbeite ich. – Dafür muss ich noch viel arbeiten. – Ich muss natürlich auch in Europa arbeiten. – Alle dürfen wissen, dass ich mit aller Kraft, die ich habe, daran arbeite. – Wir müssen weiter arbeiten“, so heißt es nach fast jedem dritten Satz. Für meine Ohren klingt das bald schon nach einer grässlichen Schufterei in einem endlos sich drehenden Hamsterrad.
Auf Anne Wills Frage, ob sie sich nicht die eigene Falle „gebuddelt“ habe, wenn sie „wir schaffen das“ wiederhole:
1.35: Nein, Frau Will. Stellen Sie sich erst mal vor – ich bin ein Mensch, der immer an die Dinge herangeht, an die Finanzkrise, an die Eurokrise, an viele Aufgaben, die wir schon hatten, dass wir das schaffen werden. Deutschland ist ein starkes Land, Deutschland ist ein tolles Land. Ich mag mein Land, aber nicht nur ich mag mein Land, sondern Millionen von anderen mögen dieses Land. Dann ist doch die Aufgabe einfach, dass man so herangeht, dass man das schafft, und dann kann man das auch schaffen. Und ich hab‘ überhaupt keinen Zweifel. Und stellen Sie sich mal vor, wir würden jetzt alle miteinander erklären, wir schaffen’s nicht. Und dann? Das geht doch nicht.
Auf die nächste Frage, warum sie so vorgeprescht sei:
Ich bin vorgeprescht, weil ich der festen Überzeugung bin, dass das geht, und weil ich auch glaube, als Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland hab‘ ich die Aufgabe in einer solchen Situation, die eine außergewöhnliche Situation ist – ich habe gesagt, es ist eine historische Bewährungsprobe – alles daran zu setzen und den Optimismus und die innere Gewissheit zu haben, dass diese Aufgabe lösbar ist. So geh ich da ‚ran – das ist, das hat mein Leben geprägt. Ich hab‘ nicht gedacht, dass ich die Deutsche Einheit erlebe, aber sie ist gekommen, und man kann mit Willen auch sehr, sehr viel schaffen. Und da wir in Europa zusammenhalten wollen – dafür muss ich noch viel arbeiten – da wir Flüchtlingsursachen bekämpfen können, haben wir die Möglichkeiten. Aber ich sage auch, es ist eine schwierige Aufgabe. Vielleicht die schwierigste, zumindest seit der Wiedervereinigung….
Frage: Versprechen Sie mehr, als die Deutschen, die mitmachen müssten, bereit sind, mitzumachen?
3.27: Ich glaube das nicht. Ich glaube das nicht, und ich sehe, dass viele im Augenblick alles geben, manche auch am Rande ihrer Kräfte sind. Ich hab‘ jeden Tag Gespräche mit Bürgermeistern, mit Landräten … und ich weiß auch, dass ich die Aufgabe habe, dass wir diese Prozesse besser steuern müssen. Dass wir Ordnungssignale senden müssen. Und deshalb ist die Arbeit nicht nur auf Deutschland konzentriert, … sondern sie hat mit Europa zu tun, und sie hat mit der Welt außerhalb Europas zu tun, von wo die Flüchtlinge kommen.
Frage: Überfordern Sie die Deutschen nicht doch und auch ihre eigenen Leute?
5.50: Schauen Sie: Wir sind alle in eine bestimmte Situation gestellt. Ich hab‘ ja diese Situation nicht herbeigeführt, sondern ich hab‘ die Aufgabe, aus dieser angespannten und auch wirklich – ja – eine Ausnahme darstellende Situation wieder eine Situation zu machen, die kontrollierter ist, die gesteuerter ist, die geordneter ist. Aber jetzt ist diese Situation da. Und sie hat ihre Ursachen in Menschen, die ihre Heimat verlassen haben. ….
Einwurf Anne Will: Aber die Menschen vermissen die Perspektive, den Plan …
6.54: Den Plan kann ich ja nur geben, wenn ich einen habe. Ja, ich habe einen Plan, aber dieser Plan hängt ja nicht von mir alleine ab. Wir haben einen Krieg in Syrien, wir haben kriegerische Zustände im Irak. Und wir haben Menschen, die machen sich auf den Weg … Jetzt müssen wir doch dort ansetzen, wo die Ursachen, dass diese Menschen jetzt zu uns kommen, liegen. … Ich muss erst mal dafür sorgen, dass Europa seiner Verantwortung gerecht wird. Und nicht nur vier Länder in Europa. Das ist schon ein harter Kampf. Ich war heute gerade im Europäischen Parlament, habe mich vehement eingesetzt. … Dann geht es darum, die Situation in den Flüchtlingslagern zu verbessern. Da haben wir ’ne Situation, wo die Menschen jetzt gekürzte Rationen haben, sich zum Teil vielleicht auch deshalb auf den Weg gemacht haben. Also muss ich das ändern. Da haben wir schon Änderungen vorgenommen. Dann müssen wir mit der Türkei – ich hab jetzt Kontakte aufgenommen, die Europäische Kommission hat Kontakte aufgenommen. Zugegebenermaßen: das dauert. Länger, als manche sich wünschen, dass die Lösung herbeigeführt ist … Dafür hab ich mir Aufgaben gestellt, für die ich Verbündete brauche. Und die liegen zum großen Teil außerhalb unseres Landes …. Das alles braucht Zeit.
Frage: Soll dann Deutschland immer mehr Menschen aufnehmen?
10.25: Ich möcht‘ mich an den Zahlen jetzt, an den Statistiken, die im Augenblick herumgereicht werden, gar nicht beteiligen. Es sind viele, sehr, sehr viele Menschen. … Das ist im Augenblick nicht richtig möglich, verlässlich Zahlen zu benutzen. Aber das ist auch egal – es sind sehr, sehr viele, und es bedarf einer Ordnung, das ist überhaupt keine Frage. Und jetzt will ich vielleicht noch einmal deutlich machen: Es liegt ja nicht in meiner Macht, es liegt überhaupt in der Macht keines Menschen aus Deutschland, wie viele zu uns kommen. Sondern es liegt in unserer Macht und in unserer Aufgabe, im Land die Prozesse zu ordnen, soweit wir das können und so schnell wir das vor allen Dingen können. … Einige drücken sich noch vor der Verantwortung. Da muss man weiter dafür arbeiten. Und dann sage ich einfach, die Aufgabe muss gelöst werden, aber es hat ja keinen Sinn so zu tun, als hätten wir das in der Hand, wie viel Flüchtlinge morgen kommen, sondern im Augenblick müssen wir dafür arbeiten, dass die Prozesse gesteuerter und geordneter ablaufen.
Frage: Brauchen wir einen Aufnahmestopp?
14.20: Ja, wie soll das funktionieren? Das Problem ist ja: Sie können die Grenzen nicht schließen. … Deutschland hat 3.000 km Landgrenze. Dann müssten wir um diese 3.000 km einen Zaun bauen. Wir konnten in Ungarn besichtigen, was dabei herauskommt, wenn man einen Zaun baut. Dann werden die Menschen sich andere Wege suchen. Dann werden sie über die grüne Grenze überall herüberkommen. Das wird nicht klappen. Es gibt den Aufnahmestopp nicht. Und deshalb komm‘ ich ja durch langes Nachdenken, und immer wieder denk‘ den ganzen Tag darüber nach und versuche dann die entsprechenden Handlungen zu vollziehen, dass wir nur an unseren Außengrenzen besser schützen können, aber das wird auch nicht klappen.
Und so läuft das in Endlosschleifen weiter Das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen: Ja, es kommen sehr, sehr viele. Aber das ist auch egal. Da kann man nichts machen. Ich kann ja nichts dafür. Es hat mich überrollt, und nun muss ich als Bundeskanzlerin hart daran arbeiten, wieder Ordnung in meinem tollen, starken Land zu schaffen (das aber nur „mein Land“ ist, wenn es zu meinen Plänen ein freundliches Gesicht macht). Klar habe ich einen Plan. Dafür brauche ich jedoch Hilfe von außen. Doch die wollen sich leider noch vor der Verantwortung drücken. Das dauert eben. Aber ein Plan B kommt für mich nicht in Frage.
Zusammenfassung, Schlussfolgerung, Fragen über Fragen
Kann das sein, dass wir uns so etwas von einer Frau sagen lassen müssen, die die Richtlinien der Politik eines demokratischen Landes bestimmt? Die einmal die mächtigste Frau Europas, ja sogar der Welt, genannt wurde? Die sagt, die Situation ist eben so und da sind wir machtlos? Das kann man doch nicht einfach so stehen lassen, Anne Will, liebe Bürger! Da drängen sich doch sofort ganz andere Bilder und Fragen auf: Was ist der Subtext? Was sind die Geschichten hinter ihrer Geschichte? Wer oder was steuert diese Frau fremd? Ist sie nur eine willige Vollstreckerin, die nun aufräumen muss, was die plötzlich über sie hereingebrochene „Globalisierung“ ihr so völlig unerwartet beschert hat? Hatte sie nicht schon lange vorher von einer „Neuen Weltordnung“ gesprochen? Was sind das für anonyme Kräfte, die uns leiten? Was für ein Plan steckt dahinter? Wodurch werden die Flüchtlingsströme denn verursacht, von denen sie so total überrascht wurde? Wer hat die Kriege angefangen, vor denen die Menschen fliehen? Wie ist der IS entstanden? Warum haben wir in Libyen jetzt – Zitat Merkel – „einen Staat, den es nicht gibt?“ Wer trägt die Verantwortung für die Zerschlagung ganzer Regionen im Nahen Osten? – Ganze Teile der Wirklichkeit werden einfach ausgeblendet.
Stattdessen Merkels Lieschen-Müller-Erklärung: 42.00: „Bis jetzt hab‘ auch ich oft gedacht: Syrien ist weit, Irak ist weit. Afghanistan ist weit …. Jetzt zeigt sich plötzlich, dass es Menschen gibt, die so um ihr Leben rennen, dass diese weiten Strecken plötzlich zusammenschrumpfen und sie bei uns in die EU kommen, d.h., dass wir Teil dieser Konflikte werden.“
Merkels Narrativ – und kein Nachhaken?
Dass Frau Will nicht nachfragte, als Merkel sagte, „Den Plan kann ich ja nur geben, wenn ich einen habe.“ – merkte, dass sie damit gesagt hatte, ich habe keinen Plan, und nachschob, „Ja, ich habe einen Plan, aber dieser Plan hängt ja nicht von mir alleine ab.“, ist eine andere, eigene Geschichte, eine über Frau Will.
Will belässt es fein bei der Oberfläche. Sie lässt Merkel einfach erzählen und erzählen. Sie hakt – um nur ein Beispiel zu nennen – nicht bei den „gekürzten Rationen“ ein; bei der unglaublichen und skandalösen Tatsache, dass die Vereinten Nationen ihre Lebensmittelhilfe für die Flüchtlingslager wegen Geldmangels (!) in Syrien um 40 Prozent, im Libanon um bis zu 30 Prozent gesenkt und in der Türkei sogar gestrichen haben und damit die Krise erst ausgelöst haben, wie Merkel selber sagt. Aber nicht nur bei Anne Will, auch sonst wird Merkel alles abgenommen, vor allem, dass sie eigentlich mit vielen Woten gar nichts sagt.
Alles nur so passiert – oder wie? Wir haben kein Geld und verlassen uns auf Frau Merkel, die ab und an als UN-Generalsekretärin gehandelt wird und dafür gerne die Verantwortung übernimmt, um die Finanzierung dann den Bürgern ihres Landes ungefragt zu überlassen? Dazu ein Auszug aus einem Artikel von Hans-Hermann Tiedje (früher u.a. Medienberater von Kanzler Kohl) in der NZZ:
„Dass allerdings Europa zum gelobten Land für Millionen Migranten aus der arabischen und schwarzafrikanischen Welt werden könnte, zeichnete sich deutlich ab. Schon 2004 propagierte der deutsche SPD-Innenminister Otto Schily die Idee, das Elend der Bevölkerungswanderung am Mittelmeer durch die Einrichtung von Zentren zur Registration in nordafrikanischen Herkunftsländern zu filtern oder zu stoppen. Und Walter Laqueur veröffentlichte sein seherisches Alterswerk «Die letzten Tage von Europa – Ein Kontinent verändert sein Gesicht». Darin sagte er den muslimischen Zustrom samt allen Problemen präzise voraus. So neu und überraschend kann also das, was 2015 passierte, für die politischen Akteure nicht gewesen sein – es sei denn, sie waren blind oder anmaßend.“
Als „ein immenses Sendungsbewusstsein mit religiösen Zügen“ beschreibt Alexander Wallasch Merkels „Missionszug“ in seinem Artikel „Mogelpackung Sicherheits-Paket“. Wie viele solcher Mogelpackungen unterwegs sind, kann man kaum noch zählen. Die Kirchen folgen mal wieder opportunistisch-freudig und „alternativlos“ den Spuren der Herrscher. Unser Freiheitspotenzial ist schleichend geschwunden und schwindet weiter, wie zahlreiche Beiträge hier bei Tichys Einblick dokumentieren. Viele, die ich kenne, haben erstaunlicherweise die Zeichen an der Wand noch nicht entziffert. Indessen kommen die Einschläge näher.
Jede Ideologie fürchtet das frei schwebende kreative Denken, denn das folgt nicht blind den Vorgaben, sondern akzeptiert per se keine Alternativlosigkeit. Ein Denken auch, dass ein historisches Bewusstsein entwickelt hat und sich daran orientiert, welche Folgen ein alternativloser, undurchsichtiger Plan in den Händen von Einzelnen haben kann. Fortschritt ereignet sich dagegen als ein Prozess des Wandels durch Wissenserwerb und des Hinterfragens des Erreichten.
Alternativlosigkeit bedeutet Diktatur und Stillstand und will uns die uns vom Grundgesetz verbriefte Gedanken- und Meinungsfreiheit nehmen. Das dürfen wir nicht geschehen lassen! – „Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!“ (Günter Eich in seinem Gedicht „Wacht auf!)