Die mit 41 von 79 Stimmen im Amt bestätigte Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, hat ihr neues Kabinett ernannt. Zwei von acht Ministerposten gehen an die Partei „Die Linke“. Neue Ministerin für Bildung und Kindertagesstätten ist die Fraktionsvorsitzende der Linken, Simone Oldenburg. Sie ist gleichzeitig stellvertretende Ministerpräsidentin. Das Ministerium für Justiz, Gleichstellung und Verbraucherschutz führt Jacqueline Bernhardt, bisherige Parlamentarische Geschäftsführerin der Linkspartei.
Nach 15 Jahren gemeinsamer Regierungsarbeit mit der CDU hat sich Manuela Schwesig (SPD) nach der letzten Landtagswahl im September – ohne Not – für ein Bündnis mit der Linkspartei entschieden. Laut NZZ begründete Schwesig das Linksbündnis „mit größeren inhaltlichen Schnittmengen, einem pragmatischen Politikansatz bei der ehemaligen SED und der Aussicht auf eine gerechte Sozialpolitik“. Die beiden Koalitionspartner versprechen für Mecklenburg-Vorpommern den „Aufbruch 2030“. Ein Schritt zum Aufbruch war bereits die Einigung auf den 8. März als neuen Feiertag. Der Internationale Frauentag, der in der DDR fest verankert war, wird bisher nur in Berlin begangen.
Auch Olaf Scholz hatte während des Bundestagswahlkampfes eine Koalition mit der Linkspartei niemals ausgeschlossen. Nicht zustande gekommen ist das Bündnis wahrscheinlich nur, weil die Linke nicht genug Wählerstimmen bekommen hat. Überhaupt konnte die Linke in Fraktionsstärke nur in den Bundestag einziehen, weil sie bei der Bundestagswahl drei Direktmandate geholt hat, zwei davon in Berlin. Wenn die Wahl in Berlin wegen der Rechtsverstöße wiederholt werden sollte und eines der beiden Berliner Direktmandate der Linken nicht bestätigt würde, so könnte die Fraktion der Linken wieder aus dem Bundestag verschwinden.
Überhaupt tut sich die gesamte Linke mit der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit schwer. Bis heute weigert sie sich, die DDR offiziell als Unrechtsstaat zu benennen. Im Koalitionsvertrag der zukünftigen Regierung Mecklenburg-Vorpommerns steht zwar: „Die Überwindung der Grenzen und des Unrechts der SED-Diktatur durch die Friedliche Revolution von 1989 ist und bleibt Teil der Gedenkkultur des Landes. Die Koalitionspartner bekennen sich zum fortgesetzten Dialog mit den Opfern der SED-Diktatur. Orte des erlittenen Unrechts werden als Lernorte der Demokratie weiterentwickelt.“ Ob dieser selbst auferlegte Auftrag allerdings erfüllt wird, wenn sowohl das Bildungsministerium als auch das Justizministerium von Politikern der Linkspartei geführt werden, ist wohl eher zweifelhaft.
Das bewertet die Juristin und FDP-Politikern Karoline Preisler aus Mecklenburg-Vorpommern genauso. Sie schreibt auf Twitter, sie würde den 11. November 2021 nie im Leben vergessen: „Meine Ministerpräsidentin legt Justiz, Rechtsstaat, Aufarbeitung #Unrechtsstaat #Opfer #Mauertote #SED in linke Hände.“
Im Jahr 2020 wurde bereits die Linke-Politikern Barbara Borchardt zur Landesverfassungsrichterin in Mecklenburg-Vorpommern ernannt, mit Zustimmung der CDU. Borchardt war langjähriges SED-Mitglied. Sie ist außerdem Mitbegründerin des linksradikalen Zusammenschlusses „Antikapitalistische Linken“ – wie auch der Landesvorsitzende der Linken in Mecklenburg-Vorpommern Torsten Koplin.