Niedersachsen ist bekanntlich das einzige Bundesland, das den Amtsschimmel sogar im Wappen führt. Und dann hat es noch VW. Oder anders ausgedrückt: Hat es denn eigentlich noch etwas anderes? Da war doch etwas – ah ja, Gorleben! Und damit haben wir auch schon die Eckpunkte des Problems benannt.
Da ist natürlich der Interessenkonflikt vorprogrammiert, denn wie kann man als Politiker VW kontrollieren, wenn man zugleich im Aufsichtsrat sitzt? Oder auch umgekehrt: Wie kann man seinen Pflichten als Politiker den Bürgern gegenüber nachkommen, wenn man aufgrund der Verschwiegenheitsverpflichtung, der Aufsichtsräte unterliegen, die Klappe halten muss?
Der Firmenleitung von VW passte es auch gut ins Konzept, fühlte man doch die schützende Hand des Staates über sich. Man war sich so sicher im Traumwunderland, dass keiner daran dachte, dass die USA nicht von Niedersachsen aus regiert werden – schade eigentlich! So machen diese bösen Amis Ärger, nur weil man sie betrogen hat, wie können die nur? Und ein VW – Manager sitzt sogar im Gefängnis, als ob Betrug kriminell wäre! In Russland wäre das nie passiert, dort kommen nur die „Richtigen“ in den Knast. Russland setzt sogar auf einen abgelegten Bundeskanzler und Ex – Ministerpräsidenten aus Niedersachsen, denn so ein Mann weiß, wie man sein „Adressbuch versilbert“.
Die Politik hingegen fühlte sich nie bemüßigt, dieses nette Treiben zu beenden. An der Spitze eines internationalen Konzern mitzuspielen, sich als „big boy“ zu fühlen, hat einfach einen Glamour – Faktor, den man als „Regionalfürst“ über Ostfriesen oder Harzer definitiv nicht hat. So sind ja die Herren Schröder und Wulff auch zu recht schillernden Persönlichkeiten mutiert, beide mit einem Hang zum teuren Lebensstil, sponsored by ausländischen Unternehmen.
Hier zeigt sich ein altbekanntes Phänomen, dass sich die Politik in guten Zeiten zurücklehnt und nur Geld verteilt, sich aber nicht darum kümmert, wie es weiter gehen soll. Das gilt natürlich besonders dann, wenn sie so eng verbandelt ist mit einem Unternehmen und eisern an dieser einträglichen und bequemen Kooperation festhält. Ein Riesenkonzern und Politik: Beides Musterbeispiele für mangelnde Flexibilität, zusammen eine potenzierte Gefahr.
Übrigens gibt es durchaus Unternehmen, die erkannt haben, wohin uns der Wind wehen wird, z. B. die ZF Friedrichshafen AG. Dieser weltweit führende Hersteller von Antriebs – und Fahrwerkstechnik (wer kennt nicht die ZF – Getriebe?) stellt sich auch beim Thema Künstliche Intelligenz/neue Mobilität gut auf. Er arbeitet mit Nvidia zusammen, hat einen neuen Prozessor entwickelt und zeigt mit dem ZF Advanced Urban Vehicle, wo die automobile Zukunft liegt. Man kann also Wandel auch klug gestalten, das geht durchaus! Nur mal am Rande sei erwähnt, dass der Konzern seine Anfänge als Luftfahrtunternehmen hatte und noch heute weit überwiegend der Zeppelin – Stiftung gehört. Schade nur, dass Friedrichshafen nicht an der Nordsee liegt.
Eines muss man der deutschen Autoindustrie aber zugute halten. Sie hat schlechte Karten. Zum Einen haben Gewerkschaften und auch alle linke Parteien zuverlässig jede Erneuerung in Deutschland verhindert, zum Anderen haben die Grünen die Atomkraft diskreditiert. Ohne Atomkraft aber gibt es keinen günstigen, zuverlässigen und klimaschonenden Strom. Ohne diesen gibt es keine Zukunft. Wir sitzen in der rot – grünen Falle. Und nichts symbolisiert das eindringlicher als Gorleben.