Tichys Einblick
Inhaltlich entkernt

Die linke Hegemonie ist am Ende

Der Kampf der Linken verkommt zu einem reinen Kampf gegen den politisch Andersdenkenden. Inhaltlich nahezu vollkommen entkernt, hat man etwas anderes nicht mehr aufzuwarten. Die Linke ist und hat kein Projekt mehr.

© John MacDougall/AFP/Getty Images

Es wird immer erst schlimmer, bevor es besser wird. Lange musste dieser Satz als Durchhalteparole für all jene herhalten, die sich das atemberaubende Tempo, mit dem sich Deutschland auf den wirtschaftlichen und kulturellen Abgrund zubewegt, irgendwie schönreden mussten. Das letzte Fünkchen Optimismus für alle, die die leise Hoffnung in sich tragen, dass die Katastrophe doch noch abzuwenden sei, oder die zumindest nicht so ohne Weiteres die Flucht ins Ausland antreten können oder wollen. Das Problem daran: Wann ist es so schlimm, dass es besser wird? Gibt es einen Peak des Schlimmen? Hatte man nicht schon oft in den letzten zwei Jahren, angesichts von Terroranschlägen in ganz Europa gedacht, dieser wäre längst schon erreicht und wurde eines Besseren belehrt?

Griff in die Kasse
Bei maybrit illner: Jamaika, die Xste – wer guckt am Ende in die Röhre?
Nein, der gesellschaftliche Peak des Schlimmen ist noch nicht erreicht. Mag sein, dass gemäß Umfragen eine Mehrheit der Deutschen gegen die aktuelle „Flüchtlingspolitik” ist und dass 70% gemäß einer von ProSieben-Sat1 in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage der Meinung sind, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Gewählt werden am Ende, vielleicht auch in gefühlter Ermangelung an wirklichen Alternativen, jedoch immer noch zu großen Anteilen genau jene, die für die Anbiederung an den konservativen Islam und für die derzeitige Asylpolitik stehen. Nicht jeder wagt eben gleich den Schritt in die Fundamentalopposition. Das mag zum einen an der angebotenen Fundamentalopposition in Form der AfD liegen, aber zum anderen sicherlich auch daran, dass es einem selbst noch nicht genug an den Kragen geht, um sich derart die Hände „schmutzig” zu machen. Dann lieber noch einmal eine Runde im Merkel-Karussell der unvorhersehbaren Richtungswechsel. So lange sich keiner übergeben muss und der Staat noch nicht so viel abzwackt, dass der geleaste Zweitwagen weg muss und die Raten für das Haus nicht mehr bezahlt werden können, hält man es noch einmal vier Jahre so aus, wie es ist. Derweil werden immer weiter irreparable Fakten geschaffen, die dieses Land bis zur Unkenntlichkeit verändern.

In Deutschland ist man aufgrund der eigenen Geschichte naturgemäß etwas vorsichtiger, wenn es um große politische Umstürze geht. Anders als beim Franzosen liegt uns das wütende Demonstrieren zu jeder Gelegenheit nicht im Blut. Und dennoch tut sich etwas im Staate derer, die sich am liebsten nur zu den Dingen bekennen, die ohnehin als gesellschaftlicher Konsens gelten. 12,6 % für eine Partei, die es ohne das Versagen der Kanzlerin in der Flüchtlingspolitik auf der großen politischen Bühne gar nicht mehr gäbe, sind dennoch nicht so einfach wegzureden. Genauso wenig wie der Unmut eines wachsenden Teils der Bevölkerung, der sich an immer mehr Stellen, vor allem aber in den Sozialen Medien entlädt. Dazu kommt, dass aus den als „gefühlt“ gebrandmarkten Problemen der Bürger mit der Art der Einwanderung reale Probleme geworden sind, die man kaum mehr leugnen kann.

#Kartoffelwochen
Nicht-binär-Personen, die die Welt nicht verstehen
Während der linksgesinnte Teil der Gesellschaft immer größere Probleme mit einer stetig wachsenden Kluft zwischen eigener Wunschvorstellung und Realität bekommt, kommt die Realität den Befürchtungen der zunächst als Wutbürger und anschließend als Modernisierungsskeptiker beschimpften Deutschen immer näher und überholt sie an nicht wenigen Stellen sogar. Der ideologischen Hegemonie des linksgrünen Spektrums wird in immer stärkerem Maße die Legitimation entzogen. Etwas, was man vor in Politik und Medien instinktiv spürt, jedoch keine adäquate Antwort darauf findet. Bis heute liegt es jenseits der linken Vorstellungskraft, dass Menschen diese Art von Einwanderung und Asylpolitik schlichtweg nicht wollen. Dass es eben welche gibt, die sich nicht davon bereichert fühlen. Die im Gegenteil sehen, welche Nachteile diese Art von Zuwanderung früher und auch ganz aktuell mit sich gebracht hat. Stattdessen ist jeder, der nicht die eigenen Ansichten teilt, ein Verführter, der den „Rechtspopulisten“ auf den Leim geht. Des Linken Problem, die Mündigkeit des Bürgers anzuerkennen, ihn nicht zum bloßen Opfer der äußeren Umstände, zum „Verführten“ zu machen, hindert ihn daran, zu realisieren, dass nicht alles eine Frage der „richtigen“ Erklärung ist.

Und so erleben wir aktuell die zunehmende Aggressivität eines politischen Spektrums, dem die Argumente ausgehen. Das nicht fassen kann, dass sich trotz seiner erzieherischen, volksaufklärerischen Bestrebungen immer mehr Bürger von seinen Erklärungen abwenden und hier wie auch in ganz Europa rechtskonservativen Parteien ihre Stimme geben.

Ach, Spiegel!
Statt Einsicht und Selbstkritik gibt es noch mehr Moralhybris und noch mehr Belehrungen für den vermeintlich unmündigen Bürger. Der sanfte Klaps auf den Hinterkopf hat nicht funktioniert, jetzt wird der Baseballschläger ausgepackt. Angst machen sollte das nicht – zeigt es doch nur, dass vor allem die linke Avantgarde des deutschen Meinungsjournalismus am Ende ist. Oder wie sonst soll man die verzweifelten Aufrufe zum Widerstand gegen den „braunen Mob“ der SPIEGEL-Kolumnistinnen Stokowski und Berg interpretieren? Antifaschismus als Alltag wünscht sich Margarete Stokowski und schreckt hierbei auch nicht vor originellen Parolen wie „Antifa ist Handarbeit“ zurück, die gerne einmal auf Flyern der Linksradikalen in Verbindung mit einem Schlagring oder einem Pflasterstein steht. Und auch Sibylle Berg scheint Schlagring und Pflasterstein für die adäquateren Kommunikationsmittel im Umgang mit Rechten zu halten. Die Zeit des Redens sei jedenfalls vorbei, denn ohnehin sei Reden mit Rechten unglaublich öde (keine Sorge Frau Berg, mit Linken auch). Es folgt eine Verharmlosung der G-20-Krawalle, um schlussendlich darauf zu verweisen, dass der Schwarze Block, die jungen Leute der Antifa den „Faschisten“ vielleicht mit dem einzigen Argument begegnen, dass Rechte verstehen würden. Das hat schon etwas von einem Ulrike Meinhof-Spirit schlecht formuliert, der da anscheinend zusammen mit einem verdorrten Wüstenstrauch durch die Köpfe von Margarete Stokowski und Sibylle Berg geweht ist. Lediglich das „vielleicht“ hätte man sich schenken können, da Frau Berg es ganz sicher ohnehin nicht so meint, aber vermutlich war das die einzige Auflage, das letzte Aufmucken des Verstandes, bevor er sich endgültig aus der SPIEGEL-Redaktion, die solch geistige „Perlen” durchgehen lässt, verabschiedet hatte.

Woanders sieht es in Sachen Verstand noch prekärer aus. Bei der TAZ zum Beispiel. Dort dürfen nämlich Personen wie Hengameh Yaghoobifarah schreiben, deren Selbstbeschreibung sich liest, als hätte sie Freigang. „Queerfeministin“ sei sie, wolle also weder als Frau, noch als Mann gesehen werden, da Geschlechter ohnehin nichts weiter als soziale Konstrukte seien. Auch Hautfarben scheinen in Hengamehs Welt sozial konstruiert zu sein, weshalb die käseweise, beleibte Hengameh sich nicht nur als Queerfeministin bezeichnet, sondern auch als „person of color“, also als Dunkelhäutige. Studiert hat Hengameh, Sie ahnen es bereits, nicht Biologie, sondern „irgendetwas mit Medien“ (Medienkulturwissenschaft) und Skandinavistik. Zu ihren Hobbies gehört eine ausgesprochene Deutschenfeindlichkeit, die sie „reverse racism“ nennt, aber leider nicht davon abhält, Bilder von ihren dicken Beinen in weißen Socken und Sandalen auf ihrem Instagram-Account zu posten. „Deutsche schafft euch ab!“ heißt das neueste Werk  der/die/das jungen Autor/in, die u.a. auch für das Missy-Magazin schreibt. Der Inhalt ist in etwa so schlecht wie der Stil, der eher an eine Dritte-Klasse-Aufsatz einer mäßig begabten Grundschülerin erinnert – nur mit mehr Kraftausdrücken. Was könnte die TAZ also antreiben, einen derart talentfreien Brei zu veröffentlichen, wenn nicht die pure Verzweiflung?

Was sind schon Fakten
Es geht um die Flüchtlingspolitik - nicht um Breitbandnetze
Die Wahrheit ist: Die alten Kämpfe sind längst ausgefochten. Weder der Otto-Normal-Malocher, noch die Otto-Normalfrau, die emanzipierter denn je ist, haben noch Identifikationspunkte mit einer von den Ursprüngen der Linken völlig entfremdeten akademischen Linksbourgeousie, die sich ideologisch vollkommen verrannt hat. Dabei besteht das Problem nicht darin, dass der heutige Arbeiter in Saus und Braus lebt oder schon alles in Sachen Frauenrechte und Gleichberechtigung gesagt und erkämpft worden ist. Nein, das Problem für das linke Spektrum besteht darin, dass man die heutigen Probleme des Malochers und der emanzipierten Frau aus Gründen des über allem thronenden Anti-Rassismus nicht ansprechen kann. Wohnungsnot aufgrund der Zuwanderung, Abfall des Bildungsniveaus an den staatlichen Schulen, das vor allem jenen Schichten schadet, bei denen die Verfehlungen der Schule zu Hause nicht kompensiert werden können und schlussendlich das Frauenbild im Islam, dass auch den Alltag von immer mehr Frauen in Deutschland negativ beeinflusst. Und weil man diese realen Probleme nicht aussprechen kann und ansonsten nicht so viel übrig bleibt, was man von Links besprechen könnte, erfindet man eben Probleme, macht aus Geschlechtern und Hautfarben soziale Konstrukte, führt hochtrabende elitäre Diskussionen über Sexismus, der mit dem wirklichen Alltagssexismus durch vornehmlich Migranten aus dem islamischen Raum nichts gemein hat und ergießt sich schlussendlich in wirren Pamphleten über die Notwendigkeit der Antifa, da den „Rechten“ nicht anders beizukommen sei. Der Kampf der Linken verkommt zu einem reinen Kampf gegen den politisch Andersdenkenden. Inhaltlich nahezu vollkommen entkernt, hat man etwas anderes nicht mehr aufzuwarten.

Aber jene „Rechten“ wird man nicht mit Gewalt und noch mehr nervtötender, weltfremder Ideologie wieder einfangen. Eher werden sich die Fronten dadurch noch weiter verhärten. Das linke Spektrum hat keine andere Wahl, als sich der Realität zu stellen und sich selbst kritisch zu hinterfragen, will es nicht vollkommen den Anschluss in der Gesellschaft verlieren und irgendwann gänzlich isoliert dastehen.

Natürlich kann man sich über derartige Verbaleskalationen aufregen. Man kann darüber hinaus in Gedanken durchspielen, was passiert wäre, wenn einer meiner Kollegen oder ich Lobeshymnen auf rechte Straßengruppierungen gesungen oder einen Text mit dem Titel „Muslime schafft euch ab!“ verfasst hätte. Oder man sieht ein, was längst öffentlich ist: Die Linke hat fertig.

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