Die jüngsten Wahlen sind eine Ohrfeige für CDU und SPD
Josef Kraus
Eine Klatsche waren die jüngsten Wahlen auch für mindestens drei der fünf CDU-Vizes: Julia Klöckner (Rheinland-Pfalz), Thomas Strobl (Baden-Württemberg) und Volker Bouffier (Hessen).
Wir haben uns das „Vergnügen“ gemacht und so getan, als seien Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ein Bundesland. Dann schauen die Ergebnisse, die ja in Baden-Württemberg für die Grünen vor allem mit Winfried Kretschmann und für die SPD in Rheinland-Pfalz mit „Malu“ Dreyer zu tun haben, anders aus. Und zwar so, dass man sich in Berlin bei CDU und SPD allergrößte Sorgen machen muss. Kanzlerambitionen beginnen zu platzen.
Wir sind davon ausgegangen, dass Baden-Württemberg etwa zweieinhalbmal so groß ist wie Rheinland-Pfalz. Dann haben wir zusammengerechnet: In der Summe insgesamt 10,7 Millionen Wahlberechtigte, insgesamt real 6,6 Millionen Wähler, eine Wahlbeteiligung von jeweils ziemlich exakt 64 Prozent.
Auf dieser Basis erzielten die arrivierten Parteien folgende Anteile:
– Grüne 25,8 Prozent
– CDU 24,8 Prozent
– SPD 17,9 Prozent
– FDP 9,0 Prozent.
Da beißt die Maus keinen Faden ab: „Grün“ ist mittlerweile stärkste Partei. Jedenfalls im fiktiven Bundesland Baden-Württemberg-Rheinland-Pfalz.
Angesichts solcher Zahlen schrillen die Alarmglocken in den Zentralen von CDU und SPD noch nicht schrill genug. Kanzlerkandidat Scholz? Spätestens seit gestern Vergangenheit! Die SPD hat ein Desaster eingefahren – auch mit Dreyer. Vergessen wir außerdem nicht, dass die SPD Baden-Württembergs (dort 11,0 Prozent) mit Saskia Esken die SPD-Co-Vorsitzende stellt. Aber das hätte die SPD schon wissen können, als man mit ihr jemanden zur Vorsitzenden wählte, die für ihre Partei im Wahlkreis Calw 2017 gerade eben 14,4 Prozent holte. Henryk Broder sagt über sie ja nicht ganz zu Unrecht, sie habe den Charme der Direktorin einer Gefängniswäscherei. Genau so trat sie zuletzt gegen einen der letzten Intellektuellen der SPD auf: Wolfgang Thierse.
Einen ganz schlanken Fuß macht sich wieder einmal die CDU. Der Generalsekretär schwadroniert von „Spalterthemen“, die die AfD eingebracht habe, als ob die oberste Spalterin der Nation nicht eine gewisse langjährige CDU-Vorsitzende und Kanzlerin wäre. Die beiden CDU-Spitzenkandidaten Susanne Eisenmann und Christian Baldauf können einem eigentlich fast schon leid tun. Aber die Art und Weise, wie die CDU-geführte Bundesregierung zuletzt so ziemlich alles versemmelt hat, was von Merkel, Spahn, Altmeier und Co. zu versemmeln war, wird einmal mehr zugedeckt. Klar, die Regentin im Kanzleramt, die ja seit Jahren keinen Wahlkampf mehr mitmacht, steht schließlich kurz vor der nächsten Heiligsprechung. Da war die Maskenaffäre ein gutes Ruhekissen für die parteiinternen Analytiker.
Eine Klatsche waren die jüngsten Wahlen auch für mindestens drei der fünf CDU-Vizes: Julia Klöckner (Rheinland-Pfalz), Thomas Strobl (Baden-Württemberg) und Volker Bouffier (Hessen). Alle drei glühende Merkel-Gefolgsleute! Letzterer, Bouffier, hatte mit seiner Hessen-CDU am gleichen Tag Kommunalwahlen zu bestreiten. Es ist nicht gut gelaufen für ihn. Auch hier räumten die Grünen im großen Stil ab. In den meisten großen Städten liegen sie vorne. In Kassel und Frankfurt werden die Grünen wohl erstmals die stärksten Fraktionen stellen. In Frankfurt legten sie von zuletzt 15,3 Prozent auf 25,6 zu. In Darmstadt verteidigte die Partei ihre Stellung als stärkste Partei trotz leichter Verluste. In Gießen und Marburg siegten die Grünen mit Abstand.
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