Wenn die Bevölkerung explodiert und die Konkurrenzfähigkeit implodiert, wird gewandert. Alsbald folgt fast immer die Gewalt. Doch nicht Krieger, sondern Wirtschaftsmigrant ist die erste Option. Am schlechtesten schneidet Afrika ab. Zwischen 2006 und 2016 fällt sein Weltanteil an PCT-Patenten – also den wirklich streng ausgewählten – von 0,7 auf 0,5 Prozent, obwohl sein Erfinderpool um 275 Millionen Menschen von 950 Millionen auf 1,225 Milliarden springt. Das entspricht fünfzehn Deutschlands. Kaum besser ergeht es dem Raum Lateinamerika/Karibik. Er stürmt von 570 auf 640 Millionen, sinkt bei Patenten aber von 3 auf 2 Prozent ab.
Während aus Afrika 2009 nur 38 Prozent auswandern wollten (GALLUP), stehen 2017 schon 50 Prozent zur Übersiedlung bereit (PEW). Bei momentan 1,3 Milliarden zwischen Algier und Kapstadt hoffen also 650 Millionen auf durchlässige Grenzen in Europa, während die Latinos beten, dass Trump beim Hochziehen seiner Mexiko-Mauer scheitert.
Nur diese beiden Räume lassen Neue mit fehlender Weltmarkttauglichkeit noch herein. Nach den soeben bei Cambridge University Press vorgelegten Zahlen Heiner Rindermanns (Cognitive Capitalism) liegt in den USA die Cognitive Ability der Einheimischen bei keineswegs üppigen 99, die der Zuwanderer jedoch nur bei 95. In der Schweiz steht es 102 zu 95, in Deutschland 100 zu 92, in Österreich 99 zu 92 und in Frankreich 98 zu 92. Dagegen schafft Australien mit seiner unangefochtenen Grenzhoheit ein 99 zu 100. Auch aufgrund der Einwanderungspolitiken fällt Nordamerikas Welt-Patenanteil von 26,1 auf 20,5 Prozent, während Europa von 18,6 auf 11,3 Prozent regelrecht abstürzt.
Ausschließlich Asien – und das heißt in erster Linie 1,75 Milliarden Ostasiaten (entspricht 22 Deutschlands) – wächst trotz stagnierender und alternder Bevölkerung beim geistigen Eigentum unaufhaltsam und steht momentan bei 65 Prozent der globalen Patente. An den Grenzen passt man auf. 2016 akzeptiert Japan 28 Asylanten. In Süd-Korea sind es zwischen 1994 und 2016 durchschnittlich 27 pro Jahr. Unter 1,4 Milliarden Chinesen leben knapp 600 anerkannte Flüchtlinge („The upper Han“, The Economist, 19.-29. November 2016, 20-22/22).
Die meisten der bald fünf Milliarden Bedauernswerten in den abgeschlagenen Regionen aber müssen daheim ein Gleichgewicht zwischen immer mehr Ehrgeizigen und immer weniger akzeptablen Positionen erkämpfen. Wenn dabei wenigstens die Palette von konventionellen bis zu nuklearen Kriegswaffen nicht ganz ausgeschöpft werden könnte, wäre schon viel erreicht.
Gunnar Heinsohn (Jg. 1943) lehrt Kriegsdemographie am NATO Defense College in Rom.