Tichys Einblick
Warum finanzieren wir Extremisten?

Die freie Gesellschaft ruht auf gleichen Rechten und Pflichten – der Wokeismus will das Gegenteil

Was Chris Veber für Österreich beschreibt, ist in Deutschland nicht minder gültig. Er schlägt vor, sämtliche staatlich finanzierten Studien, Lehrgänge und Kurse abzuschaffen, die den Wokeismus verbreiten.

imago images / Wassilis Aswestopoulos

Nein, die Rede ist nicht von Islamisten, die kommen im nächsten Artikel dran. Ich rede von anderen Extremisten, die von uns gefördert werden, deren Ideologie an unseren Schulen gelehrt wird, deren Propagandisten und Vereine von unseren Steuern bezahlt werden.

Ich rede von Vertretern der Critical Race Theory, der Post Colonial Studies, der Gender Studies, kurz von Apologeten des Wokeismus. Unsere freie, demokratische Gesellschaft beruht auf gleichen Rechten und Pflichten für alle Staatsbürger. Die Wokeisten vertreten das exakte Gegenteil.

Für Wokeisten ist die weiße (vorzugsweise männliche) Rasse der Grund allen Übels auf der Welt. Wir (der Autor ist weiß) haben die Welt kolonialisiert, die PoC (People of Colour, politisch korrekter Neusprech für farbige Menschen) versklavt und verschleppt und ihre Länder ausgebeutet. Wer weiß ist, trägt Schuld. Wer farbig ist, ist ein Opfer. Darum muss Europa, muss unsere Kultur entkolonialisiert werden. Weiße Künstler sind zu ächten (Mozart und Beethoven etwa sind kolonialistisch), weiße Philosophen nicht zu lehren, nur mit dem Schaffen von farbigen Menschen sollten wir uns beschäftigen. Quoten für Farbige in allen Lebensbereichen sollen vergangenes Unrecht wieder gutmachen.

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Ich sehe jetzt mal drüber hinweg, dass diese Annahme zutiefst anmaßend und paternalistisch ist. Geradezu eurozentristisch (normalerweise für Woke eine Sünde). Was würden wohl die Chinesen mit ihren jahrtausendealten Großreichen dazu sagen, auf die Rolle des Opfers des weißen Mannes reduziert zu werden. Was die Mongolen. Was die Osmanen? Es gab auf unserem Planeten Hochkulturen, Jahrtausende bevor Europa auf der Weltbühne erschien. Es gab Künstler, Denker, Eroberer und Erfinder auf allen Kontinenten, zu allen Zeiten.

In Europa wird eben hauptsächlich europäische Kulturgeschichte gelehrt, wie in Japan japanische Kunst und Kultur gelehrt werden. Und in Accra die ghanaische Geschichte gelehrt wird. Wer will, kann seinen Schwerpunkt auf die Kulturen anderer Länder legen und Orientalistik studieren. Aber die Beschäftigung mit der Musik Mozarts ist nicht rassistisch. Was man aus der Geschichte lernen könnte, ist, dass das Verbieten von Wissen noch nie Gutes hervorgebracht hat. Seit Sultan Bajasid II 1483 den Buchdruck verbot, hat die islamische Welt ihre frühere wissenschaftliche Vorreiterrolle eingebüßt und sich seitdem nicht wieder davon erholt.

Aber wie gesagt, sehen wir über diesen Akt der Anmaßung hinweg. Auch darüber, dass farbigen Menschen die Fähigkeit zur Selbstbehauptung abgesprochen wird (sie bedürfen auf Dauer der woken Fürsprecher). Darüber, dass meines Wissens nach Europa keine Farbigen verschleppt wurden. Die Menschen sind freiwillig gekommen, weil sie sich hier eine bessere Zukunft erhoffen.

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Was Wokeismus und Identitätspolitik so gefährlich macht, ist die ausschließliche Definition der Menschen nach Rasse und Geschlecht. Wobei die Rasse unveränderbar ist, ein Weißer kann nie unweiß werden. Während das Geschlecht frei definierbar, weil nicht existent ist. Aber ich weiche ab. Das Sortieren des Menschen nach Rasse und Geschlecht ist gefährlich. Das Trennen in rassisch definierte Opfer und Täter verunmöglicht ein friedliches Zusammenleben. Wenn nicht mehr wichtig ist, WAS ein Mensch sagt, sondern welche Hautfarbe er hat, gehen wir finsteren Zeiten entgegen.

Denn genau das ist eine Essenz von Faschismus. Rasse über Alles. Die Loyalität zur eigenen Rasse zählt mehr als alles Andere. Die verkommene weiße, materialistische Gesellschaft muss durch die (nicht nur moralisch) überlegene schwarze Rasse gereinigt und erlöst werden. Die Unterdrückung der schwarzen Rasse muss gesühnt werden. Durchaus auch unter Anwendung von Gewalt. Ich könnte ewig weiter die Merkmale des Faschismus zitieren, auf die Wokeisten treffen sie alle zu.

Warum also wird diese Ideologie an unseren Schulen und Universitäten gelehrt? Nicht als Objekt des Unterrichts im Rahmen der Behandlung anderer totalitärer Ideologien und religiöser Kulte. Sondern als unwidersprochene Wahrheit. Als die Wirklichkeit setzendes Subjekt des Curriculums.

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Das wäre so, als würden wir Mao oder Mussolini unwidersprochen und unreflektiert im Unterricht behandeln. Aus gutem Grund ist die unkritische Beschäftigung mit der nationalsozialistischen Ideologie als NS-Wiederbetätigung verboten. Totalitarismen enden immer in Gewalt. Der Feind, der benannt wird, muss ja irgendwann auch bekämpft werden. Damit dem Reinen, Wahren und Guten zum Sieg verholfen wird.

Darum schlage ich vor, sämtliche staatlich finanzierten Studien, Lehrgänge und Kurse abzuschaffen, die den Wokeismus verbreiten. Der demokratische Staat muss seine eigene Abschaffung nicht auch noch aktiv vorantreiben. Misten wir die Lehrpläne aus! Identitätspolitik, Gender Studies, Post Colonial Studies und Critical Race Theory haben in unserem Schulwesen nichts verloren.

Ebenso sollten wir allen Vereinen und NGOs, die unter woker Flagge segeln, die Finanzierung entziehen (im Übrigen ist eine von der Regierung bezahlte Nichtregierungsorganisation ein Widerspruch in sich). Ein Beispiel unter vielen in Österreich ist ZARA. Der Verein kämpft laut eigenen Angaben gegen den Hass im Netz. Aber nur wenn sich der Hass gegen PoC richtet. Weiße können aus eigener Erfahrung gehasst werden, ohne dass ZARA mit der Wimper zuckt. Tut mir leid, liebe ZARA, einem Menschen wegen seiner Hautfarbe die Unterstützung zu versagen, ist rassistisch.

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Zuguterletzt sollten wir auch Parteien, die den Wokeismus propagieren, mit Skepsis begegnen. In Berlin sollen demnächst Quoten nach Rassenzugehörigkeit vergeben werden. Zusätzlich zu den schon existierenden Quoten nach Geschlecht. Enden wird das dann in einer (nach Rasse und Geschlecht besetzten) Kommission, die mittels Verteilung von Opferpunkten regelt, wer ein Anrecht auf Posten oder Sozialwohnungen hat. Mit Verlaub, das ist Irrsinn! Keine Partei, die solchen Schwachsinn befördert, sollte unsere Stimme erhalten.

Die Grünen sind eine hypermoralistische Fundamentalistenpartei, die mit der Wirklichkeit nicht umgehen kann. Bei einer Bundeskanzlerin Baerbock käme das “Gute Weltrettungsgesetz“ und eine „Inzidenz“ für den permanenten Klimanotstand. Neben einer endgültigen Grenzöffnung für Migranten aus dem globalen Süden.


Chris Veber, Ex-Philosoph, Ex-Grüner, Unternehmer, freier Journalist, Innsbruck

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