Ein „Aha-Erlebnis“ der besonderen Art mussten vor einigen Tagen die Redakteurinnen eines Magazins des Deutschlandfunks erleben. Weit entfernt vom tatsächlichen Meinungsbild in der deutschen Gesellschaft wagte man sich, getäuscht durch das Wohlgefühl eines allgemeinen linken Konsens mit engem Meinungskorridor innerhalb des Milieus, mutig mit einer strittigen Frage an die Hörerschaft. Was man denn von der „Vergenderung“ unserer Deutschen Sprache halte?
Oh – welch Schrecken muss der Redaktion in die Knochen gefahren sein – Vier Fünftel aller Anrufer, darunter viele Frauen, konnten mit der „Inevitis“ nichts anfangen. Schlimmer noch, sie fanden sie schlicht überflüssig, die deutsche Sprache verhunzend und den Frauen generell einen Minderwertigkeitskomplex unterstellend. Bezeichnend, dass gerade Frauen mit diesem Selbstverständnis selbsternannter Umerziehungsapostel und ihren Begriffen eines Kulturkampfes zwischen Mann und Frau wenig anfangen können. Dies entspricht auch allen Ergebnissen der Umfragen renommierter Institute wie „Allensbach“ oder der „Shell Jugendstudie“ – um nur zwei zu nennen. Und tatsächlich ist es eine Minderheit, welche allerdings große Teile der veröffentlichten Meinung dominiert und die Mehrheit der Frauen mit ihrer „Inevitis“ Kampagne die Mehrheit der Frauen im Lande diskriminiert. Wie dumm muss doch der überwiegende Teil der Frauen sein, wenn er die Demütigung durch die so genannte Altsprache nicht einmal erkennt? Welche Arroganz!
Ähnlich verhält es sich auch mit dem Zelebrieren von Anklage-Foren gegen „Sexismus“. Seit Ewigkeiten finden Frauen Gefallen an Reizwäsche – die Umsätze boomen. Die Kundinnen können doch nicht alle Sexsklaven sein, die nur von ihren Männern gewaltsam zu Ihrer Reduzierung auf das Erotische gezwungen werden. Als ob die Freude an Schönheit und erotischen Reizen etwas Abartiges wäre. Um dem abzuhelfen braucht es also der Umerziehung oder frei nach Lenin, muss der neue Mensch erzogen werden. Im Zweifel auch mit Gewalt.
Wie weit der gesellschaftliche Druck schon reicht, zeigt das Ergebnis einer Umfrage unter Personalchefs führender kalifornischer Unternehmen, nach denen bei der Auswahl weiblicher Bewerber unattraktive Frauen größere Chancen haben als Hübschere. Der Grund liegt auf der Hand. Die Männer fürchten sich vor dem Vorwurf, ihre Auswahl nach sexistischen Kriterien getroffen zu haben. Wer will sich das schon antun?
Wie der neue Typ Frau sein soll, demonstriert seit einiger Zeit eine Spezies von Tatort-Kommissarinnen am Sonntagabend. Orientiert an der blonden CIA-Agentin in der Serie Homeland sind die Frauen herb und eher ungepflegt, man könnte meinen, sie seien auf dem Weg zu einer Geschlechtsumwandlung. Gleichzeitig aber geht von ihnen oft eine größere sexuelle Aktivität aus als von den Männern. Da schleppt man schon mal aus der Bar einen Typen für einen One-Night-Stand stand ab. „Hauptsache du liegst am Morgen nicht mehr neben mir“. Notgedrungen wird mit solchen Frauenbildern auch auf die traurige Tatsache eingegangen, dass immer mehr Frauen nur schwer einen Partner finden und von der Einsamkeit des Single-Daseins von Jahr zu Jahr mehr frustriert werden. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Ergebnis einer Studie in Großbritannien über das Klientel von Dating-Portalen. Danach gehen 48% aller erotisch orientierten Profile von Frauen aus. Das ist wirklich neu.
Fest steht: Auch wenn die Verunsicherung vieler Frauen und Männer über ihr Rollenverständnis in akademischen Kreisen zum Merkmal mit allen Konsequenzen geworden ist, lebt die übergroße Mehrheit der Bevölkerung wie eh und je – arbeitet fleißig, freut sich an Spaß und Lust und lässt Frau und Mann einfach das sein, was sie immer waren.