Tichys Einblick
Das letzten Aufgebot

Die Universalisten schlagen zurück

Der Raubzug des Staates im Namen einer „Klimarettung” ist nur ein Kollateralgewinn. Beim Klimakampf geht es um die Zurückgewinnung der ideologischen Vorherrschaft.

John MacDougall/AFP/Getty Images

Es ist vielfach über die wirtschaftlichen Folgen und Interessen hinter dem sog. Klimaschutzpaket der Bundesregierung geschrieben worden. Es ist sicherlich richtig, dass der Kollateralgewinn des sog. Klimaschutzes die weitere Alimentierung der ca. zwei Millionen dauerhaft Renten beziehender Migranten, die Finanzierung der irrationalen Sozialgeschenke sowie die Versorgung der in rasendem Tempo wachsenden Schar der Staatsbediensteten ist. Doch das Programm als einen reinen Raubfeldzug des gierig wachsenden Staates gegen die noch arbeitenden zu interpretieren, ist zu kurz gegriffen.

Die Universalisten der „anywhere“-Elite, die Auflösung der Nationalstaaten betreibenden Parteien und ihre Verbündeten, die IT-Wirtschaftselite und deren Medien haben 2016 verheerende Niederlagen erlitten. Der bis dahin scheinbar unangefochtene Konsens, dass die Globalisierung unaufhaltsam sei, die Etablierung von immer mehr internationalen Bürokratien unvermeidlich und der einzig mögliche Weg in die leuchtende Zukunft wäre, ist überall im Westen von sogenannten populistischen Bewegungen in Frage gestellt worden.

Noch bedeutender war die Mehrheitsentscheidung der Briten, aus der EU auszutreten – und die Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten. Sie waren die unüberhörbaren Rückmeldungen der „deplorables“. Deplorables, das waren in den Worten der gescheiterten demokratischen Präsidentschaftskandidatin Clinton jene zurückgebliebenen Rassisten, Homophoben, Frauenverachter, Nationalisten und Traditionalisten, die ihre Vision von einer globalen, von radikalen Minderheiten dominierten, diffusen, entnationalisierten Welt, gelenkt von einer Weltregierung und einem Weltunternehmertum, nicht teilen wollten. Viele Briten und Amerikaner wollten die Entscheidungsgewalt von den internationalen bürokratischen Organisationen, Meinungsträgern, NGO und Konzernen in ihr Land zurückholen. Bis zu diesen beiden Ereignissen in den Kernländern des Westens schien die Weltsicht der Universalisten unangefochten. Umso mehr erschütterte sie und die ihnen dienenden Medien, dass sich hier Mehrheiten gegen die bis dahin unbesiegbar scheinende Ideologie erhoben hatten.

Der Klimakampf ist nichts weniger als die machtvolle Zurückmeldung der Universalisten – in Deutschland an vorderster Front. Sie haben mit der Behauptung, eine Klimakatastrophe drohe, ein Thema gefunden, mit dem sie die Hoffnung verknüpfen, die ideologische und moralische Vorherrschaft von den „Populisten“ und von ihren Anhängern zurückzuerobern. Nicht zufällig scharen sich alle demokratischen Präsidentschaftskandidaten der amerikanischen Demokraten um die Parole des „green new deal“.

Dass das Ziel des Klimakampfes unerreichbar ist, macht ihn erst zur richtigen totalitären Utopie. Wie jede Utopie dieser Art wird sie zum umfassenden Volksziel erklärt, dem alle Interessen, ja die Gegenwart als solche bis in alle Ewigkeit untergeordnet werden muss. Deshalb ist es egal, ob Deutschland allein etwas im Kampf gegen CO2 ausrichten kann und wird. Im Gegenteil, mit der Erfolglosigkeit wird gerade bewiesen, dass nur globale Aktionen, die internationale Zusammenarbeit etwas erreichen können, denn nationale Grenzen und Interessen müssen schließlich hinter dem nur im Weltmaßstab verwirklichbaren Ziel zurücktreten.

Es ist falsch anzunehmen, die Bundesregierung sei von der FFF-Bewegung überrascht worden oder werde von ihr zu etwas genötigt. Im Gegenteil: der Staat und ihre vielfältigen Organe sind die Organisatoren des scheinbaren Massenprotestes, der ohne die „solidarische“, Unterstützung durch Schulen, Verwaltungen, staatsabhängigen Unternehmen, Mainstream-Parteien sowie regierungstreuen Medien gar nicht existieren würde. Es ist schon möglich, dass die Regierung und die interessierten Staatsorgane inzwischen mehr bekommen haben, als sie bestellt hatten und ihnen lieb ist. Es soll hier den Regierungs- und Oppositionsparteien nicht unterstellt werden, dass sie vorhatten, jene bürgerkriegsnahen Zustände zu erzeugen, wie sie in vielen Straßen von Berlin und anderen Städten stattgefunden haben. (Obwohl auch dieser Gedanke nicht mehr so abwegig erscheint, wenn man das Wüten des Staatsparteienblocks und seiner Diener in Ostdeutschland betrachtet.) Dass den Grünen, der deutschen Speerspitze der Universalisten, die Maßnahmen, bei denen CDU und SPD offensichtlich bemüht waren, den Schein von Radikalität zu vermeiden, nicht genügen würden, war jedoch abzusehen. Die Grünen werden nicht ruhen, mittels ihrer zahlreichen Positionen in Verwaltungen und staatlichen Institutionen, insbesondere in den Schulen, die sogenannte „Bewegung“ weiter anzuheizen, um den Schein einer Volksbewegung weiter aufrechtzuerhalten und auch noch die restlichen bürgerlichen Kräfte in den Parteien der großen Koalition vor sich herzutreiben.

Spätestens jetzt sollten bei allen, denen unsere Demokratie und Verfassung noch etwas bedeutet, die Alarmglocken schrillen. Wem die Vorgehensweise des Mainstream-Parteienblocks aus totalitären Bewegungen bekannt vorkommt, täuscht sich nicht. Der Geschichtskundige wird viele alarmierende Gemeinsamkeiten mit historischen Vorbildern finden. Die Unterordnung aller Aktivitäten und aller Beziehungen einer Gesellschaft unter ein einziges kollektives Ziel gehört ebenso dazu wie der Ausschluss jener, die widersprechen, aus dem Kreis der ehrbaren Bürger.

Die Reduzierung der menschlichen Wünsche auf „Bedürfnisse“, auf gerade das Nötigste, um am Leben zu bleiben, ist seit Marx im kommunistischen Denken verankert. Mit der Irrlehre vom „Fetischcharakter der Ware“ sollte dem Volke weisgemacht werden, dass seine Wünsche Ausdruck von falschem Bewusstsein seien. Der Kampf der Klimahelden gegen alles Angenehme, Schöne und Besondere, ihre scheinbare Verachtung des Luxus ist eine Wiederholung des kommunistischen Hasses gegen den bürgerlichen Überfluss. Und ebenso wie einst die kommunistischen Kader, die sich selbst diesen nur vordergründig verachteten Luxus durchaus gönnten, denken die heutigen Klimakämpfer und ihre Anstifter nicht im Traume daran, das anderen aufgenötigte Entsagen auch für sich gelten zu lassen.

Einen SUV haben wollen? Amsterdam oder Paris an einem Wochenende erleben? Exotische Früchte genießen? Ein Haus mit viel Platz für die Kinder und sich selbst bauen? Alles nur Ausdruck von falschem Bewusstsein, weil damit das „Klima“ geschädigt werde. Dieses falsche Bewusstsein muss den Leuten ausgetrieben werden, jetzt noch mit Geldstrafen, bald mit sanktionierten Verboten. Schon gibt es den Ausdruck des Klimaschädlings, ein furchtbares Wort, das ein Vorbote von alledem ist, was noch kommen wird, wenn man die Universalisten und ihre totalitäre Utopie nicht aufhält.

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